Große Kombis - richtig für Farbeimer oder Golf-Bags

Kombi ist längst nicht mehr gleich Kombi. Grob betrachtet sind es zwei Arten, zum einen die Nutzwert-orientierten Familien- oder Firmenwagen-Kombis vom Schlage eines Astra Caravan, VW Passat Kombi oder Opel Omega Caravan, bei denen Laderaumvolumen und Zuladung zu den wichtigsten Kriterien zählen.

Zum anderen sind es die sogenannten "Lifestyle-Kombis", die ihren Fahrer einfach nur sportlicher und jünger wirken lassen als in der jeweiligen Limousinen-Version. Kilogramm und Liter sind hier weniger wichtig als einfach nur die Tatsache, dass es flott ausschaut, wenn man das Golfbag oder die Tennis-Tasche locker in das Fahrzeugheck schiebt.

In der großen Klasse, dem Segment der gehobenen Mittelklasse-Kombis, sind Lebensstil und reiner Nutzwert allerdings schon nicht mehr so klar zu trennen. Mercedes E-Klasse T-Modell, BMW 5er Touring und Audi A6 Avant markieren hier den einheimischen Premium-Bereich. Doch nur dem T-Modell gelingt es, Spitzen-Image und Stil im Auftritt mit einem riesigen 600 Liter fassenden Gepäckraum zu verbinden. In Deutschland sind diese drei sehr beliebt als Geschäfts- und Familienwagen. Doch ihre Verbreitung schmälert den Hauch von Exklusivität, den ein Kunde erwarten mag, der 70 000 Mark und mehr für sein Fahrzeug ausgibt.

Der Opel Omega Caravan ist übrig geblieben nach dem leisen Produktionsstopp des Ford Scorpio Turnier. Er überzeugt mit 540 Litern Laderaum und guter Ausstattung zum vernünftigen Preis von knapp 52 000 Mark. Aber in Sachen Ausstrahlung, Image, Design und Qualitätsniveau ist er vom genannten Premium-Trio leicht entfernt. Käufer die Exklusivität und Charakter lieben, sollten deshalb die vier folgenden Importangebote besonders genau studieren.

Relativ geringe Verbreitung und klangvolle Markennamen bieten sie unisono: Der Citroën XM Kombi ist noch seltener als sein Schrägheck-Pendant. Er vereint überragenden Fahrkomfort auf Grund der Hydropneumatik, großen Innenraum und 530 Liter fassenden Gepäckraum. Dank Luftfederung geht der XM auch unter großer Zuladung nicht in die Knie, sondern reguliert die Bodenfreiheit selbstständig. Für rund 65 000 Mark wird er mit dem 190 PS starken V6-Motor geliefert. Erwähnenswert ist auch die 109 PS starke Vierzylinder-Turbodiesel-Variante zum Preis von etwa 55 000 Mark.

Lancia kappa Station Wagon, so heißt ein Auto, das in mancher Stadt seltener auftaucht als ein Ferrari. Die Kombi-Version des wenig beachteten kappa bietet zum Einstiegspreis von knapp 55 000 Mark einen Fünfzylinder-Benziner mit 155 PS und einen Kofferraum unter der Laderaumabdeckung, der bis zu 505 Liter schluckt. Neben dem Dreiliter-Sechszylinder, der mit 204 PS und einem Preis von knapp 69 000 Mark im Katalog steht, markiert der kappa Station Wagon 2.0 turbo 20 V mit 220 PS die Leistungsspitze. Er kostet 65 750 Mark und beschleunigt seine Passagiere nachdrücklich bis zur Höchstgeschwindigkeit von 235 km/h. Edle Innenraum-Materialien und individueller Design-Stil machen den kappa überzeugender als PS-Zahlen und Höchstgeschwindigkeit zu einem Automobil für Genießer, die Understatement lieben und denen ein verchromter Stern auf der Haube fast peinlich wäre.

Auch der Saab 9-5 Kombi vereint Understatement und Charakter, freilich auf eine schnörkellosere, eben schwedisch kühlere Art. Die Verarbeitung ist top, und Innenraum-Design sowie Bedienung wirken sachlich, zurückhaltend ohne Langeweile auszustrahlen. Alles fasst sich angenehm solide an und vermittelt die Stabilität, die die Saab-Techniker schon immer für ihre Produkte reklamieren. Zum Glück blieb das Zündschloss auch unter der Regie des GM-Konzerns dort, wo es schon immer bei einem Saab zu finden war, auf dem Tunnel zwischen den Vordersitzen hinter dem Schalthebel. Und wie immer lässt sich der Zündschlüssel beim Parken nur abziehen, wenn der Rückwärtsgang eingelegt ist.

Den 9-5 Kombi, der über 416 Liter Kofferraum-Volumen verfügt, gibt es mit einem sehr harmonischen 150 PS leistenden Vierzylinder ab 57 000 Mark. Der teuerste heißt 9-5 SE 3.0t V6 (200 PS) und kostet über 77 000 Mark und der schnellste (240 km/h) heißt 9-5 Aero 2.3 Turbo mit 230 PS zum Preis von knapp unter 70 000 Mark. Nicht vergessen sollte der Interessent, dass die Kombis von Saab erst im letzten Jahr auf den Markt kamen, entsprechend selten tauchen sie im Verkehrsgeschehen auf. Mittlerweile sind 50 Prozent aller 9-5 Kombi-Versionen, was verdeutlicht, das die Schweden hier eine glückliche Hand bei Konstruktion und Design hatten.

Glücklich könnten auch die Väter des neuen Volvo V 70 werden. Anders als bei den Vorgängern V 70 und davor dem 850 schufen sie den V 70 Kombi nun als eigene Baureihe. Von ihm wird es keine S 70-Stufenheckvariante geben. Die größte Volvo-Limousine bleibt der S 80 und unter dem V 70 wird zu einem späteren Zeitpunkt eine viertürige Limousine namens S 60 platziert. Der neue V 70 schluckt 485 Liter im Gepäckraum und wird zu seiner Markteinführung in den nächsten Wochen ausschließlich mit Turbo-Fünfzylinder-Motoren geliefert. 200 PS kosten rund 63 000 Mark, 250 PS im T5 verschlingen gut 70 000 Mark und der betagte 140 PS starke Audi-Turbodiesel kommt auf knapp 60 000 Mark. Saugmotoren mit 140 und 170 PS werden die Baureihe bald vervollständigen.

Auch wenn der neue V 70 im Design der Front vom S 80-Look geprägt wird, darf man nicht vergessen, dass er sich auf der Straße schnell ins Alltagsbild einfügt. Das liegt an der großen Verbreitung seiner optisch ähnlichen Vorgänger. Doch ganz sicher ist dieser Effekt manchem Fahrer eines teuren T 5 mehr als recht, denn mit 250 PS bleibt der stärkste V 70 das, was er schon immer war, ein gut getarnter Sportwagen für Familienväter.

Auch wenn die großen Kombis verglichen mit den Limousinen der gehobenen Mittelklasse eher selten im Straßenbild auftauchen, so belegt doch diese Übersicht ganz deutlich, wie lebendig diese Fahrzeug-Gattung von den Herstellern gepflegt wird. Diese Vielfalt des Angebots stellt sicher, dass wer viel Raum benötigt, noch längst nicht immer einen Minivan kaufen muss.

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