Girls' und Boys' Day in der Region Mit Schlagstock und Frauenpower

SANKT AUGUSTIN · Beim Girls' Day lernten junge Frauen ab der fünften Klasse "männertypische" Berufe und Studiengänge kennen

 In der Luft: Aus der dritten Etage seilten die Bundespolizisten in Hangelar mutige Mädchen ab.

In der Luft: Aus der dritten Etage seilten die Bundespolizisten in Hangelar mutige Mädchen ab.

Foto: Holger Arndt

Es wurde gelötet, Roboter wurden gebaut und es wurden auch einige Verdächtige untersucht - beim bundesweiten Girls' Day 2015 konnten Mädchen ab der fünften Klasse einen Blick in Unternehmen, Betriebe und Hochschulen werfen. Dort lernten sie Ausbildungsberufe und Studiengänge kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind.

Bundespolizei

Ein umfangreiches Programm bot die Bundespolizei im Standort Sankt Augustin-Hangelar. Dass die Aufgaben der Polizei keine leichten sind, aber auch von Frauen gemeistert werden können, lernten die Schülerinnen am Donnerstag an fünf Stationen. Bei der Höhenrettung sprangen sie sicher angeseilt aus dem zweiten Stock eines Hauses, liefen in voller Montur - also mit 25 Kilogramm Gepäck - über das Gelände der Polizei und übten das Durchsuchen von Verdächtigen und anschließend das Anlegen von Stahlhandfesseln. Am Hubschrauber EC 135 erfuhren die Mädchen, welche Aufgaben eine Hubschrauberpilotin hat, und über welche Möglichkeiten die Bundespolizei in der Luft verfügt.

"Der Tag bei der Polizei ist super. Besonders der Lauf in voller Montur hat mich beeindruckt. Ich könnte mir gut vorstellen, nach meinem Abi zur Polizei zu gehen", sagte die 14-jährige Maike Römisch voller Begeisterung. Frauen bilden bei der Bundespolizei deutschlandweit eine Quote von nur zehn Prozent, über junge weibliche Verstärkung freuen sich die Polizistinnen sehr. "Seit zwölf Jahren nehmen wir am Girls' Day teil. Mittlerweile haben sich sogar ein paar Mädchen, die als Schülerinnen mal hier waren, bei uns beworben", sagte Polizeihauptkommissarin Mukkades Samut.

Hochschule Bonn-Rhein-Sieg

Auch die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg öffnete am Donnerstag ihre Tore für die jungen Schülerinnen. Mit verschiedenen Angeboten in den Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Technikjournalismus wollte die Hochschule den etwa 200 Mädchen Studiengänge vorstellen, die meist eher Jungs ansprechen. Dabei wurden die Schülerinnen spielerisch in Workshops an die verschiedenen Themen rangeführt.

Der Fachbereich Informatik baute mit den Schülerinnen einen Roboter und steuerte diesen im Anschluss mit einer selbstprogrammierten Handy App. Im hochschulinternen Studio entstanden kurze Radio- und Fernsehbeiträge, die die Schülerinnen selber moderieren und anschließend schneiden konnten. "Der Girls' Day wird von den Mädchen wirklich gut angenommen. Viele probieren sich auch mal an neuen und ungewohnten Arbeiten. Unser Fernsehstudio ist jedoch für alle Schülerinnen immer wieder ein Highlight", so Marko Neumann, Mediengestalter Bild und Ton.

Manometer Preiss

"Technische Berufe sind schon lange auch für Frauen attraktiv. Wir wollen jungen Mädchen die Möglichkeit geben, selber einige praktische Erfahrungen zu sammeln", sagte Andreas Bondza, Betriebsleiter der Manometer Preiss Empeo-Kbm oHG. Seit 1926 stellt der Betrieb bis zu 1000 Manometer am Tag her. Für die Arbeit wurde die Firma vor zwei Jahren sogar mit dem "Best of 2013"-Award ausgezeichnet.

Fünf Mädchen aus Sankt Augustin und Bonn durften an den Geräten mit anfassen. Schritt für Schritt stellten sie so ihr eigenes Manometer her, das sie sogar mit nach Hause nehmen durften. "Es ist schon spannend, in den Berieb mal reinzuschauen. Aber mein Traumberuf wird es trotzdem nicht", so die 15-jährige Zeliha Keskin.

Boys' Day

Während sich junge Schülerinnen beim Girls' Day an Berufen versuchen, in denen Frauen eher selten vertreten sind, bekamen auch Jungs die Möglichkeit, beim Boys' Day Arbeitsfelder kennenzulernen, die "typisch" für Frauen sind.

In der Siegburger Kindertagesstätte "kinderreich" erfuhren junge Männer, wie schwierig es sein kann, auf die Kinder einzugehen und sie zu beschäftigen. Ganz ohne männliche Kollegen waren die jungen Grenzüberschreiter hier allerdings nicht. Einer der Erzieher im Kinderreich arbeitet als einziger Mann unter elf Frauen. "Ein Traumjob", sagt Jonas Ilstat. Den hat er bereits vor vielen Jahren für sich entdeckt - bei einem "Boys' and Girls' Day".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort