CDU und Grüne Kritische Töne zum Bürgerticket

RHEIN-SIEG-KREIS · Das Thema taucht immer mal wieder auf und mündete jüngst in einem Beschluss auf dem Kreisparteitag der SPD. Die Sozialdemokraten und ihre Nachwuchsorganisation, die Jusos, wollen ein Bürgerticket für den Öffentlichen Personennahverkehr einführen - gewissermaßen eine "Flatrate" für den ÖPNV.

Das soll funktionieren wie ein Semesterticket. Alle Bürger werden an der Finanzierung beteiligt und können im Gegenzug Busse und Bahnen im Verkehrsverbund frei nutzen.

Was sich indes so schön einfach anhört, ist alles andere als simpel. "Für neue Ideen sind wir selbstverständlich immer offen", sagt Holger Klein, Sprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS). Es sei aber offensichtlich, dass es bei dem Thema einige Hindernisse gebe. Natürlich würde man sich über neue Kunden im defizitären ÖPNV freuen. So hätte eine Studie sogar ergeben, dass es mit einem Bürgerticket rund 30 Prozent neue Fahrgäste geben könnte. "Aber dann bekommen wir Probleme mit der Infrastruktur. Die müsste dann ausgebaut werden", sagt Klein. Was wiederum zusätzliche Investitionen nach sich ziehen würde. Außerdem müsse man schon fragen, wie das denn konkret aussehen solle mit der Finanzierung, oder wie man mit den Einpendlern umgehe. "Fragen über Fragen, die nicht so einfach zu beantworten sind", so Klein.

Befürworter argumentieren, ein solches Bürgerticket könnte für kleine und mittelgroße Städte eine Lösung sein. Damit verbunden seien gesicherte Einnahmen für die ÖPNV-Betriebe, eine Stärkung des Angebots sowie Anreizen zum Umstieg vom Auto auf den ÖPNV sowie weniger Verkehrs- und Umweltbelastungen.

Die Finanzierung ist laut Klein allerdings schon ein Problem, zumal man die Bürger nicht übermäßig belasten könne. So habe die belgische Stadt Hasselt das Bürgerticket eingeführt, aber auch schon wieder abgeschafft. "Das war einfach nicht finanzierbar", weiß Klein zu berichten. Gleichwohl: Werde die Einführung eines Bürgertickets beantragt, werde der VRS das auch prüfen.

Für die Kreis-CDU ist ein derartiges umlagebasiertes Bürgerticket unrealistisch. Zwar schließt der Kreistagsabgeordnete und Verkehrsexperte Oliver Krauß, der Mitglied der Zweckverbands-Versammmlung des Nahverkehrs Rheinland (NVR) ist, ein Bürgerticket nicht gänzlich aus. Zuvor müssten aber Lösungen für den überlasteten Bahnknoten in Köln sowie für die linke Rheinstrecke und die Siegstrecke gefunden werden. "Es muss grundsätzlich über eine Reform des Tarifsystems nachgedacht werden", so Kraus.

Das meint auch der Grünen-Verkehrsexperte und Kreistagsabgeordnete Martin Metz. "Ein Bürgerticket ist extrem ungerecht und eine geradezu absurde Idee." Aufgabe sei es doch, ein qualitativ gutes ÖPNV-Angebot vorzuhalten. Das dürfe es nicht für eine "Flatrate" geben. "Die Tarife müssen günstiger werden und sich an der Nutzung orientieren", so Metz. Es sei auch nicht zu vermitteln, warum jemand, der vorwiegend Fahrrad fahre, genauso viel für den ÖPNV zahlen müsse wie der Berufspendler. "Ein derartiges Ticket ist hochproblematisch", so Metz.

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