57 offiziell gemeldete Influenza-Fälle Grippe grassiert im Rhein-Sieg-Kreis

RHEIN-SIEG-KREIS · Anderthalb bis zwei Stunden Wartezeit - darauf müssen sich Patienten einrichten, die derzeit in die Gemeinschaftspraxis von Dr. Wolfgang Merx, Dr. Judy Mussalati und Dr. Frank Reese nach Hennef-Uckerath kommen.

"Land unter", meldet Sprechstundenhilfe Birgit Selbach. Seit vergangener Woche seien die Wartezimmer hoffnungslos überfüllt. "Seit Dienstag ist es ganz massiv", so Selbach. Jeder der drei Ärzte habe 15 bis 20 Patienten zu versorgen, die über Grippesymptome klagten: "Nach Karneval ist es immer schlimm, aber das stellt alles in den Schatten."

Wohin man schaut, überall wird gehustet, geniest und geröchelt. Wer noch nicht flachliegt, versucht die Symptome mit Aspirin und Co. in Schach zu halten. Die Grippe und ihre lästigen Verwandten Erkältung und grippaler Infekt grassieren im Kreis. Das merkt jeder, der im Büro um sich schaut und nicht mehr viele Kollegen erblickt, das merken aber vor allem die Ärzte.

Auch Dr. Martin Hötter hat in seiner Siegburger Praxis alle Hände voll zu tun: "Sehr viele sind erkrankt und haben teils hohes Fieber", berichtet er. Betroffen seien überwiegend jüngere Leute und Kinder. So werden auch in der Sankt Augustiner Asklepios Kinderklinik auf der Pädiatrie-Station von Dr. Gerd Horneff derzeit viele kleine Grippe-Patienten behandelt.

Dass vor allem Jüngere krank werden, liegt laut Martin Hötter daran, dass gerade Ältere sich oft gegen die Grippe impfen lassen - sofern das möglich ist: "In diesem Jahr war der Impfstoff ohnehin eher knapp, und ich gehe davon aus, dass in den Praxen nur noch Restbestände vorhanden sind", sagt Hötter. Dennoch hätten sich Einzelne auch am Donnerstag noch bei ihm impfen lassen. Ob das etwas bringt, ist fraglich - 14 Tage dauert es, bis der Impfschutz aufgebaut ist.

Für viele in der Region ist es dafür offensichtlich längst zu spät: Auch das Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises stellt eine Häufung von Grippeerkrankungen fest. "Es ist deutlich mehr als letztes Jahr", sagt Amtsleiter Bernd Ehrich, der darüber hinaus feststellt: "Wir haben viel mehr schwere Fälle darunter."

57 Fälle von Influenza, also der "echten" Grippe, sind derzeit offiziell gemeldet, Anfang Februar waren es noch 25. Ehrich geht jedoch davon aus, dass es wesentlich mehr Erkrankungen gibt: "Die Zahlen, die uns vorliegen, beruhen ausschließlich auf Labordiagnosen. Man kann davon ausgehen, dass bei zwei Drittel der schweren Fälle, die nicht gemeldet werden, ebenfalls eine Grippe vorliegt."

Einen Labortest nämlich lassen viele Ärzte während einer Grippewelle gar nicht vornehmen, wie Martin Hötter erläutert: "Bei einer Grippewelle, wie sie momentan herrscht, testen wir nicht jeden Patienten extra auf Influenza." Die Anzeichen für eine Grippe seien klar: Plötzliches, hohes Fieber und trockener Husten.

Wer diese Symptome bei sich feststellt, sollte, so Hötter, sofort einen Arzt aufsuchen - und sich dann ins Bett verziehen: "Bei einer Grippe hilft nur, sich auszuruhen, viel zu trinken und fiebersenkende Mittel einzunehmen." Nach einer Woche bis zehn Tagen ist die Krankheit normalerweise ausgestanden - gefährlich wird es nur dann, wenn der Patient ohnehin ein geschwächtes Immunsystem hat, etwa durch Vorerkrankungen.

Und wer es bisher geschafft hat, der Grippewelle zu entkommen, sollte versuchen, der Erkrankung vorzubeugen. Dr. Martin Hötter rät, sich mehrmals am Tag die Hände mit einem Mittel aus der Apotheke zu desinfizieren und größere Menschenansammlungen möglichst zu meiden - wie die im Wartezimmer zum Beispiel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort