Aktionstag Kollege Hund Lebensretter, Stresslöser und Therapeut

RHEIN-SIEG-KREIS · Bedingungsloser Einsatz und grenzenloses Vertrauen können aus Hunden besondere Kollegen machen. Sie helfen im Alltag oder unterstützen bei der Arbeit. Selbst wenn sie einfach nur da sind, können sie für Bewegung und eine entspannte Atmosphäre im Büro sorgen.

Mit dem Tag unter dem Motto "Kollege Hund" will der Deutsche Tierschutzbund zum achten Mal Unternehmen die Möglichkeit geben, die Vorzüge eines vierbeinigen Kollegen kennenzulernen und sie motivieren, dass Hundehalter ihren Vierbeiner mit zur Arbeit bringen dürfen. Anlass genug, einmal nachzufragen: Wo sind Hunde am Arbeitsplatz erlaubt? Und: Wo sind sie sogar zwingend notwendig? Der GA stellt drei Beispiele aus der Region vor.

Bosc sitzt kerzengerade vor Alina Willius und wartet auf das nächste Kommando. Kein Wunder, denn der zierliche Malinois-Rüde ist im Arbeitsmodus auf dem Übungs- und Ausbildungsplatz der Bundespolizei in Sankt Augustin-Hangelar. Er ist ein besonderer Kollege, denn seine Hundeführerin kann sich immer und überall auf ihn verlassen - und das muss auch so sein. Ihr Arbeitsverhältnis ist geprägt von grenzenlosem Vertrauen, denn Bosc würde Alina Willius überall hin folgen.

Bosc hat eine duale Ausbildung zum Schutz- und Sprengstoffspürhund erhalten. Er kann eine Tat vereiteln, einem Täter hinterherlaufen und ihn stellen, einer Fußspur folgen oder einen Angriff abwehren. Außerdem findet er Sprengstoff. Am manipulierten Auto dauert es nur zwei Sekunden, bevor sich Bosc vor das rechte Vorderrad legt, unter dessen Abdeckung sich eine Folie mit Sprengstoff befindet. Er gehorcht aufs Wort. Aber was auf dem Übungsplatz so faszinierend und spielerisch aussieht, täuscht. Seine Ausbilderin warnt: "Bosc ist kein besonders freundlicher Hund."

Außerhalb des Geländes würde er es nie zulassen, dass sich jemand näher als fünf Meter an sie heranwagt - es sei denn, er bekommt vorher ein Kommando. Die 25-Jährige ist eine von vier Diensthunde-Lehrwarten. Unter den 49 Diensthunden der Bundespolizei in NRW ist Bosc einer von sechs Dual-Hunden. Dass er hundertprozentig verlässlich ist, davon hängt an jedem Arbeitstag nicht nur Alina Willius' Leben ab - sondern oft auch das anderer Menschen.

Die Begrüßung von Gregor Stamm ist etwas umständlich. Allerdings aus einem guten Grund: "Ich mach' mal eben die Tür zu, damit Sie der Hund nicht anspringt, denn er ist nass von unserem Spaziergang", erklärt Stamm. Beim Öffnen der Tür zu Stamms IT-Büro in Meckenheim wird man von gleich drei Junghunden fröhlich schwanzwedelnd begrüßt.

Flat Coated Merlin, 15 Monate, sowie die beiden Labradore Juma, vier Jahre, und Polly, neun Monate. Ebenfalls mit dabei ist Paul, drei Jahre, der seine Mutter Maria van Schewick ebenfalls ins Büro begleitet. Hinter den Bildschirmen findet man schließlich noch Miguel Fußhöller und Piotr Dewicki.

Wenn die vier IT-Fachleute ihren Kunden passgenaue Programme schreiben, schlafen ihre vierbeinigen Begleiter in der Regel in den diversen Körbchen, die im Büro verteilt sind. Wenn sie gebraucht werden, sind sie jedoch hellwach. So zum Beispiel, falls Stamm einen "Knoten im Kopf auflösen muss", wie er sagt. Das bewerkstelligt er lieber bei einem gemeinsamen Spaziergang zwischen den Apfelbäumen als in stickiger Büroluft.

Seit zehn Jahren gibt es immer mindestens einen Hund im Büro der EDV-Beratung von Gregor Stamm, der sich sicher ist, dass die Vorteile überwiegen. "Wir haben kein schlechtes Gewissen, weil wir unsere Hunde alleine lassen müssen, und die Bewegung tut uns allen gut", ergänzt Fußhöller.

Hoch oben auf dem Berg direkt am Waldrand neben der Kirche hat die evangelische Kindertagesstätte Wurzelkinder ihr Revier. An den Wänden der Einrichtung in Aegidienberg, einem Stadtteil Bad Honnefs, hängt ein Foto des Lieblingsgastes in der Einrichtung: Es ist Hündin Hummel, die einmal in der Woche bei den Kindern Station macht.

Die dreijährige Australian-Shepherd-Hündin ist als Therapiehund ausgebildet. Das bedeutet, dass sie schnell und unkontrolliert an ihr vorbeisausende Kinder ebenso wie ungewohnte Griffe aushalten kann.

Dreimal in der Woche ist Hummel in Pflegeheimen, Schulen oder Kitas zu Gast und hat eine ganz besondere Wirkung auf ihre Gastgeber. Muskelverspannungen verschwinden, Demenzkranke oder Kinder mit Behinderung erzählen Dinge, die ihnen sonst nicht über die Lippen kommen.

Und ganz nebenbei erfahren alle, die Hummel mit Trainerin Kirsten Koch empfangen, eine Menge über die Hundesprache oder aber die Spiele, die man mit den Vierbeinern spielen kann. Die Wurzelkinder etwa machen einen Spaziergang im Wald. Damit es ihnen ebenso wie Hummel nicht langweilig wird, spielen sie.

Hummel ist konzentriert bei der Sache, sei es um den Futterbeutel zu apportieren oder Thunfischpaste an Baumstämmen zu finden. "Mir ist es wichtig aufzuklären", betont Koch. Oftmals seien die Kinder ängstlich oder distanzlos im Umgang mit Hunden, das versuche sie zu verbessern. Für die Vorschulkinder ist Hummels Besuch immer ein besonderes Erlebnis und Gesprächsthema in der Kita schon Stunden, bevor ihr vierbeiniger Freund ankommt.

Hintergedanke: Bessere Vermittlungschancen

Mehr Akzeptanz von Hunden am Arbeitsplatz und damit höhere Vermittlungschancen für die Vierbeiner aus dem Tierschutz - das ist der Hintergedanke beim Aktionstag "Kollege Hund". Unter anderem hatte das Tierheim Troisdorf dazu aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen.

"Leider entscheiden sich viele Berufstätige aktuell noch gegen ein Tier, da sich Job und Hund oft nur schwer vereinbaren lassen. Je mehr Arbeitgeber ihren Mitarbeitern die Mitnahme von Hunden gestatten, desto größer ist auch die Entlastung für unsere Tierheime", sagte Ralf Snyders, Vorstandssprecher des Vereins Tierschutz Rhein-Sieg-Kreis. Weitere Informationen unter www.tierschutzbund.de/kollege-hund.

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