Alfter Ex-Staatspräsidenten Amin Gemayel zu Gast

ALFTER · Auf einer mehrtägigen Besuchsreise in Deutschland hat der libanesische Politiker Amin Gemayel auch in der Gemeinde Alfter Station gemacht und um internationale Solidarität für den Libanon gebeten.

 Die Flaggen zieren die Torten: Amin Gemayel (r.) und Rolf Schumacher schneiden das Naschwerk an.

Die Flaggen zieren die Torten: Amin Gemayel (r.) und Rolf Schumacher schneiden das Naschwerk an.

Foto: Henry

Gemayel, von 1982 bis 1988 Staatspräsident des Landes, kann sich aber auch ganz konkret eine städtepartnerschaftliche Verbindung zwischen Alfter und seiner Heimatstadt Bikfaya vorstellen. Sie zählt rund 20 000 Einwohner und liegt nahe Beirut.

Wie Alfter mit seinen rund 24.000 Bürgern sei der Ort durch Landwirtschaft, eine Hochschule und Tourismus geprägt. "Der Empfang hier könnte der Auftakt für eine Kooperation sein", sagte Gemayel. Der 72-jährige Jurist ist Vorsitzender der Kata'ib-Partei, die 1936 von seinem Vater gegründet wurde. "Die Orte Alfter und Bikfaya sind sich sehr ähnlich", sagte Gemayel, der mit Bürgermeister Rolf Schumacher vor dem Empfang im Rathaus eine kleine Besuchsfahrt durch Alfter unternommen hatte.

Der Gast lobte die Vielfalt und Vitalität der Kommune. Auch Schumacher zeigte sich aufgeschlossen für die Idee einer Partnerschaft. "Es wäre bereichernd, den Austausch mit einer Kommune zu pflegen, die sich in einer ganz anderen politischen und schwierigen Situation befindet." Doch seiner Ansicht nach sollte eine mögliche Städtepartnerschaft keine "Kopfgeburt" der beiden Bürgermeister sein.

"Sie sollte auch von der Zivilgesellschaft getragen werden", sagte Schumacher. Er habe deshalb den Initiator des Besuchs von Gemayel, Friseurmeister Imad Rahi aus Oedekoven, gebeten, Unterstützer für ein solches Vorhaben zu suchen. Rahi, der seit zwölf Jahren in Oedekoven einen Friseursalon führt, stammt ebenfalls aus Bikfaya und kennt Gemayel von Kindesbeinen an. Kontakte in die Heimat unterhält Rahi, der im Alter von 15 Jahren aus dem Libanon nach Bonn kam, bis heute.

Mit Amin Gemayel telefoniere er wöchentlich, berichtete Rahi, und regte dabei bereits im vorigen Jahr die Idee eines Besuchs und einer Städteverbindung an. Unterstützung für einen Besuch in Alfter ergab sich schließlich durch Verbindungen zur Konrad-Adenauer-Stiftung, die seit gut einem Jahr ein Büro in Beirut unterhält. Dort wurde ein Besuchsprogramm ausgearbeitet und finanziert.

So warb Gemayel bereits am Montag in Berlin unter anderem im Auswärtigen Amt und im Bundeskanzleramt um Unterstützung bei der Stabilisierung der Lage im Libanon. Das Land hat in den vergangenen drei Jahren schätzungsweise gut eine Million Menschen aufgenommen, die vor dem Bürgerkrieg im benachbarten Syrien geflohen sind. Sie machen inzwischen etwa ein Viertel der Bevölkerung aus. Der Konflikt in Syrien überträgt sich somit auch in den Libanon, beeinträchtigt den Handel auf dem Landweg und stört das ökonomische Gleichgewicht.

Ziel der Besuche Gemayels in Deutschland war es deshalb, über die Lage aus erster Hand zu berichten und Rückhalt für den Erhalt von Demokratie und Pluralismus, Toleranz und friedlicher Koexistenz zu finden.

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