Interview mit Schulleiterin Schnurr "Wir fördern Herz, Hand und Verstand"

OEDEKOVEN · Vor gut einem Jahr, zum Schuljahr 2013/14, ging die Freie Christliche Gesamtschule Oedekoven an den Start. Darüber, wie sich die Schule seitdem entwickelt hat, sprach Schulleiterin Heidemarie Schnurr mit Marie Antoinette di Donato.

 Heidemarie Schnurr ist eine besondere Nähe zu den Familien der Schüler wichtig.

Heidemarie Schnurr ist eine besondere Nähe zu den Familien der Schüler wichtig.

Foto: Meurer

Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Heidemarie Schnurr: Eine so schnell wachsende Schule - im ersten Jahr auf 50, im zweiten Jahr auf 100 Schüler - verändert sich rasant. Wir haben jetzt ein richtiges Kollegium kompetenter Frauen und Männer, die vielfältige Erfahrungen einbringen. Neue Kinder gewöhnen sich ein, und es gibt bereits "alte Hasen", für die unsere Schule schon ein wenig Heimat geworden ist. Zudem gewinnen wir in der Öffentlichkeit immer mehr Vertrauen.

Wie sieht Ihr pädagogisches Konzept aus?

Schnurr: Lernanforderungen methodischer und inhaltlicher Art sind dieselben wie in öffentlichen Gesamtschulen. Wir unterrichten dieselben Fächer in der vorgegebenen Anzahl von Stunden und stellen gleichwertige Zeugnisse aus. Wir unterstehen der staatlichen Schulaufsicht und allen anderen Kontrollgremien für Einrichtungen der Bildung und Jugendpflege. Zu unserem besonderen pädagogischen Konzept gehört als Elterninitiative und christliche Schule jedoch eine besondere Nähe zu den Familien. Deshalb bemühen wir uns um individuelle Förderung von Herz, Hand und Verstand.

Was zeichnet das Konzept gegenüber anderen Schulen aus?

Schnurr: Wir sind davon überzeugt, dass ein Leben gelingt, wenn der Glaube an Jesus Christus als Grundlage gewählt wird. Das möchten wir unseren Schülern transparent machen, sie aber immer in ihrer persönlichen Freiheit bestärken.

Wie groß ist der Einzugsbereich der Schule?

Schnurr: Unsere Schule besuchen viele Kinder aus Oedekoven und anderen Ortsteilen von Alfter sowie aus den nahe gelegenen Stadtteilen Bonns. Die Kinder kommen zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Schüler, die weiter weg wohnen wie in anderen Ortsteilen Bonns, in Bornheim, Niederkassel und den südlichen Stadtteilen Kölns sowie Rheinbach, Meckenheim, Swisttal und Wachtberg, holen wir mit unserem schuleigenen Bus ab, oder sie erwerben ein Schülerticket.

Bei Ihrer Schule handelt es sich um eine "freie christliche" Schule. Was genau bedeutet das?

Schnurr: Erstens: "Freie Schule" heißt nichts anderes, als dass ein privater Träger die Schule führt und vor der Bezirksregierung verantwortet. Es sagt nichts über die Inhalte und Ziele der Bildung und Erziehung aus. Zweitens: Unsere christliche Schule versteht sich als eine Schule, die neben einer möglichst guten schulischen Ausbildung grundlegende christliche Werte vermitteln will. Das geschieht vor allem durch das Vorbild der Lehrer und Mitarbeiter. Ehrlich, freundlich und nicht nachtragend zu sein, kann man einem heranwachsenden Menschen nicht theoretisch beibringen. Andere christliche Werte wie Achtsamkeit dem Nächsten gegenüber, soziale Gesinnung, Disziplin und Einsatzbereitschaft sowie faire demokratische Auseinandersetzung sind uns wichtig.

Wie offen sind Sie für andere Konfessionen?

Schnurr: Über allem steht unser Wunsch, den Schülern in allen Herausforderungen der modernen Welt ein Stück Gottvertrauen mitzugeben. Es soll kein Zwang sein, sondern immer nur ein Angebot. Von Eltern und Schülern erwarten wir keine Kirchen- oder Religionszugehörigkeit, jedoch die Bereitschaft, dieses Schulprofil zu akzeptieren und am evangelischen Religionsunterricht teilzunehmen.

Gibt es Schulen, mit denen Sie in Konkurrenz stehen, und solche, mit denen Sie kooperieren?

Schnurr: Ähnliche freie christliche Schulen wie wir unterstützen sich gegenseitig im "Verband evangelischer Bekenntnisschulen" (VEBS). Allen ist gemeinsam, dass sie aus Elterninitiativen entstanden sind und von ehrenamtlichen Vorständen getragen werden. In Deutschland sind das über 100 Schulen in 95 Orten mit etwa 36 000 Schülern. Im Bereich der Bezirksregierung Köln gibt es freie christliche Schulen in sechs Kommunen. Trotz gegenseitiger Unterstützung ist jeder Schulverein autark und direkt der Bezirksvertretung verantwortlich. Die Kollegien profitieren von den vielfältigen Angeboten zur Fort- und Weiterbildung.

Wie stehen Sie der Möglichkeit der Errichtung einer Dependance der Gesamtschule Rheinbach am Standort Oedekoven gegenüber?

Schnurr: Als staatlich genehmigte Gesamtschule in privater Trägerschaft sind wir immer ein Teil des Schulsystems am Ort. Wir stellen für Eltern und Schüler eine freiwillige Alternative zu den öffentlichen Schulen dar. Wir unterstützen sehr die Wahlfreiheit der Familien.

Wie finanziert sich die Schule? Und wie zufrieden sind Sie mit der Ausstattung?

Schnurr: Die Schule finanziert sich durch die Refinanzierung der Bezirksregierung und durch Spenden. Da wir im Aufbau begriffen sind, wächst naturgemäß die äußere Ausstattung erst allmählich. Sie reicht aber aus, um alle Lernanforderungen der Richtlinien und Lehrpläne des Landes NRW erfüllen zu können. Das hat den Vorteil, dass Lehrer lebensnah und kreativ unterrichten müssen, weil sie alles mit der Lebenswirklichkeit in Verbindung bringen müssen, nicht nur mit einer künstlichen Lehrmittel- und Laboratoriumswelt. Im naturwissenschaftlichen Unterricht haben wir beispielsweise die drei Bonner Rheinbrücken untersucht.

Welche Pläne sollen künftig verwirklicht werden?

Schnurr: Wir sind dabei, eine Gesamtschule mit allen Entwicklungsmöglichkeiten für unsere Schüler bis zum mittleren Schulabschluss und zum Abitur zu bauen.

Die Freie Christliche Gesamtschule Oedekoven, Schöntalweg 5, lädt für Samstag, 8. November, von 9 bis 12 Uhr zum "Tag der offenen Tür" ein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort