Interview "Ich liebte ein Mädchen in Morenhoven"

SWISTTAL · Er ist ein Unikum und einfach nicht kaputt zu kriegen: Am 6. April feiert Ingo Insterburg einen "Schreckensgeburtstag", wie er sagt. Der Berliner wird 80. Zuvor ist er am Freitag, 21. März, 20 Uhr, im Swisttaler Kreaforum in Morenhoven zu Gast. Mit dem 79-Jährigen sprach Mario Quadt.

Aus Ihrem Allzeitklassiker "Ich liebte ein Mädchen..." hat das Hamburger Raptrio "Fettes Brot" eine Hip-Hop-Version gemacht, die derzeit in den jungen Radiosendern rauf und runter gespielt werden. Wie schmeckt Ihnen die Fettes-Brot-Version?
Ingo Insterburg: Die haben das selbst gedichtet und sich vorher eine Genehmigung dazu bei mir geholt. Da bestehe ich drauf, damit keine Sauereien herauskommen. Besonders, wenn es schlecht ist, denken die Leute, es wäre von mir. Was ich gehört habe, gefällt mir. Seit 1972 hat das Stück die Fantasie angeregt. Ich präsentiere das Lied in sechs verschiedenen Sprachen - Deutsch, Französisch, Italienisch, Russisch, Englisch und Chinesisch. Manchmal spiele ich mit Sprachkauderwelsch, zu dem ich reime.

Könnte die Radiodauerberieselung von "Ich liebte ein Mädchen...." in der neuen Version dazu führen, dass sich neue, junge Fans auf Ihren Konzerten einfinden?
Insterburg: Ich glaube nicht. Mein Durchschnittspublikum war immer so um die 40. Mittlerweile sind es 40 bis 50 Jahre.

Wo wir gerade bei Zahlen sind: Sie gelten als Multiinstrumentalist, der seine Musikwerkzeuge selbst baut. Wie viele Instrumente spielen Sie auf der Morenhovener Bühne gleichzeitig?
Insterburg: Bei "Freude schöner Götterfunke" sind es fünf. Ich werde 20 bis 25 Instrumente auf der Bühne haben. Das macht Arbeit beim Ein- und Auspacken.

Beeindruckend ist die Art und Weise Ihres Spiels ...
Insterburg: Gut, ich spiele Gitarre mit dem linken großen Zeh, rechter Hand habe ich Trompete oder Posaune und mit dem anderen Fuß Vibrafon oder Geige und Mundharmonika mit dem Mund. Das heißt: Die Geige bespiele ich nicht mit Bogen, ich bewege sie eigentlich am Boden.

Klingt nach einer sportlichen Herausforderung?
Insterburg: Ja. Ich habe 1992 angefangen, Raucher- und Trinkerlyrik zu verfassen. Mittlerweile werden die Gedichte in Schulen behandelt - als lachende Pädagogik, kein Witz. Als ich dann mit dem Rauchen aufgehört habe, bin ich aus der Kneipe raus und haben mit dem Laufen angefangen. Ich war richtig besessen und wollte einen Marathon unter drei Stunden schaffen. Ein Dreivierteljahr lang bin ich jeden Tag 20 Kilometer gelaufen, weil mir noch zehn Minuten fehlten. Als dann das Knie ausgeleiert war, stieg ich aufs Radfahren, aufs Gehen um. Aber diese Kondition nutzt mir bis heute.

Geben Sie es zu: Sie sind nur der Glückshormone wegen gelaufen, die nach dem Sport ausgeschüttet werden?
Insterburg: Natürlich, und man hat tolle Ideen. Ab fünf oder sechs Kilometern kommt die gute Stimmung. Ich bin immer mit Zetteln in den Wald gelaufen, damit ich Reime aufschreiben kann, die mir eingefallen sind.

Per eigener Definition sieht sich Ingo Insterburg als Komödiant, Musiker, Dichter und Maler. Was halten Sie vom neudeutschen Begriff Comedian?
Insterburg: Na, was soll das denn sein? Ich mache Musikkabarett. Einfach nur mit dem Mikro in der Hand auf der Bühne zu stehen - so wie viele andere das machen -, ist mir zu doof.

Ins Kreaforum kommen Sie mit ihrem Kompagnon Lothar "Black" Lechleiter, der in Bonn-Beuel lebt. Was dürfen wir erwarten?Insterburg: Den "Black" habe ich schon als Baby in Ostpreußen schreien hören und dachte mir: Der hat die richtige Singstimme. Ich habe mehr eine Kabarettstimme. Auf der Bühne machen wir das Begrüßungs- und das Abschiedslied gemeinsam, ansonsten macht jeder alleine sein eigenes Programm. Ich denke, das kommt an.

Wenn Sie im Morenhovener Publikum eine Dame treffen würden, deren Herz sie gewinnen möchten. Welche Zeile würden Sie ihr reimen?
Insterburg: Ich liebte ein Mädchen in Morenhoven, wir saßen schön warm zusammen am Ofen.

Es sind nach Auskunft der Macher des Kreaforums noch "einige wenig Karten" zum Preis von 18 Euro erhältlich.

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