Projekt "Essbare Stadt" in Alfter Pflücken ausdrücklich erlaubt

ALFTER · Obst und Gemüse statt Blumen und Ziersträucher. Maria-Luise Streng möchte, dass sich auf den Grünflächen der Gemeinde Alfter etwas ändert. Mit einem Bürgerantrag will Streng, die für die Freie Unabhängige Wählergemeinschaft im Kreistag sitzt, erreichen, dass aus gemeindeeigenen Wiesen öffentliche Nutzpflanzengärten werden.

 Maria-Luise Streng auf einer Grünfläche an der Pelzstraße. Auch hier könnten ihrer Vorstellung nach Obst und Gemüse wachsen.

Maria-Luise Streng auf einer Grünfläche an der Pelzstraße. Auch hier könnten ihrer Vorstellung nach Obst und Gemüse wachsen.

Foto: Wolfgang Henry

Das entsprechende Schreiben hat Streng der Gemeindeverwaltung bereits zukommen lassen. Offen ist derzeit noch, wann sich die Kommunalpolitiker im entsprechenden Fachausschuss mit dem Thema beschäftigen.

Die Idee zur der Initiative sei ihr bei einem Besuch in Andernach gekommen. "Ich habe das dort gesehen und fand, dass das eine tolle Idee ist." In der Tat gibt es in der 30.000-Einwohner-Stadt im Landkreis Mayen-Koblenz seit 2010 das Projekt "Essbare Stadt". Zu den Initiatoren gehörte damals Lutz Kosack, der bei der Stadt Andernach für den Bereich Landschaftspflege und Naturschutz zuständig ist.

Wie Kosack erläutert, wachsen in Andernach auf öffentlichen Grünflächen mit einer Gesamtgröße von einem Hektar unter anderem Erdbeeren, Tomaten, Kopfsalat, Esskastanien sowie Birnen, Äpfel, Granatäpfel, Kaki-Früchte und Wein. "Bei uns heißt es 'Pflücken erlaubt' statt 'Betreten verboten'", sagt Kosack. "Bürger können sich nehmen, was sie wollen."

Finanziert und gepflegt wird das Projekt von der Stadt Andernach. Die Mittel dafür nehme er aus dem Etat für Landschaftspflege und Naturschutz, erläutert Kosack. Dieser betrage 40.000 Euro im Jahr. "Ob ich nun Geld ausgebe, um statt Blumen Gemüse anpflanzen zu lassen, bleibt mir überlassen", sagt er.

Für Kosack hat die "Essbare Stadt" viele Vorteile. Das Projekt sei nämlich nicht nur ökologisch und ökonomisch. Es sei auch pädagogisch, weil Kinder unter anderem etwas über biologische Vielfalt lernen könnten. Dazu komme der soziale Aspekt, so Kosack weiter: "Bei der Pflege arbeiten wir mit Langzeitarbeitslosen zusammen."

Maria-Luise Streng findet, dass die "Essbare Stadt" das ganze Stadtbild von Andernach verändert habe. Und: "Jeder fühlt sich für die Beete verantwortlich." Auch in der Gemeinde Alfter soll nach der Vorstellung Strengs die Verwaltung für die Pflege der öffentlichen Obst- und Gemüsegärten verantwortlich sein. Zugleich ist sie sich sicher, dass sich Sponsoren und freiwillige Helfer fänden. "Ich würde auch bei der Suche danach helfen", sagt sie.

Einen Vorteil in dem Projekt sieht Streng auch darin, dass dann giftige Pflanzen aus dem Ortsbild verschwänden. Bei den Obst- und Gemüsesorten sollte man überdies auf regionale und lokale Sorten achten, fügt sie hinzu. Als Beispiel nennt Streng die Pfirsichsorte "Rekord". Diese wurde in den 1930er Jahren in Alfter gezüchtet, spielt heute aber keine große Rolle mehr.

Weitere Informationen zur "Essbaren Stadt" Andernach auf www.andernach.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort