Minenräumer aus Rheinbach Hoher kambodschanischer Orden für Peter Willers

RHEINBACH · In Kambodscha werden für hohe Verdienste königliche Orden verliehen. Über einen Orden der höchsten Stufe, das Großkreuz, konnte sich der Rheinbacher Peter Willers (74) jüngst freuen.

 Hoch dekoriert: Peter Willers aus Rheinbach.

Hoch dekoriert: Peter Willers aus Rheinbach.

Foto: Scholten

Bei der Verleihung in der Berliner Botschaft des Königreichs Kambodscha wurde er für sein sechsjähriges Engagement als Programm-Manager eines Minenräumkommandos in Nord-Kambodscha geehrt.

Willers 300 Mann starker Verband gehörte zum "Cambodian Mine Action Centre" (CMAC), einer Minenräumorganisation mit etwa 1800 Mitarbeitern. Sie wurde von der Uno gegründet und ist in kambodschanische Verantwortung übergegangen. 30 Jahre andauernde kriegerische Auseinandersetzungen haben aus dem südostasiatischen Staat eines der am stärksten verminten Länder der Welt gemacht.

"Kambodscha hat einen traurigen Spitzenplatz", so Willers. Zwischen 1980 und 2012 seien mehr als 65.000 Menschen durch Minen verletzt oder getötet worden. Unter anderem durch Willers Engagement konnten die Unfallzahlen deutlich gesenkt werden. Allein sein Verband hat rund 23.000 Minen und 100.000 Blindgänger auf einem Areal von 3000 Hektar vernichtet.

"Minenräumen ist ein wichtiger Beitrag zur Armutsbekämpfung", sagt der 74-Jährige. "Sobald eine Fläche entmint war, kam sie wieder in die Bewirtschaftung." Auf seinen Fotos sieht man Frauen und Männer, die Land pflügen, teils ziehen sie den Pflug selbst. "Wenn ein Bauer zwei Hektar Land hat, ist er aus der Armut raus." Neben der Landwirtschaft ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig des Königreichs. Die touristischen Stätten wie der Tempel Angkor Wat sind mittlerweile minenfrei und gefahrlos zu besichtigen.

Wer Minen räumt, braucht Geduld. Um arbeiten zu können, mussten die ausschließlich einheimischen Kräfte zunächst die Vegetation beschneiden. Als Willers anfing, geschah das noch manuell, er führte dann die Motorsense ein. Zum Teil konnte auch eine Vegetations-Schneide-Maschine, ein "Brush Cutter", eingesetzt werden. Die äußeren Bedingungen ließen das aber nicht immer zu: "In der Regenzeit versank die Maschine im Morast."

Mit einem Metalldetektor arbeiteten sich die Fachkräfte dann Stück für Stück vor. Doch nicht jedes Mal, wenn der Detektor piept, liegt ein Sprengkörper im Boden. Auf 604 Signale komme eine Mine, so Willers. Jeder Mitarbeiter findet durchschnittlich zehn Minen pro Monat. Trotzdem müsse man jedes Signal gleich ernst nehmen. "Das Geheimnis des Minenräumens ist die Disziplin." Sein Verband blieb unfallfrei, als einziger des CMAC, so Willers.

Wenn der Detektor Signal gegeben hat, kommt zunächst ein Magnet zum Einsatz, der kleinere Teile wie Patronenhülsen oder Gewehrkugeln anzieht. Wenn sie entfernt sind und der Detektor immer noch piept, nehmen die Mitarbeiter eine Minensuchnadel zur Hand. "Das ist eigentlich eine gehobene Stricknadel." Sie wird schräg in den Boden gesteckt, um die Mine ausfindig zu machen. Unter größter Vorsicht wird die so gefundene Mine mit einer kleinen Schaufel ausgegraben, dann wird der Zündbeschleuniger herausgeschraubt. Die Minen werden gesammelt und am Ende des Tages gesprengt.

Willers war eigentlich schon im Ruhestand, als er die Aufforderung vom Auswärtigen Amt bekam, das mit 8,5 Millionen Euro dotierte "Leuchtturm-Projekt" zu leiten. Als Oberstleutnant hatte er bereits elf Jahre lang Minenräumprogramme in Bosnien-Herzegowina, Mazedonien, Kosovo und Tschad geleitet.

Peter Willers hat ein Buch über seine Erfahrungen in Afrika geschrieben: Peter Willers: "Gri-Gri. Zauber der Wüste. Einsatz in Afrika als Soldat, Jäger und Minenräumer", Verlag Neumann-Neudamm, zwölf Euro. Zurzeit arbeitet er an einem Buch über Kambodscha.

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