Dokumente aus dem Zweiten Weltkrieg Schätze aus dem Bunkerköfferchen

SWISTTAL · Gertrud Eiff hat den Krieg miterlebt. Heulten die Sirenen für den Fliegeralarm, war es ihre Aufgabe das "Notfallköfferchen" mit in den Bunker zu nehmen. Dieses Köfferchen hat sie nun an Gemeindearchivarin Hanna Albers für das Archiv übergeben. Darin: viele Dokumente aus den Weltkriegen. Persönliche und offizielle Unterlagen.

 Gertrud Eiff (links) überlässt ihr "Notfallköfferchen" mit historischen Dokumenten der Gemeindearchivarin Hanna Albers.

Gertrud Eiff (links) überlässt ihr "Notfallköfferchen" mit historischen Dokumenten der Gemeindearchivarin Hanna Albers.

Foto: Axel Vogel

Die Sirenen heulen - Fliegeralarm. Das Zeichen für die siebenjährige Gertrud Bürvenich, ihre Mutter, ihre kleineren Schwestern und den Großvater, im Bunker im Garten ihres Hauses in Dünstekoven Schutz zu suchen.

Es war immer so: zuerst ging die Mutter mit den kleinen Schwestern auf dem Arm, dann der Opa mit seinen Krücken, und ich zum Schluss. Ich musste abschließen und das Köfferchen nehmen", erzählt die heute 78-jährige Gertrud Eiff, geborene Bürvenich.

In dem "Notfallköfferchen", auch "Bunkerköfferchen" genannt, befanden sich unter anderem die Pässe der Familienmitglieder, Medikamente, Versicherungsunterlagen, die Gesundheitsbücher der vier Mädchen und die Fläschchen für die kleinsten, die Zwillinge Katharina und Magdalena, die im Januar 1944 geboren worden waren.

Manches Mal musste die Familie wie alle anderen auch mit dem Köfferchen den Bunker aufsuchen, den der Vater Johann Bürvenich halb über, halb unter der Erde, geschützt unter einem großen Birnbaum gegraben hatte. Ein Bett stand darin, damit der Opa und die Kinder liegen konnten.

Angst habe sie bei Fliegeralarm im Bunker nicht gehabt, erinnert sich Gertrud Eiff. Das änderte sich erst kurz vor Kriegsende: "Da wurde mir aus einem Stuka vor die Füße geschossen. Seitdem bin ich immer gelaufen, wenn Fliegeralarm war." Und immer mit dem "Notfallköfferchen".

Spuren der Zeit

Die Zeit hat Spuren hinterlassen an dem kleinen, braunen Köfferchen aus verkleideter Pappe und Holz. Aber es hat den Zweiten Weltkrieg und die 70 Jahre danach überdauert, ist umgezogen vom Elternhaus der Familie Bürvenich in das neue Haus der Familie Eiff, wo es auf dem Speicher gelegen hat.

Bis jetzt: Gertrud Eiff hat das Notfallköfferchen an Gemeindearchivarin Hanna Albers für das Archiv übergeben. Und zugleich auch einige Dokumente, die teils zum Inhalt des "Notfallköfferchens" gehörten, teils auch andere. Darunter der Militärpass des Großvaters Engelbert, die Urkunde über dessen Auszeichnung mit dem "Ehrenkreuz für Frontkämpfer" des Ersten Weltkriegs und dessen "Sammelbuch der jährlichen Bescheinigungen über die Endzahlen aus der Aufrechnung der Quittungskarten der Invaliditäts- und Altersversicherung".

Auch zwei Kriegspostkarten des Onkels Adolf Bürvernich aus russischer Gefangenschaft hat Gertrud Eiff aufgehoben und jetzt ins Gemeindearchiv gegeben. Damit war die Dünstekovenerin als eine der ersten Swisttaler dem Aufruf im Amtsblatt gefolgt, die Bürger mögen doch "Schätze von ihren Dachböden" und alte Fotos rechtzeitig dem Gemeindearchiv übergeben, bevor sie von der nachfolgenden Generation einfach entsorgt werden.

Über die Neuzugänge freute sich Gemeindearchivarin Albers besonders, die die historische Bedeutung der Archivalien hoch einschätzte: "Köfferchen und Dokumente sind eigentlich kein Archivgut, sondern Museumsgut. Damit kann man Geschichte erlebbar machen.

Die Generationen, die nach uns kommen, wissen sonst gar nicht mehr, wie so etwas ausgesehen hat." Die Gegenstände und Archivalien können im neuen Archivmagazin neben dem Rathaus sachgerecht gelagert werden, so die Gemeindearchivarin.

Kontakt zum Swisttaler Gemeindearchiv: Tel. 0 22 55/94 98 81, hanna.albers@swisttal.de.

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