Hochwasserrückhaltebecken im Alfterer Broichpark Naturschutz contra Überflutungen

ALFTER · Ohne ein Hochwasserrückhaltebecken im Alfterer Broichpark besteht weiterhin ein hohes Risiko für Überschwemmungen am unteren Stühleshof und im Tal an der Bahnlinie.

 Nicht mehr zu erkennen: Nach dem Unwetter vom 26. Juli 2008 standen die Schienen der Straßenbahnlinie 18 in Alfter unter Wasser.

Nicht mehr zu erkennen: Nach dem Unwetter vom 26. Juli 2008 standen die Schienen der Straßenbahnlinie 18 in Alfter unter Wasser.

Foto: GA (Archiv)

Selbst Maßnahmen an anderer Stelle werden dort keinen Schutz vor den Folgen eines Unwetters gewährleisten, das statistisch gesehen alle hundert Jahre vorkommen kann. Das war am Dienstagabend nach der Vorstellung des überarbeiteten Überschwemmungsschutzkonzeptes die bittere Erkenntnis im Betriebsausschuss, in dem deshalb die Schutzwürdigkeit des Broichparks infrage gestellt wurde.

"Können wir dabei stehen bleiben, dass der Stühleshof nicht hochwassersicher zu kriegen ist?", warf Thomas Krämer (CDU) konsterniert in die Runde und lieferte sogleich seine Einschätzung: "Das Ergebnis ist eigentlich nicht tragbar." Und auch Wilhelm Windhuis (Grüne) fragte sich, wie mit der neuen Situation umzugehen sei. Hochwasserschutz für Starkregenereignisse, die rechnerisch alle hundert Jahre vorkommen können, sei bereits heute unterer Standard. "Im Zweifel müssen wir das Fass Broichpark wieder aufmachen." Zunächst aber wollen sich Ausschussmitglieder und Gemeindeverwaltung in Ruhe mit dem überarbeiteten Konzept zur Minimierung der Überschwemmungsgefahr in der Ortslage Alfter auseinandersetzen. Damit hatte der Betriebsausschuss Ende 2013 das Ingenieurbüro Osterhammel beauftragt.

Die fortgeschriebene Version umfasst 150 Seiten und einen Maßnahmenkatalog. Auftragsgemäß berücksichtigt das überarbeitete Konzept nicht den Broichpark. Im ersten Konzept aus dem Sommer 2013, ebenfalls beauftragt vom Betriebsausschuss und bezahlt vom Abwasserwerk der Gemeinde Alfter, hatten die Ingenieure den Bau von vier Hochwasserrückhaltebecken vorgeschlagen: am Stühleshof, im Bereich Tonnenpütz/Olsdorf, südlich am Mirbach und im Broichpark. Gegen den Verlust der Grünfläche in der Ortsmitte informierte sich binnen kurzer Zeit so großer Widerstand in Bürgerschaft und Politik, dass der Betriebsausschuss Ende 2013 eine Überarbeitung des Konzeptes ohne Berücksichtigung des Broichparks in Auftrag gab.

Damals wie heute soll ein Schutzgrad vor Unwettern erreicht werden, wie sie alle hundert Jahre vorkommen können (HQ100). Ein Drama wie am 26. Juli 2008 wird davon nicht erfasst. Damals entlud sich über Alfter ein so heftiger Wolkenbruch, dass die Senke an der Stadtbahn tief unter Wasser stand und sogar Autos weggespült wurden. Rein rechnerisch ist mit einem solchen Regen alle 140 Jahre zu rechnen.

Unterirdische Lösungen zur Ableitung von Regenüberschüssen seien technisch gesehen kein Problem. "Doch wie realistisch ist es, dass so etwas gebaut wird?", sagte Martin Dörr vom Ingenieurbüro Osterhammel, der Auszüge des fortgeschriebenen Konzeptes im Ausschuss erläuterte. Der Katalog möglicher Maßnahmen umfasst daher tatsächlich umsetzbare Lösungen, um Folgen von Starkregen, über die Ufer tretender Bäche und überlaufender Kanalisation zu mindern.

Der gewünschte Schutzgrad HQ100 sei bei einem Verzicht auf ein Hochwasserrückhaltebecken im Broichpark am unteren Stühleshof allerdings nicht mehr gewährleistet. Daran wird auch der empfohlene Bau eines zusätzlichen Rückhaltebeckens am oberen Stühleshof und eine Fülle weiterer Einzelmaßnahmen an anderer Stelle nichts ändern. "Denn Wasserrückhalt braucht Fläche", sagte Dörr. Die Erweiterungsmöglichkeiten am bestehenden Regenrückhaltebecken am Stühleshof seien jedoch begrenzt.

Und auch oberhalb des Broichparks - nur dort könne eine wirksame Kompensation für das im Park unerwünschte Hochwasserrückhaltebecken erfolgen - gebe es keine Standortalternative. Die Ingenieure haben deshalb das komplette Kerngebiet von Alfter-Ort erneut unter die Lupe genommen und eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen aufgelistet, um so viel Regenwasser wie möglich von der Straße zu bekommen. "Da hilft jeder Tropfen, den ich zurückhalte", sagte Dörr.

"Fast schon abgehakt", hatte Volker Helwich von den Broichpaten die Möglichkeit, dass in dem kleinen Park ein Regenbecken gebaut werden könnte, wie er gestern auf Anfrage sagte. Er werde sich nun zunächst einmal das Hochwasserschutzkonzept anschauen und dann überlegen, wie man weiter vorgeht. Helwich: "In jedem Fall werden wir weiter für den Erhalt des Broichparks kämpfen."

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