"Demokratie in der Kinderstube" Kitas der Arbeiterwohlfahrt laden zum Thementag

BORNHEIM/ALFTER · "Der Max ist da, die Mia ist da, schubidubidu, wir alle sind da!" Wie jeden Morgen singen die Jungen und Mädchen der Herseler Kindertagesstätte "Weltentdecker" ihr Begrüßungslied.

 In der Kita "Weltendecker" der Arbeiterwohlfahrt in Hersel bestimmen die Mädchen und Jungen mit.

In der Kita "Weltendecker" der Arbeiterwohlfahrt in Hersel bestimmen die Mädchen und Jungen mit.

Foto: Wolfgang Henry

Doch heute ist etwas anders als sonst: Nicht nur Kindergartenkinder und Erzieherinnen, sondern auch Eltern und Geschwister haben sich in der Brombeer-Gruppe versammelt. Unter dem Motto "Demokratie in der Kinderstube - Beteiligung der Kinder im Rahmen von Projekten" öffneten am Samstag 16 Familienzentren und Kindertagesstätten des Kreisverbandes Bonn/Rhein-Sieg der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ihre Türen.

Auch die drei Kitas "Buntstift", "Sonnenblume" und "Sterntaler" in Alfter sowie die Bornheimer Einrichtungen "Weltentdecker" und "Sonnenstrahl" zeigten, wie die Einbeziehung der Ein- bis Sechsjährigen im Kindergartenalltag umgesetzt wird. Deshalb konnten Mamas und Papas den Pänz ausnahmsweise einmal bei der Abstimmung über ein neues Kindergartenprojekt über die Schulter schauen.

"Wir beobachten genau, welche Themen die Kinder gerade beschäftigen", erklärte die kommissarische Leiterin der "Weltendecker", Heidrun Szech. "Aus diesen Vorschlägen wählen die Kinder dann aus, womit sie sich intensiver befassen möchten." Per "Muggelstein-Abstimmung" fiel die Wahl der Kinder diesmal auf das herbstliche Thema "Nüsse".

Auch in anderen Bereichen wird Partizipation groß geschrieben. So erinnerten Fotowände und Basteleien an das letzte Kindergartenfest der "Weltentdecker", das unter dem ungewöhnlichen Motto "Hochzeit" stand. "Die Kinder haben oft 'Hochzeit' gespielt. So entstand die Idee, ein 'Hochzeitsfest' mit Torte, Kutsche und allem drum und dran zu feiern", erläuterte Heidrun Szech. "Sogar der Bürgermeister kam, um die 'Trauungen' der Hochzeitspaare vorzunehmen."

Möglichst früh sollen die Kinder darin unterstützt werden, sich eine eigene Meinung zu bilden und die Meinung anderer Kinder und Erwachsener zu akzeptieren. Diese Maxime haben sich die Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt auf die Fahnen geschrieben. "Die Kinder erhalten so schon früh die Chance, demokratische Strukturen kennenzulernen und mit aufzubauen", betont die Betriebsleiterin für die Awo-Kitas in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, Petra Swetik.

Zu einem wichtigen Wahlgang schritten am Thementag auch die Jungen und Mädchen der Kita "Sonnenblume" in Alfter-Oedekoven. Alle sechs Monate wird von den 55 Kindern der dreigruppigen Einrichtung eine "Vertrauenserzieherin" gewählt, die die Wünsche und Anregungen der Kinder aufnimmt und weiterleitet.

Auch seinem Ärger kann der Nachwuchs in einer eigens eingerichteten "Sprechstunde" Luft machen. "Die Botschaft lautet schon für die Kleinsten: Du kannst etwas für deine Belange tun, wenn du dich beteiligst", fasste Einrichtungsleiterin Heike von Schledorn zusammen.

Komplizierte Stimmzettel findet man in der "Sonnenblume" freilich nicht: Hat sich das Kind für eine Vertrauenserzieherin entschieden, legt es eine Murmel in einen Becher unter dem entsprechenden Foto. Im Rahmen der Qualitätsentwicklung im Awo-Fachverband wird besonderer Wert auf die Qualifizierung der Mitarbeiter zur Beachtung und Umsetzung der Partizipation gelegt.

"Die Kinder in Entscheidungen mit einzubeziehen, macht nicht mehr Arbeit", berichtet Martina Laudwein, Leiterin der Kita "Buntstift" in Alfter-Witterschlick. "Im Gegenteil: Die Kinder werden sehr selbstständig und sind mit Eifer und Kreativität bei der Sache."

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