Prozess im Landgericht Steinewerfer legen ein Geständnis ab

BONN/REGION · Es hat bis zum vierten Verhandlungstag vor dem Landgericht gedauert, doch jetzt ist es raus: Die drei angeklagten Männer im Alter zwischen 32 und 36 Jahren waren allesamt daran beteiligt, aus einem fahrenden Auto heraus eine Vielzahl geparkter und zwei entgegenkommende Fahrzeuge mit Steinen beworfen zu haben.

In dem Prozess vor der Vierten Großen Strafkammer legten die Angeklagten am Donnerstag weitgehende Geständnisse ab. Die Verteidiger nahmen dabei kein Blatt vor den Mund. So wurden die Steinewerfer von ihren Anwälten unter anderem als "glorreiche Schwachmaten" bezeichnet. Das Ganze sei eine "schwachsinnige Aktion" gewesen.

In der Nacht auf den 18. August 2012 wurden zwischen Bonn und Euskirchen mindestens 22 geparkte Autos durch Steine beschädigt. Zudem landeten wie berichtet bei zwei entgegenkommenden Autos Steine in den Windschutzscheiben.

Laut dem 32 Jahre alten Fahrer und Besitzer des benutzten Geländewagens befanden sich die Angeklagten damals nach Reparaturarbeiten an dem Jeep auf einer Art Probefahrt. Bis auf den aus Wachtberg stammenden Fahrer, der nur gut eine Flasche Bier getrunken haben will, hatten die Mitfahrer offenbar deutlich tiefer ins Glas geschaut. Der 34-Jährige aus Bornheim wurde in jener Nacht in Euskirchen eingesammelt - und weiß heute nach eigenen Angaben gar nicht mehr, wie er dort hingekommen war.

Fatal war anscheinend, dass der Fahrer Garten- und Landschaftsbauer ist. Daher lag im Kofferraum ein großer Eimer mit Schottersteinen unterschiedlicher Größe. Als sich die Mitfahrer aus einem Rucksack weiteren Alkohol holten, soll einer auch nach den Steinen gegriffen haben. Diese seien dann von allen aus den Fenstern geworfen worden. An der Zerstörungstour soll noch eine vierte Person beteiligt gewesen sein. Wie die drei Angeklagten übereinstimmend berichteten, soll es sich dabei um einen Angestellten des Gartenbauers handeln.

"Am Anfang fanden es alle witzig", so der Fahrer. "Da hat sich keiner von uns was Böses gedacht." Er gab zu, auch selber mehrere Steine seitlich aus dem Fahrerfenster geworfen zu haben. Dass er dabei in Euskirchen-Palmersheim die Windschutzscheibe eines entgegenkommenden VW Passats getroffen habe, in dem ein Ehepaar gesessen habe, habe er gar nicht mitbekommen. Erst nachdem in Swisttal auf Höhe des Bundespolizeigeländes ein Stein auf ein mit etwa 90 km/h entgegenkommendes Auto geworfen worden sei, sei man zur Besinnung gekommen.

Die drei Männer gaben im Prozess an, dass der Angestellte des Fahrers diesen Stein geworfen habe. Zunächst sei überlegt worden, ob man zur Unfallstelle zurückfahre. "Es hatten aber alle Schiss", so der 32-Jährige. Der vierte Mann muss nun damit rechnen, dass die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermitteln wird. Die drei Angeklagten können hingegen davon ausgehen, dass ihnen "lediglich" eine Verurteilung wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr und Sachbeschädigung bevorsteht: Die Richter teilten mit, dass sie aufgrund der Größe der mutmaßlich verwendeten Schottersteine derzeit keinen bedingten Tötungsvorsatz sehen.

Das Euskirchener Amtsgericht hatte das Verfahren ans Landgericht abgegeben, um überprüfen zu lassen, ob nicht ein versuchter Mord begangen wurde. Der Prozess wird fortgesetzt.

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