Wasserversorgung in Bornheim Welcher Verband soll liefern?

BORNHEIM · Welches Wasser wird in den kommenden Jahren aus den Bornheimer Wasserhähnen fließen? Diese Frage bewegt Politiker, die Verwaltung und die Bürger. Morgen steht das Thema erneut auf der Agenda des Betriebsausschusses.

Aktuell wird das Bornheimer Wasser zu 75 Prozent vom Wasserbeschaffungsverband Wesseling-Hersel (WBV) sowie zu 25 Prozent vom Wahnbachtalsperrenverband (WTV) geliefert. Beides wird im Wasserwerk Eichenkamp gemischt und an die Haushalte weitergeleitet. Geht es nach dem Stadtbetrieb Bornheim (SBB), der im Auftrag der Stadt für die Wasserversorgung zuständig ist, soll das auch so bleiben.

Dass es überhaupt eine Debatte darüber gibt, liegt an dem Störfall, bei dem im April 2013 zu viel Natronlauge in das Trinkwasser gelangte. Mehrere Menschen erlitten Verletzungen (der General-Anzeiger berichtete). Sowohl WTV als auch WBV hatten im Dezember Angebote zu einer Vollversorgung vorgestellt. Da im Fall des WTV noch viele Fragen offen waren, hat der Stadtbetrieb bei der H2U aqua.plan.Ing-GmbH ein Gutachten dazu in Auftrag gegeben. Das liegt mittlerweile vor.

Im Allgemeinen kommt das Ingenieurbüro zu dem Schluss: "Zurzeit liefert der Stadtbetrieb Bornheim ein Trinkwasser, welches in allen Punkten den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entspricht." Laut H2U stellt beispielsweise der Härtegrad kein Problem dar.

Zum Hintergrund: Das derzeitige Wassergemisch kommt auf einen Härtegrad von etwa 13 Grad deutscher Härte (dH) und liegt damit im mittleren Bereich. Reines WTV-Wasser liegt bei circa 7 Grad dH und gilt daher als weich. Die Härte hängt vom Gehalt der im Wasser gelösten Mineralien ab. Hartes Wasser führt dazu, dass Haushaltsgeräte verkalken und erhöht den Verbrauch von Spül- und Waschmittel.

Ebenso hat sich H2U mit dem Thema Korrosion beschäftigt. Bei Kupfer sei in allen Fällen (Mischung, 100 Prozent WTV oder 100 Prozent WBV) eine Korrosion unwahrscheinlich. Bei schmelztauchverzinkten Eisenwerkstoffen sei sie in allen Fällen leicht erhöht. Eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit mit WBV- und Mischwasser gebe es wiederum bei nichtrostenden Stählen im Warmwasserbereich.

Bei Gusseisen sowie unlegierten und niedriglegierten Stählen sei die Bildung sogenannter Schutzschichten bei Mischwasser optimal, in den anderen Fällen leicht ungünstig. Ein Problem sehen die Fachleute in den Plänen des WTV, einen Großteil des Wassers in den Hochbehälter (HB) Botzdorf einzuspeisen. Laut Gutachten funktioniert das hydraulisch nicht, beziehungsweise würde den Hochbehälter Botzdorf nutzlos machen. Der Stadt stünde dann weniger Speichervolumen für die Wasserversorgung zur Verfügung.

Andere von H2U daraufhin untersuchte Alternativen der Einspeisung führen dem Ingenieurbüro zufolge dazu, dass anders als geplant das Pumpwerk im Wasserwerk in Betrieb bleiben müsse und hier somit keine Kosten eingespart würden. Ebenso müsste laut H2U bei einer Umstellung die Notversorgung durch den WBV beibehalten werden.

Da Bornheim weiterhin Mitglied im WBV bleiben müsse, wäre ein Jahresbeitrag von etwa 240 000 Euro fällig. Das alles hätte Auswirkungen auf den Preis. Zwar will der WTV in den ersten sechs Jahren einen gestaffelten Rabatt gewähren. Generell ist das Wasser aber aufgrund der aufwendigeren Aufbereitung teurer als das des WBV. Nach Berechnungen von H2U und SBB müsste ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 180 Kubikmetern Wasser 41,40 bis 61,20 Euro im Jahr mehr zahlen.

In der Debatte um die Wasserversorgung melden sich auch Bürger zu Wort. In einem Bürgerantrag forderte etwa der Roisdorfer Frank Schürmann, die Stadt möge das WTV-Wasser beziehen. Bereits wenige Monate, nachdem er in sein Haus gezogen sei, hätte er an Leitungen sowie an Wasch-, Spül- und Kaffeemaschine Zersetzungen festgestellt.

Auch sei der Verbrauch von Wasch- und Spülmittel gestiegen. Überdies sei weiches Wasser besser für die Gesundheit, führt er in seinem Antrag aus. Rainer Beck aus Roisdorf plädiert ebenfalls für Wasser aus der Wahnbachtalsperre. Es sei nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern auch eine Frage des Geldes.

In seinem Haus habe es in den vergangenen zehn Jahren fünf Rohrschäden gegeben, sagt Beck. Für ihn bedeutet das: Er muss eine hohe Eigenbeteiligung bei Wasserschäden zahlen. Beim letzten Schaden im November sei beispielsweise das Rohr gerissen, weil es zu zwei Dritteln verkalkt gewesen sei. "Das Argument, das WTV-Wasser wäre zu teuer, zählt dann nicht mehr", sagt Beck. Alles in allem bringe ein Wechsel seiner Meinung nach nur Vorteile.

Weitere Infos

Die Sitzung des Betriebsausschusses findet morgen ab 18 Uhr im Bornheimer Rathaus, Ratssaal, Rathausstraße 2, statt. Die Diskussion um die Zukunft der Wasserversorgung ist öffentlich.

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