Hobbyhistoriker Klaus Trenkle widmet sich Rohstoffen in Witterschlick Als es noch Ziegler und Tonformer gab

ALFTER-WITTERSCHLICK · Dachziegler. Ziegelbäcker. Ziegler. Tonformer. Diese Berufsbezeichnungen gibt es heute nicht mehr. Aber sie beschreiben den Rohstoffreichtum in Witterschlick und Volmershoven/Heidgen.

Den wusste man bereits in römischer und mittelalterlicher Zeit zu nutzen, und er hat bis heute für den Ort einen bedeutenden wirtschaftlichen Stellenwert. Wissenswertes zur Geschichte der Steine und Erden hat deshalb der Witterschlicker Hobbyhistoriker Klaus Trenkle in seiner jüngsten Publikation zusammengetragen.

Auf rund 200 Seiten informiert der 74-Jährige über die Gewinnung und Verarbeitung von Kies, Quarzsanden und Ton, die Entwicklung der Firmenlandschaft und das alte Netz der Feld- und Grubenbahnen.

"Es ist der Versuch einer Gesamtdarstellung", sagt Klaus Trenkle über diese Dokumentation, die er mit historischen Bildern und Zeitungsausschnitten aus der jüngeren Vergangenheit angereichert hat.

Im 19. Jahrhundert gab es im Raum Witterschlick eine Vielzahl von Dachziegel- und Töpferfabriken sowie Ziegeleien. Davon profitierte auch der romanische Neubau der Witterschlicker Pfarrkirche Sankt Lambertus in den Jahren 1875 bis 1877, der aus Feldbrandsteinen errichtet wurde.

1880 stieß man in Volmershoven auf den wertvollen Blauton. Er war aufgrund seiner hohen Feuerfestigkeit ein begehrter Rohstoff: für die Herstellung feuerfester Produkte und zur Ausschichtung von Schmelz- und Koksöfen in der aufstrebenden Schwerindustrie des Ruhrgebiets.

Das war um die Jahrhundertwende Grund genug für die Firma Krupp in Essen, ebenfalls in Witterschlick Ländereien für die Tongewinnung anzukaufen. Witterschlick und Volmershoven/Heidgen, bis dahin von der Landwirtschaft geprägte Orte, entwickelten sich schlagartig zum Industriestandort - vor allem, nachdem 1903 mit dem Bau des Witterschlicker Bahnhofs der Anschluss an das Eisenbahnnetz erfolgte.

Allerorten entstanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Abbaubetriebe; hinzu kamen weiter verarbeitende Fabriken wie Mahlwerke und Schamottebrennanlagen.

Zur Blütezeit der Tongewinnung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählte man fast 60 Firmen, darunter auch Kleinstunternehmen mit zwei bis sechs Mann Belegschaft. Kapitalmangel und ausgeschöpfte Lagerstätten, der Einzug von Arbeitern in die Wehrmacht und Zerstörungen während des Zweiten Weltkrieges führten dazu, dass die Zahl der Betriebe bis 1950 auf nur noch fünf sank.

Heute sind Witterschlick noch zwei Tonabbaufirmen geblieben - die Firma H.J. Braun Tonbergbau mit der Grube Emma und die Firma Sibelco mit der Grube Schenkenbusch (vormals WBB Fuchs/Fuchs'sche Tongrube).

Die 1902 gegründete Aktiengesellschaft "Vereinigte Servais-Werke AG", heute Deutsche Steinzeug Cremer und Breuer AG, reduzierte ihre Abbauaktivitäten bereits in den 1960er Jahren und widmet sich heute ausschließlich der Produktion keramischer Belagsmaterialien.

Ihre letzte, im Tiefbau betriebene Grube "Emma" in Volmershoven wurde 1974 von der Firma H.J. Braun übernommen und von 1999 an als Tagebaubetrieb weitergeführt.

Beiträge zur Geschichte von Witterschlick

Der rund 200 Seiten starke Band "Steine und Erden - Rohstoffe aus Witterschlick" von Klaus Trenkle ist die 21. Publikation seiner im Eigenverlag herausgegebenen Reihe "Beiträge zur Geschichte von Witterschlick".

Der reich bebilderte Band ist bei ihm zum Selbstkostenpreis von 20 Euro erhältlich, Tel. 02 28/64 23 53. Seit seinem Ruhestand im Jahr 2003 hat sich der promovierte Naturwissenschaftler, der seit 1971 in der Gemeinde Alfter lebt, mit verschiedenen Aspekten der Ortsgeschichte befasst. Mit Kleindenkmälern und Urkunden, mit Ortsbezeichnungen und Kirchbauten, mit dem örtlichen Karneval und dem Totengedenken.

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