Witterschlicker Ortsgeschichte Mit der Urkunde von König Lothar fing es an

ALFTER-WITTERSCHLICK · Das ist doch? Ja, das ist Dechant Wilhelm Neu bei der Glockenweihe 1951 in Witterschlick. Ach, stimmt. Vor dem Haus Kessenich gab es früher mal eine Tankstelle. Schwester Ancilla? Die habe ich noch gekannt.

Ortsgeschichte fürs Auge hat der Witterschlicker Hobbyhistoriker Klaus Trenkle in seiner jüngsten Dokumentation zusammengetragen, die vielen Bewohnern ihre Erinnerungen auffrischen dürfte. Mehr als 500 Bilder und Ansichten enthält der 300 Seiten starke Band, den Trenkle einem historischen Datum widmet: 2015 ist es nämlich 1050 Jahre her, seit der Name Witterschlick, damals Wittereslucka, erstmals in einer Urkunde des westfränkischen Königs Lothar erwähnt wurde. "Das wollte ich nicht sang- und klanglos untergehen lassen", sagt der 74-Jährige über seine Publikation.

Enthalten sind Zeittafeln und Informationen zur Historie von der Vor- und Frühgeschichte bis heute. Doch den Schwerpunkt bilden Fotos und Postkarten, mit denen sich gut die Ortsentwicklung der vergangenen 120 Jahre nachvollziehen lässt. Sortiert nach Schwerpunkten - von den Kirchen bis zur Schule, von der Landwirtschaft bis zur Tonverarbeitung - werden Leser Bekanntes und Vergessenes entdecken.

Für die anschauliche Zeitreise konnte Trenkle vor allem auf alte Bilderschätze der Witterschlicker Karl-Heinz Krein und Jakob Schneider zurückgreifen sowie auf Materialien, die er aus dem Nachlass von Pfarrer Joseph Kronenbürger (1905-1983) erhielt. Für Bilder aus der jüngeren Geschichte hat Trenkle, der bereits mehr als vier Jahrzehnte in Witterschlick lebt, auf eigene Fotografien zurückgreifen können. "Nur von Volmershoven-Heidgen standen mir keine Bilder zur Verfügung", bedauert er.

Die Sammlung zeigt unter anderem das Leben auf der Hauptstraße, wo vor 100 Jahren das erste Auto eines Witterschlickers unterwegs war und ansonsten noch Pferdefuhrwerke das Straßenbild prägten. Weniger bekannt dürften Ansichten von Notwohnungen sein, die es nach dem Ersten und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg bis Anfang der 70er Jahre in Witterschlick gegeben hatte.

Sie wurden in Eigenregie an den Ortsrändern errichtet, häufig ohne behördliche Genehmigung, aber dennoch geduldet. Denn die Wohnungsnot war groß. Die Behausungen hatten in der Regel weder einen Strom-, noch Wasser-, Kanal- oder Gasanschluss.

Platz finden auch frühere handwerkliche Betriebe in der Hauptstraße wie die Stellmacherei Büttgenbach, die Schmiede Lenz und die Kaffeerösterei Wolff, die Expansion der Servaiswerke und Gruppenfotos aus dem Vereinsleben.

Der Band "Bilder von Witterschlick - 1050 Jahre Ortsgeschichte" von Klaus Trenkle ist die 20. Publikation seiner im Eigenverlag herausgegebenen Reihe "Beiträge zur Geschichte von Witterschlick". Der reich bebilderte Band ist bei ihm zum Selbstkostenpreis von 25 Euro erhältlich, Rufnummer 02 28/64 23 53. Seit seinem Ruhestand im Jahr 2003 hat sich der promovierte Naturwissenschaftler, der seit 1971 in der Gemeinde Alfter lebt, mit verschiedenen Aspekten der Ortsgeschichte befasst. Mit Kleindenkmälern und Urkunden, mit Ortsbezeichnungen und Kirchbauten, mit dem örtlichen Karneval und dem Totengedenken.

Trenkle ist es wichtig, Detailwissen aufzubereiten und zu dokumentieren, damit es nicht verloren geht.

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