Rodung ausgesetzt Kampf gegen die Herkulesstaude

RHEIN-SIEG-KREIS · Die Schönheit der weißen Blüten ist trügerisch. Denn die hochgewachsenen Pflanzen, die sie krönen, sind eine Plage: Die Herkulesstaude, auch bekannt als Riesenbärenklau, hat sich in den vergangenen Jahren entlang der Sieg und ihrer Nebenbäche ausgebreitet und heimische Pflanzen gefährdet.

Vier Jahre lang hat der Rhein-Sieg-Kreis sie daher bekämpfen lassen. Nun will er die Rodung zunächst aussetzen, da das Land NRW die Förderung eingestellt hat. Eine Entscheidung, die Kritiker auf den Plan ruft.

Mit Schutzkleidung, Handschuhen und Gummistiefeln ausgestattet, haben 2009 erstmals Mitarbeiter des Vereins "Hilfe zur Arbeit" im Auftrag der Unteren Landschaftsbehörde an Sieg, Agger und zahlreichen Bächen den Kampf gegen die Herkulesstaude aufgenommen. Jahr um Jahr haben sie die Pflanzen vorsichtig vor Beginn ihrer Blüte Ende Juni zurückgeschnitten und entwurzelt, darauf bedacht, nicht den Saft der Staude zu berühren, der starke Verbrennungen hervorruft. Dabei mussten sie gründlich sein, denn eine einzelne zur Samenreife gelangte Pflanze kann einen neuen Massenbestand hervorbringen.

"Durch die Arbeiten haben wir eine weitere Vermehrung verhindern und in einigen Bereichen sogar eine Reduzierung erreichen können", sagte Bernd Zimmermann, Leiter der Unteren Landschaftsbehörde, im Mai des vergangenen Jahres. Er prognostizierte aber auch, dass es vermutlich zehn Jahre dauern werde, bis "nur noch überschaubare Restbestände des Bärenklaus vorhanden sind, die dann mit relativ geringen Mitteln dauerhaft beseitigt werden können". 100.000 Euro hat die Rodung der Stauden allein 2013 gekostet, davon trug das Land 75 Prozent.

Nun hat das Umweltministerium in Düsseldorf die Förderung gestrichen. Dem Kreis fehlen damit die Mittel für eine flächendeckende Bekämpfung. Eine Entscheidung, die Klaus-Peter Smielick, umweltpolitischer Sprecher der FDP-Kreistagsfraktion, als fahrlässig bezeichnet. "Sowohl Menschen als auch die einheimische Pflanzenwelt geraten durch die aggressive Ausbreitung der Herkulesstaude in Gefahr", sagt er. Daher dürfe man keine Zeit verlieren, um die gefährliche Pflanze effektiv zu bekämpfen.

In ihrem Engagement für das Projekt fanden die Liberalen im Kreisausschuss fraktionsübergreifend Rückendeckung. Der zeitliche Druck war allen bewusst. Man einigte sich, dass sich die umweltpolitischen Sprecher der Fraktionen zeitnah mit Umweltdezernent Christoph Schwarz über das weitere Vorgehen abstimmen. Gedanken an einen Brief an den zuständigen Minister standen im Raum.

Den Brief gibt es vorerst nicht. Vielmehr schlägt das Umweltdezernat vor, die Herkulesstaude zum Thema des Umweltausschusses zu machen und Vertreter von Bezirksregierung und Umweltministerium einzuladen. Dass dieser erst am 28. November tagt, sei zu vernachlässigen, heißt es. Begründung: "... da Bekämpfungsmaßnahmen in diesem Jahr wegen der weit fortgeschrittenen Zeit keinen Erfolg mehr hätten." So könne man zu einer zielführenden Lösung für das Jahr 2015 kommen.

Den Vorschlag, das Projekt für ein Jahr auszusetzen, kritisiert FDP-Mann Smielick stark. Das mache die bisherigen Erfolge wertlos. "Der hohe personelle und finanzielle Aufwand wäre umsonst gewesen, wenn sich die Pflanze wieder ein Jahr ausbreiten kann", sagt er. Daher fordern die Liberalen, dass sich das Umweltministerium rasch wieder der Bekämpfung der Herkulesstaude im Kreis annimmt. Zumal das Land als Eigentümer einiger betroffener Flächen doppelt in der Pflicht sei. "Der Rhein-Sieg-Kreis kann dieses Projekt, das mit dem Kreis Wittgenstein und dem Land Rheinland-Pfalz abgestimmt ist, nicht allein stemmen", sagt Smielick. Daher müsse man kurzfristig Druck aufs Ministerium machen. Der liberale Umweltpolitiker gibt sich optimistisch: "Landrat Sebastian Schuster hat signalisiert, sich des Themas annehmen zu wollen."

Riesenbärenklau

Der Riesenbärenklau, auch Herkulesstaude, ist eine Pflanze aus der Familie der Doldenblütler und stammt ursprünglich aus dem Kaukasus. 1890 wurde er als Zierpflanze in Deutschland eingeführt. Die Staude setzt sich gegen heimische Pflanzen durch, da sie sehr früh im Jahr austreibt, über drei Meter groß wird und mit ihren großen, waagerecht abstehenden Blättern andere Pflanzen überdeckt und ihnen das Licht nimmt. Sie führt bei Hautkontakt zu Verbrennungen und ist giftig für Tiere.

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