Flüchtlinge in Alfter Ein Pate für den Asylbewerber

ALFTER · Der Alfterer Friseurmeister Imad Rahi aus dem Libanon hilft dem Syrer Aid Jasim nicht nur in Alltagsfragen.

 Hilft dem syrischen Flüchtling Aid Jasim beim Papierkram und Behördengängen: Friseur Imad Rahi, der selbst vor langer Zeit aus dem Libanon geflohen war.

Hilft dem syrischen Flüchtling Aid Jasim beim Papierkram und Behördengängen: Friseur Imad Rahi, der selbst vor langer Zeit aus dem Libanon geflohen war.

Foto: Axel Vogel

Was kann man tun, wenn man als syrischer Flüchtling in Deutschland Asyl beantragt hat, alleine und krank ist, niemanden vor Ort kennt, die Sprache nicht spricht, und jede Menge Behördengänge zu erledigen hat? Der 28 Jahre alte Flüchtling Aid Jasim lebt seit Dezember in Oedekoven, hat dort Asyl beantragt, und der General-Anzeiger begleitet ihn in einer losen Serie bei seinen Bemühungen, in Deutschland heimisch zu werden.

Damit das gelingt, muss Jasim eine Reihe unaufschiebbarer Dinge erledigen, bei denen er auf die Hilfe eines deutschkundigen Vertrauten angewiesen ist. Zwar ist dem Syrer der rund 4000 Kilometer langen Weg per Bus, Schiff, Auto und über weite Strecken zu Fuß von seiner Heimatstadt Deir ez-Zor an der irakischen Grenze bis nach Oedekoven geglückt.

Doch die missliche Situation, in die er praktisch am Ziel seiner Hoffnungen geraten ist, schien Anfang des Jahres erneut verzweifelt. So muss Aid Jasim regelmäßige Arztbesuche vereinbaren, da er an einer ernsten Herzschwäche erkrankt ist. Auch ist er erforderlich den Kontakt zu einem Rechtsanwalt herzustellen, weil es um seinen Asylantrag nicht gut bestellt ist. Wäre ihm da nicht der Zufall in Gestalt eines Paten zu Hilfe gekommen: Der Pate heißt Imad Rahi, betreibt nur wenige Meter neben der Unterkunft von Jasim am Oedekovener Rathaus ein florierendes Friseurgeschäft, und hilft dem 28-Jährigen wo er kann: Denn beide sprechen nicht nur dieselbe Sprache, Arabisch, sie mögen sich auch. Der 45 Jahre alte Rahi engagiert sich auch für den jungen Syrer, weil er weiß, was es heißt, Flüchtling zu sein: Vor 30 Jahren kam der gebürtige Libanese nach Deutschland - geflohen vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat.

Fast täglich sehen sich inzwischen Aid Jasim und sein Pate, der Friseurmeister Rahi. Danach hatte es zunächst nicht ausgehen, als Aid Jasim plötzlich Mitte Februar beim ihm in seinem Friseurgeschäft gestanden hatte. Rahis musste viele Kunden bedienen, trotzdem bat ihn der Syrer einen deutschen Brief zu übersetzen: "Ich hatte keinen Bock und auch keine Nerven, darum habe ich ihn weggeschickt", erinnert sich Rahi an die damalige Situation. Einige Stunden später bekam er jedoch Gewissensbisse. Er ging hinüber in die Unterkunft des Syrers und entschuldigte sich: "Er hatte so eine nette Ausstrahlung", fand Imad Rahi. Seitdem ist er derjenige, der vieles für den Syrer regelt.

Da wollte zunächst der große Schock verarbeitet sein, den der Flüchtling bekommen hatte, als dessen Asylantrag am 16. März abgelehnt wurde: "Wahrscheinlich durch die Aufregung und die Strapazen hat er massive Herzprobleme bekommen", vermutet Rahi. Zwei Mal musste Aid Jasim daraufhin im Frühjahr in der Bonner Uniklinik operiert werden, inzwischen trägt er einen Herzschrittmacher, muss regelmäßige Kontrolluntersuchungen machen.

Die Aufregung ist nachvollziehbar, denn der Syrer soll nun zurück nach Ungarn gebracht werden. Dorthin, so Pate Rahi, wo er formell den EU-Raum betreten und sich hatte registrieren lassen. Doch freiwillig zurück nach Ungarn, wo Aid Jasim nach eigener Auskunft von Grenzern "geschlagen" und tagelang in einem Lager interniert worden war, bevor ihm die Flucht gelang, geht er nicht mehr. Erst recht nicht zurück in seine Heimat, wo ihn der sichere Tod erwarte, wie er sagt: Als Deserteur der syrischen Armee ebenso, wie in seinem Wohnort, der inzwischen von den gefürchteten IS-Kriegern erobert worden ist: "Ich habe seit Juli keinen Kontakt mehr zu meiner Mutter und meinen elf Geschwistern", berichtet er: "Das Internet wurde gekappt."

Von daher wehrt sich Jasmin mit Händen und Füßen gegen die Ablehnung seines Asylantrages, und zwar mit Hilfe seines Paten auf dem Rechtswege. Mit dem Mittel der Prozesskostenbeihilfe soll eine Bonner Kanzlei nun Widerspruch einlegen, berichtet Imad Rahi. Der hilft natürlich auch in diesem Fall beim Übersetzen der Briefe und dem Vereinbaren von Terminen. Aber auch das private Wohlergehen seines Schützlings liegt ihm am Herzen.

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