Alanus Hochschule Das Denken in eine lebendige Form bringen

ALFTER · Inmitten von sehr unterschiedlichen Skulpturen ließ sich im Bildhauersaal der Alanus Hochschule am Johannishof in Alfter die künstlerische Entwicklung der erst seit einem Semester dort arbeitenden Studenten ablesen. Auch der sachverständig interessierte Besucher konnte nicht immer in der Lage sein, zu erkennen, bei welchem Objekt es sich um eine Übung oder ein eigenständiges Werk der Künstler handelte.

 Raumfüllend: Malerei, große Gipsreliefs, Holzarbeiten und Installationen waren im Bildhauersaal zu sehen.

Raumfüllend: Malerei, große Gipsreliefs, Holzarbeiten und Installationen waren im Bildhauersaal zu sehen.

Foto: Wolfgang Henry

Selbst die von allen Studierenden umzusetzende Aufgabe, ein Stück Holz, sei es eine Dachlatte oder ein Stuhl, zu zersägen und derart neu zusammenzusetzen, dass das Objekt in eine Würfelform mit einer Kantenlänge von 40 Zentimetern passt, führte mit vielen Beispielen zu bemerkenswerten Ergebnissen.

Die sehr unterschiedliche Herangehensweise lässt bereits die Individualität der Kunstschaffenden erkennen. Bei manch einem wird deutlich, dass er in der erneuten Zusammensetzung des in seiner ursprünglichen Gestalt zerstörten Objekts oder Materials wieder auf der Suche nach einer geordneten Formung ist und den Fragmenten eine erkennbare Struktur gibt. Nur wenige stellen das Chaos, die Vermengung der Einzelteile zur Schau. Die Professoren Ulrika Eller-Rüter und Jo Bukowski betonten inmitten der ausgestellten Erstlingsarbeiten, wie wichtig es für die Kunststudenten ist, sich so früh wie möglich mit den Reaktionen der Besucher und Kommilitonen auseinanderzusetzen. Es sei immer wieder erstaunlich, wie sprunghaft sich manche Studenten gerade in den ersten Wochen an der Hochschule entwickeln, wenn sie und ihre Arbeiten auf neue Menschen und Sichtweisen treffen und ihr Schaffen plötzlich hinterfragt wird. Letztlich sei aber genau dieser Aspekt wesentlich für die weitere Entwicklung.

"Es geht darum, das Denken in eine lebendige Form zu gießen", sagte Bukowski. "Ich denke, die Bildhauer arbeiten erst einmal ganz stark aus dem Material heraus, während den Malern, unabhängig vom Material, das Konzept relativ nah liegt, so dass materielos Kunst betrieben werden kann", meinte Ulrika Eller-Rüter. Doch bevor es so weit kommen kann, durchlaufen die Erstsemester an der Alanus Hochschule einen Basiskursus, in dem sie die Grundlagen der Bild- und Objektgestaltung in Zeichnung, Malerei und für die Materialien Holz, Gips und Speckstein durch die künstlerische Praxis kennenlernen.

Experimente, freies Arbeiten und die Versuche mit den verschiedensten Materialien, das Kennenlernen der künstlerischen Techniken und Themen, die auch das Scheitern miteinbeziehen, sollen die eigenen individuellen Interessen und Sichtweisen erkennen lassen und fördern. Die Studenten sollen angeregt werden, bekannte Denkmuster zu verlassen und Orientierung auf neuen und unbekannten Wegen zu finden. Dabei sorgt der kontinuierliche Diskurs unter den Studierenden und mit den Dozierenden für eine intensive Reflexion des eigenen künstlerischen Ansatzes.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort