Ortsvorsteher von Impekoven Von der Gorch Fock ins Vorgebirge

ALFTER-IMPEKOVEN · Klaus Tschiersch hat noch nie so lange an einem Ort gewohnt wie in Impekoven. "Hier bin ich sesshaft geworden", sagt der 75-jährige Fregattenkapitän a.D., der privat und berufsbedingt oft umziehen musste und viel auf Reisen war.

Zufrieden blickt er aus seinem Wohnzimmerfenster in Ramelshoven auf die sommergrüne Landschaft der Ortschaft Impekoven, für die er sich seit 15 Jahren als Ortsvorsteher einsetzt.

Die Ortschaft der Gemeinde Alfter mit ihren gut 2100 Einwohnern in den Ortsteilen Impekoven, Ramelshoven und Nettekoven hat etwas Idyllisches. "Wir leben hier Gott sei Dank recht zufrieden gemeinsam", sagt Tschiersch, der sein Ohr am Ort hat und sich immer kümmert, wenn etwas anliegt, von der Bürgerbeschwerde über eine Baumfällung oder Ärger über Pferdeäpfel.

Aber das kommt eher selten vor. Nur jüngst hat es auch den Ortsvorsteher zum Demonstrieren auf die Straße getrieben: für den Erhalt eines Kindergartens in der Ortsmitte von Impekoven. Wie die betroffenen Eltern war auch Tschiersch aus allen Wolken gefallen, als er erfuhr, dass die katholische Einrichtung geschlossen wird und in einen Neubau ins Gewerbegebiet Witterschlick umziehen soll. "Ich hoffe, dass wir eine Lösung für Impekoven finden", sagt Tschiersch. "Die Schließung wäre eine Katastrophe", hatte er bei der Demonstration des Elternbeirates Ende Juni gesagt. "Der Kindergarten gehört in die Ortsmitte und nicht woanders hin."

Wichtig ist ihm als Ortsvorsteher auch der Besuch der traditionellen Veranstaltungen vom Maiansingen bis zum Sankt-Martin-Fest. "Es ist schön, heimisch geworden zu sein", meint er. Gern erinnert sich Tschiersch an Wanderungen des Heimatvereins "Jrön Junge" durch die Ortschaft, die er so besser kennenlernte.

Die seit jeher von der Landwirtschaft geprägten Ortsteile erlebten nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Zuzug von Flüchtlingen eine stürmische Bevölkerungsentwicklung. Die Bundeshauptstadtzeit Bonns brachte einen zweiten Schub an Neubürgern, für die südwestlich des Hauptortes Impekoven Neubaugebiete erschlossen wurden.

So entwickelte sich Impekoven zu einem attraktiven Wohnstandort, in dem weiterhin drei große landwirtschaftliche Betriebe mit Obstanbau und Viehzucht das Landschaftsbild prägen. Als A und O in Impekoven bezeichnet Tschiersch die Mehrzweckhalle, denn eine Kneipe gibt es schon lange nicht mehr.

Für ihren Treffpunkt über der Feuerwehr haben die Bürger in den 90er Jahren selbst die Ärmel hochgekrempelt und in Eigenleistung den Dachaufbau erweitert und renoviert. Unter ihnen war damals auch Tschiersch. Das Obergeschoss wird für Feiern wie den Altenkaffee oder Informationsveranstaltungen genutzt, darüber hinaus für Hochzeiten und Familienfeste vermietet. Auch Klaus Tschiersch hat dort seinen 75. Geburtstag gefeiert.

Auf seiner Wunschliste steht weiterhin, "irgendwie das Geld für einen Aufzug zusammenzukriegen". Für ältere und gehbehinderte Menschen sei es sehr schwer, die Eisentreppe hochzukommen."

Die Beeinträchtigungen im Straßenverkehr, die aktuell der zweigleisige Ausbau der Regionalbahnlinie 23 mit sich bringt, sieht Tschiersch gelassen. "Damit müssen wir leben." Seit er in der Gemeinde wohne, werde über den Haltepunkt in Impekoven gesprochen. "Wir sind froh, dass er endlich kommt." Bisher sei alles ruhig abgelaufen. Mit Freude sieht er auch, dass auf dem ehemaligen Gelände der Gaststätte Scheeben an der B56 eine Einrichtung für dezentrale Seniorenbetreuung entsteht. "Wir können froh sein, dass diese Ruine wieder mit Leben gefüllt wird."

Zur Person

Klaus Tschiersch (75) wurde in Hamburg geboren. Er wuchs als Sohn eines Seeoffiziers in Stettin auf, der 1945 seine sechs Kinder in Lübeck in Sicherheit brachte; die Mutter kam auf dem Weg dorthin bei einem Flieger-Angriff ums Leben. Nach entbehrungsreichen Jahren in einem Behelfsheim in Lübeck folgte 1952 der Umzug nach Kiel, wo Klaus Tschiersch sein Abitur machte.

Danach trat er als Offiziersanwärter in die Bundesmarine ein und gehörte zur ersten Crew, die an Bord des Segelschulschiffes Gorch Fock ging. Später diente Tschiersch unter anderem als Artillerieoffizier auf einer Fregatte. Von 1981 bis 1985 arbeitete Tschiersch als Studienoffizier im Amt für Studien und Übungen der Bundeswehr in Bergisch-Gladbach und wechselte anschließend bis 1991 als Referent ins Bundesverteidigungsministerium nach Bonn.

In dieser Zeit lernte Tschiersch, Vater von zwei Kindern aus erster Ehe, seine zweite Frau Ursula kennen, zog 1989 zu ihr nach Alfter und 1991 mit ihr nach Impekoven-Ramelshoven. Bis zu seiner Pensionierung 1996 war Tschiersch bei der Bundeswehr als Studienplaner und Controller tätig. Seit 1994 sitzt er für die CDU im Gemeinderat, seit 1999 ist er Ortsvorsteher.

Klaus Tschiersch, Burgstraße 12, Impekoven-Ramelshoven, Rufnummer 0228/746011.

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