Oedekovener Rathaus Heinz-Otto Laub stellt Gemälde und Grafiken aus

ALFTER-WITTERSCHLICK · Heinz-Otto Laub ist nicht zimperlich. Objekte, die er möglichst naturgetreu auf der Leinwand wiedergeben will, hat er beim Malen gern vor sich. Das kann schon mal ein Totenschädel sein, um Bilder von der Endlichkeit des Lebens zu inszenieren.

 Er thematisiert auch die Endlichkeit des Lebens: Heinz-Otto Laub (70) mit einem Totenschädel.

Er thematisiert auch die Endlichkeit des Lebens: Heinz-Otto Laub (70) mit einem Totenschädel.

Foto: Henry

Als Künstler macht der 70-Jährige auch vor den Schattenseiten des Lebens nicht halt, aber in seinen Gemälden und Grafiken setzt der Rheinländer ebenso gern Witz und Satire um. Und findet für seine Gebilde, die aus Zufallstechniken entstanden sind, einfallsreiche Namen wie "keilmauliger Kugelbartfisch" und "Spitzmaulpockenechse".

Einen Einblick in das Lebenswerk des Malers und Grafikers aus Witterschlick geben eine Retrospektive, die Laub ab morgen, 10. April, im Rathaus der Gemeinde Alfter in Oedekoven zeigt, sowie der aktuelle Werk-Katalog "wirklich-phantastisch". Das aufwändig gestaltete Kunstbuch ist im Verlag Andreas Kohlhage, Bergisch Gladbach, erschienen und enthält mehr als 120 großformatige Abbildungen aus Laubs Schaffensperioden von 1958 bis 2012.

Das lebenslange Faible für Malerei und Grafik ist gleichsam Beruf und Berufung geworden. Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München wurde Laub, der in Köln aufgewachsen ist, Kunst- und Religionserzieher an einem Gymnasium in Hürth und wechselte 1988 zum Abendgymnasium der Stadt Bonn. Dort war er bis zu seinem Ruhestand tätig.

Gleichzeitig entwickelte der 70-Jährige seine eigene künstlerische Handschrift, die er seit 1974 in mehr als 100 Einzel- und Gruppenausstellungen und eigenen Kunstbüchern der Öffentlichkeit präsentierte. Darüber hinaus engagiert sich Laub in der Bonner Künstlergruppe "Semikolon", im Berufsverband Bildender Künstler Bonn/Rhein-Sieg sowie im Kulturkreis Alfter.

"Die Bilder sind meine Kinder", sagt Laub, der seit 1992 in der Gemeinde Alfter lebt und gern bis spät in die Nacht arbeitet. Zum Beispiel an gegenständlichen Bildern, die er teils mit fantastischen Elementen und Farbgebungen verfremdet. Es ist ein besonderer Reiz für ihn, über die Wahrnehmung der Alltagsrealität hinauszugehen und die Naturgesetze außer Kraft zu setzen. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der Totenschädel in einem seiner jüngsten Bilder schwebt, während die übrigen Gegenstände einen festen Platz haben.

Lange hat Laub gebraucht, um mit Acrylfarbe jedes Detail perfekt zu tupfen: den Schädel und eine gerade verloschene Kerze, ein fast geleertes Glas und die betenden Hände von Dürer sowie die Büste des griechischen Philosophen Epikur, die er einst im Berliner Pergamon-Museum erstand. Ganz anders die Bilder, die durch Zufallstechniken wie Frottage und Décalcomanie entstehen und besonders stark die Fantasie des Malers herausfordern.

Bei der Frottage werden Strukturen auf Papier oder Leinwand durchgerubbelt. Laub hat es beispielsweise mit Raufasertapete probiert und einer plattgefahrenen Coladose, mit Muscheln oder den Zinken einer Säge. "Daraus entstehen dann Ideen - oder auch nicht", beschreibt er den Schaffensprozess. Die Strukturen inspirieren ihn zu bizarren Figuren und Tieren mit nicht weniger bizarren Namen wie "geschuppte Spreizflügellerche" und "Stelzenadler". Auch bei der Décalcomanie sind Zufallsstrukturen der Ausgangspunkt.

Dabei werden mit Folie Muster in die noch feuchte Farbe auf der Leinwand gedrückt. Die Muster sind der Ideengeber für die Entwicklung einer Bildaussage. "Sie wird aus den Strukturen herausgearbeitet, ohne dass es reingemalt aussieht", erläutert Laub. Heraus kommen dann etwa Räume und Landschaften der Fantasie, die er mit "Fröhliche Urständ", "Vegetative Lüste" oder "Hermetischer Paradiesgarten" betitelt.

Die Vernissage der Ausstellung mit den Arbeiten von Heinz-Otto Laub ist morgen, 10. April, um 17 Uhr. Die Retrospektive kann während der Öffnungszeiten des Rathauses in Oedekoven, Am Rathaus 7, bis Dienstag, 6. Mai, besichtigt werden.

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