Unwetter im Rhein-Sieg-Kreis Hagel zerstört Kirchenfenster

RHEIN-SIEG-KREIS · Nicht einmal Zeit, das Auto in die Garage zu stellen, blieb. Innerhalb von Sekunden brach das Unwetter am Sonntagabend über Swisttal-Dünstekoven herein und hinterließ eine Spur der Verwüstung

Glasscheiben gingen zu Bruch, Äste wirbelten durch die Luft und Hagelkörner hinterließen Dellen auf den Autos. Auch andernorts sorgte das Gewitter für zahlreiche Schäden.

Scheiben des Gewächshauses hielten dem Hagel nicht stand

Dutzende Bäume sind am Ramershovener Eulenbach umgestürzt. "Wir haben jetzt schon den fünften Container abgefahren", sagte am Montagmittag ein Mitarbeiter des Rheinbacher Bauhofs, der mit drei Kollegen dort aufräumte. Insgesamt seien 30 bis 50 Bäume betroffen, schätzte er. Mit einem Radlader und Kettensägen machten die Bauhof-Mitarbeiter das Holz klein, um es in die Container zur Entsorgung zu schaffen.

"Die Pflanzen im Garten sind fast alle hin", sagt der Dünstekovener Klaus Dick. Die Scheiben seines Gewächshauses hielten dem Hagel auch nicht stand. Jede zweite auf der Wetterseite ist zerstört. Das Dach des Gartenhäuschens hat der Sturm teilweise abgerissen. "Und mein Auto hat wie die meisten, die draußen standen, einen Hagelschaden", so der 67-jährige Rentner. Auf der Straße und in den Vorgärten kehrten die Menschen im Ort gestern das Laub und die Äste zusammen. An den Westseiten wurden etliche ob der Hitze heruntergelassene Rollläden zerstört. Im Putz von so manchem Haus sieht man die "Einschusslöcher" des Hagels. Auch die Felder rund um Dünstekoven haben gelitten: wie Dreschflegel hat der Hagel das Korn aus den Pflanzen gehauen.

Mehrere Fenster der Kapelle Sankt Katharina in Dünstekoven zerstört

In Mitleidenschaft gezogen wurde ebenfalls die Kapelle Sankt Katharina in Dünstekoven. Wie Küsterin Elisabeth Niestroj und ihr Mann Andreas berichten, sind durch den Hagel nicht nur die farbigen Gläser der Rosette über dem Eingang zerstört worden, sondern auch gleich mehrere Fenster. Glassplitter liegen in der Kirche verteilt, und auch hineingeregnet hat es. "Die Bänke hat es noch nicht getroffen, wir haben jetzt alles weggeräumt, damit nicht noch mehr Wasserschäden entstehen", sagt Andreas Niestroj. Sorgen mache ihm, dass das Gebälk an der Empore feucht geworden sei. Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit hat sich der Deckenputz an einer Stelle gelöst. Die Rendantur in Rheinbach sei bereits verständigt und man hoffe, dass bald ein Glaser komme, um die zerstörten Fenster abzudichten. "Ich könnte heulen", sagt seine Frau Elisabeth Niestroj. Auch die Fassade am Haus ihres Sohnes sei durchlöchert, "und die Tomaten, die Bohnen im Garten - alles ist kaputt."

Auch mehrere Landwirte haben mit Hagelschäden zu kämpfen. So hat Lothar Gerharz vor allem beim Raps mit Verlusten zu rechnen. Besonders seine Felder in Ludendorf seien betroffen, dort sei etwa ein Drittel der Ernte zerstört worden. Große Schäden hat der Hagel ebenfalls bei Christoph Stippler aus Dünstekoven angerichtet: Sowohl Kartoffeln und Zuckerrüben als auch Weizen und Gerste seien stark ramponiert worden, sagt der Landwirt. "Wir sind schon ganz schön gebeutelt, doch was sollen wir machen? Mit dem Risiko lebt man in dem Beruf."

Kein Feuerwehreinsatz in Alfter, auch in Bornheim blieb es ruhiger

Das Gute: Er hat eine Versicherung gegen Hagelschäden abgeschlossen. Noch heute solle der Schaden geschätzt werden. Eins kann Stippler aber schon sagen: An solche Auswirkungen durch Hagel könne er sich nicht erinnern. Seine Eltern verweisen auf Anfang der 80er Jahre, da sei es ähnlich schlimm gewesen. Besser ergangen ist es da dem Mertener Kollegen Roland Schmitz-Hübsch, der seine Apfelplantagen mit Hagelnetzen schützt. Nur an den wenigen Stellen ohne Netze habe er kleinere Schäden registriert, sagt Schmitz-Hübsch. Auch bei den Kirschen, die er mit Folie abdecke, sei es gut gegangen.

Auch laut der Bornheimer Feuerwehr hat das Unwetter in der Vorgebirgskommune keine gravierenden Schäden angerichtet. Einmal sei die Wehr wegen eines abgeknickten Astes ausgerückt, sagte Stadtbrandmeister Wolfgang Breuer auf Nachfrage. Auf ein zu Bruch gegangenes Fenster am Neuen Markt verwies Meckenheims Wehrführer Günter Wiegershaus und Pressesprecher Michael Hesse von der Feuerwehr Alfter konnte vermelden: "Wir hatten keinen einzigen Einsatz."

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