Digitales Alarmierungssystem wird aufgerüstet Sirenen und Melder schweigen

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Piepser und Sirenen im Rhein-Sieg-Kreis bleiben am morgigen Samstag stumm. Der Kreis rüstet sein digitales Alarmierungssystem für die Einsatzkräfte der Rettungsdienste, Feuerwehren und des Katastrophenschutzes auf neuste Technik um.

 300 Einsätze laufen durchschnittlich in der Leitstelle im Siegburger Kreishaus ein.

300 Einsätze laufen durchschnittlich in der Leitstelle im Siegburger Kreishaus ein.

Foto: Holger Arndt

Dazu muss er allerdings das gesamte Alarmierungsnetz außer Betrieb nehmen und alle im Kreis vorhandenen digitalen Alarmumsetzer müssen auf den neuen Alarmierungsmodus gesetzt werden. In der Umstellphase zwischen 9 und 17 Uhr ist daher eine flächendeckende Alarmierung über Sirenen und Meldeempfänger nicht möglich, teilt der Kreis mit und versichert zugleich, dass das keine Auswirkungen auf die Arbeit von Feuerwehr und Rettungsdiensten haben wird.

"Wir sind optimal vorbereitet, um die erforderlichen technischen Umrüstungen durchzuführen und an diesem Tag gleichzeitig unseren hohen Einsatzstandard bei Rettungs- und Feuereinsätzen zu gewährleisten", sagt Rainer Dahm, Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz beim Kreis. "Unsere Kunden draußen merken davon nichts", sagt Martin Bertram, Leiter der Kreisleitstelle.

Die ist wie gewohnt unter 112 zu erreichen. "Normalerweise genügt nach der Einsatzaufnahme ein Knopfdruck und die entsprechenden Kräfte sind alarmiert", erklärt Bertram das Einsatzleitsystem. Am Samstag müssen seine Kollegen zu Funkgerät oder Telefon greifen und die entsprechenden Stellen anfunken oder anrufen.

Damit das reibungslos funktioniert, sind kreisweit etwa 700 Einsatzkräfte in Bereitschaft. Die Feuerwehren in allen 19 Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises besetzen ihre Gerätehäuser, um im Ernstfall, ohne zeitliche Verzögerung ausrücken zu können. Gleiches gilt für die Rettungsdienste und für die Einheiten des Katastrophenschutzes. Sollte es eine größere Einsatzlage geben, so der Kreis, wird die Bevölkerung vor Ort über Lautsprecherdurchsagen gewarnt.

"Die Umstellung unseres Alarmierungssystems ist alternativlos", sagt Martin Bertram. Das Netz ist seit 1996 in Betrieb, ist seither aber stetig erweitert und modernisiert worden. In den vergangenen Wochen und Monaten seien die Computer an den auf den gesamten Rhein-Sieg-Kreis verteilten Alarmumsetzern ausgetauscht und konfiguriert worden, erklärt Martin Bertram. In einem finalen Schritten müssten diese nun allen 26 Außenstandorten sowie an den beiden Standorten im Kreishaus zeitgleich abgeschaltet und umgerüstet werden.

Dazu fahren Mitarbeiter der Leitstelle am Samstag in drei Teams alle Standorte an und spielen dort die neue Software auf. "Wir haben im Vorfeld sichergestellt, dass die Außenstellen erreichbar und begehbar sind", sagt Martin Bertram. Zudem seien verschiedene Szenarien durchgespielt und geprobt worden, ergänzt Rainer Dahm. Nach Abschluss aller Arbeiten am Samstag wird es verschiedene Probealarme geben, um das neue digitale Alarmierungssystem zu testen. "Sollte es nicht funktionieren, können wir im Notfall wieder auf den alten Modus umstellen", sagt Dahm.

Ist das neue System in Betrieb, bringt es der Leitstelle wie auch den Feuerwehren und Rettungsdiensten Vorteile: "Es bringt uns eine größere Alarmierungssicherheit, es erhöht die Schnelligkeit und eröffnet uns die Möglichkeit, Gespräche zu verschlüsseln", erläutert Martin Bertram, dessen Leitstelle im vergangenen Jahr 116.000 Einsätze bearbeitet hat. "Im Schnitt haben wir jeden Tag 300 Einsätze", sagt sein Stellvertreter Ralf Ahr.

Ein Mal im Monat probt die Leitstelle verschiedene Ausfallszenarien, um für einen Systemausfall gewappnet zu sein. Reale Systemabstürze habe es in der Vergangenheit gegeben, räumt Rainer Dahm ein. Diese seien aber immer abgefangen worden. "Wenn gar nichts mehr geht, haben wir unsere Redundanz in Bonn", so der Amtsleiter. Beim Sprechfunk läuft die Umstellung auf digitale Technik. "Die Kommunen müssen die entsprechenden Geräte beschaffen", erklärt Bertram. Danach werde sukzessiv umgestellt.

Wehren sind für den Ernstfall gewappnet

An die 700 Einsatzkräfte stehen am Samstag im gesamten Rhein-Sieg-Kreis für den Notfall bereit. Dazu gehören auch diverse Ehrenamtliche im Vorgebirge und in der Voreifel.

Eines sei morgen "ganz, ganz wichtig", sagt die Leiterin des Bornheimer Ordnungsamtes, Sabine Walter. Im Notfall sollten die Menschen alles machen wie sonst auch - also die 112 wählen. Wie sie weiter erläutert, sind am Samstag zwischen 8 und 17 Uhr alle zwölf Feuerwehrgerätehäuser in Bornheim mit Wehrleuten besetzt. "Im Gerätehaus in Bornheim gibt es zudem eine Abschnittsführungsstelle", so Walter.

Anrufe, die über die 112 in der Leitstelle in Siegburg eingingen, würden dann per Telefon an die Führungsstelle in Bornheim gehen, die dann entscheide, welche Kräfte ausrücken. Auch das geschehe wiederum über Telefon, sagt Walter. Zur Not könne man aber auch auf analogen Funk im Vier-Meter-Band zurückgreifen.

"Die Feuerwehrleute können schnell im Einsatz sein, weil sie in den Gerätehäusern vor Ort sind", sagt Walter. Allerdings sollten Menschen bei Notfällen nicht direkt in die Gerätehäuser gehen. "Wählen Sie die 112", wiederholt sie. Zudem würden die Sirenen zur Alarmierung der Bevölkerung bei Zwischenfällen funktionieren.

Auch in den anderen Kommunen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis wurden ähnliche Vorkehrungen getroffen wie in Bornheim. So etwa in Rheinbach. Nach Angaben von Jörg Kirchhartz, stellvertretender Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr der Stadt Rheinbach, sind auch hier alle Feuerwehrgerätehäuser zwischen 8 und 17 Uhr besetzt.

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