Öffentliche Bücherei Sankt Matthäus Brüder erzählen Anekdoten auf Alfterer Platt

ALFTER · "Damit Neubürger kapieren, wie die Alfterer ticken und um für die Alteingesessenen vergessene Geschichten wiederzubeleben": Für Franzis Steinhauer war das Motivation genug, um in der von ihr geführten Öffentlichen Bücherei Sankt Matthäus für den heutigen Freitag einen Erzählabend rund um das Alfterer Platt zu organisieren.

 Wollen den Dialekt bewahren (v.l.): Franzis Steinhauer, Leiterin der Öffentlichen Bücherei Sankt Matthäus Alfter, Vizebürgermeisterin Luise Wiechert sowie die Brüder Hans und Heinz Langen.

Wollen den Dialekt bewahren (v.l.): Franzis Steinhauer, Leiterin der Öffentlichen Bücherei Sankt Matthäus Alfter, Vizebürgermeisterin Luise Wiechert sowie die Brüder Hans und Heinz Langen.

Foto: Vögtle

Wo kommt das Platt überhaupt her, und wer spricht es heute noch? Da sind etwa die Vizebürgermeisterin der Gemeinde Alfter, Luise Wiechert, die den Abend mit einem Vortrag über die Herkunft, die Entstehung sowie den Sprachgebrauch des Alfterer Platt beginnen wird. "Das mache ich allerdings auf Hochdeutsch, denn auf Platt funktioniert das nicht", sagt sie. Im Anschluss an ihre einführenden Worte kennt das Platt jedoch kein Halten mehr. Denn dann legen die Alfterer Brüder Hans und Heinz Langen im heimischen Dialekt mit ihren Anekdoten über Alfter los.

"Mit der Generation der bis 1960 Geborenen stirbt der Dialekt als erste Sprache aus", sagt Wiechert. "Wir sind die Letzten. Das wird in Zukunft leider nur noch eine Karnevals- und Kunstsprache sein", glaubt auch der 64-jährige Hans Langen. Sein vier Jahre älterer Bruder sieht das genauso: "Wir wollen das Alfterer Platt weitertragen. Das geht nur, wenn wir was op Platt erzählen."

Dabei spielen vor allem ulkige Familiengeschichten eine Rolle sowie Spitz- und Beinamen, die Alfterer einst mit und ohne ihr Wissen von Nachbarn und Freunden bekommen haben. So tauchen in den Anekdoten etwa die Beinamen "Kleimännche", "Krumpeter" und "Grütt" beziehungsweise "Apfelmus" auf. "Die Geschichten sind aus der Situation heraus geboren. Heute würde man dazu Insider sagen", sagt Hans Langen.

Wie klingt eigentlich Platt?

"Die Alfterer hatten schon immer eine besondere Neigung zu Spitzfindigkeiten", findet sein Bruder Heinz. Doch in den Dreck ziehen möchten sie heute Abend niemanden. Mit einigen Anekdoten müsse man schon aufpassen, sagen die Alfterer Originale. Aber die Sprache sei eben auch Ausdruck von Lebensart und Geisteshaltung. Hinzu kamen zahlreiche Einflüsse. "Unser Platt ist durch das Französische geprägt", sagt Wiechert und fügt hinzu: "Wir waren ja mal französisches Department. Das war die Sprache der feinen Leute, der Kurfürsten."

Auch deshalb haben sich ihrer Meinung nach über die Jahrhunderte so viele Wörter erhalten. Um auch über den Erzählabend hinaus den jüngeren Alfterern den Dialekt näher zu bringen und den Originalen gerecht zu werden, wird in der Bücherei das "Alfterer Eck" enthüllt, wo mehr als 100 Titel rund um die Geschichte von Alfter und die rheinische Mundart zur Ausleihe bereit stehen. "Ich bin in all den Jahren nicht hinter Ihren hintergründigen Humor gestiegen", sagte einst der Chef von Hans Langen. Man darf gespannt sein, ob den Besuchern das heute Abend besser gelingt. Steinhauer ist sich da sicher: "Da sind sicher einige dabei, die auch was zu erzählen haben."

Wer spricht heute eigentlich noch Platt, Frau Wiechert?

"Alfterer Eck"

Geschichten über Alfter gibt es zur Einweihung des "Alfterer Eck" heute Abend in der Öffentlichen Bücherei Sankt Matthäus, Hertersplatz 14 in Alfter. Ab 19.30 Uhr sind Neubürger und Alteingesessene beim Mundart-Abend willkommen. Luise Wiechert, Vizebürgermeisterin der Gemeinde Alfter, und die Brüder Heinz und Hans Langen stellen das Platt vor und erzählen Geschichten und Anekdoten op Alfterer Platt. Der Eintritt ist frei.

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