Getreidebauern im Linksrheinischen Frühe Ernten bei den Landwirten

RHEIN-SIEG-KREIS · Früh morgens schon sitzt Landwirt Joachim Heinen auf dem Mähdrescher und fährt Bahn für Bahn seine Felder in Buschhoven ab. Er baut überwiegend Getreide an. Die ersten Felder, rund 25 Hektar Wintergerste, hat er schon abgeerntet.

 Jede Menge Erdbeeren hat das warme Frühjahr den Bauern beschert: Zahlreiche Erntehelfer pflücken die Früchte auf einem Feld bei Dünstekoven.

Jede Menge Erdbeeren hat das warme Frühjahr den Bauern beschert: Zahlreiche Erntehelfer pflücken die Früchte auf einem Feld bei Dünstekoven.

Foto: Roland Kohls

Neun Tonnen Korn hat er als Ertrag bereits zur Genossenschaft transportiert. Für ihn wie für seine Kollegen im Rhein-Sieg-Kreis und in Nordrhein-Westfalen startete die Ernte mit Mitte Juni 14 Tage früher als noch 2013 und liegt damit wieder im üblichen zeitlichen Rahmen. Der Grund: der milde, frostfreie und trockene Winter.

Trotz des zwischenzeitlichen tagelangen Regens im Mai und Anfang Juni zeigen sich Landwirte im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis mit dem Ertrag ihrer Ernten sehr zufrieden. "Die Wintergerste ist eine gute Ernte, qualitativ sogar außerordentlich gut bis sehr gut", sagt Heinen. Und das gerade,weil der Mai kühler war und einige Regentage hatte, so der Landwirt.

Die gute Ernte hat allerdings auch einen Wermutstropfen: die niedrigen Marktpreise, die aufgrund des großen Angebots zurzeit für Wintergerste gezahlt werden. Unter 140 Euro pro Tonne seien es - für Heinen zu wenig, "um den Betrieb am Laufen zu halten". Er hofft auf bessere Preise im Winter. Bis dahin lagert er sein Korn bei der Genossenschaft ein. Mit der Ernte seiner Rapsfelder hat der Buschhovener gerade begonnen, den Winterweizen mäht er seit Mitte des Monats.

Auch Kollege Peter Zillikens aus Sechtem, der außer Wintergerste auch Winterweizen und Zuckerrüben anbaut, ist mit seinem Ertrag der Wintergerste von 480 Tonnen bei 50 Hektar mehr als zufrieden. "Der Regen im Mai hat die Ernte der Wintergerste noch einmal gerettet", sagt der Sechtemer. Für den Winterweizen allerdings, so seine Befürchtung, gelte diese positive Prognose nicht. Im Gegenteil: "Wir rechnen mit 15 Prozent weniger Ertrag."

Auch wenn er mit dem Mähen am vergangenen Wochenende begonnen hat, "der viele Regen der vergangenen Tage ist für das Korn richtiggehend schädlich. Der Boden ist zum Mähen zu nass. Wir saufen regelrecht ab", so der Landwirt. Er hofft auf trockene Tage, bis das Korn Anfang August eingefahren ist. Auch bei der Wintergerste liege der Preis mit 150 bis 155 Euro pro Tonne zu niedrig, um sich zu rechnen. Niederschlagsfreies und nicht zu heißes Wetter wäre wichtig, betonen sowohl Heinen als auch Zillikens.

Aber nicht nur bei den Getreidebauern haben der warme Winter und das warme Frühjahr für eine frühe Ernte gesorgt. Auch die Obstbauern im Kreis haben früher mit der Ernte begonnen. Das warme Frühjahr hat auch für exorbitante Ernten gesorgt. So etwa bei Obstbauer Manfred Felten aus Meckenheim, der seit April Erdbeeren erntet und sie in seinem Hofladen verkauft. Zurzeit werden die Sorten Malwine und die Frigo-Pflanze Elsanta gepflückt.

Rund 60 Tonnen und damit 20 Tonnen mehr als im vergangenen Jahr sowie zehn Tonnen mehr als bei einer üblichen Ernte hat er eingefahren. "Der Ertrag ist gigantisch. Wir haben insgesamt ein Drittel mehr Ernte. Wir hatten nur regenbedingt zwei Ausfälle im Mai und im Juni", sagt Felten. Angefangen hat in seinem Betrieb auch schon das Pflücken von Pflaumen und Zwetschgen. Die blauen Früchte seien in diesem Jahr im Rheinland außergewöhnlich früh, meldet auch der Provinzialverband Rheinischer Obst- und Gemüsebauern.

"Alle Kulturen sind in diesem Jahr früher dran", resümiert Michael Rönn vom Obsthof Rönn aus Ersdorf. Er selbst baut beim blauen Steinobst mittelspäte und späte Sorten an. Für ihn beginnt die Ernte erst Anfang/Mitte August. Auch Äpfel, Johannisbeeren, Birnen und Sauerkirschen, die im Rhein-Sieg-Kreis angebaut werden, kommen in diesem Jahr früher in den Verkauf als sonst.

Unterschiede bei der Spargelernte

So viel Spargel wie noch nie ist in diesem Jahr in Deutschlang gestochen worden. Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nun mit. Um 5,6 Tonnen pro Hektar sei der Durchschnittsertrag auf 114 500 Tonnen gestiegen. In Nordrhein-Westfalen fiel der Gesamtertrag laut der Landwirtschaftskammer in Bonn indes nicht mehr als durchschnittlich aus. Zwar gab es mit fast drei Monaten die bisher längste Spargelsaison in Nordrhein-Westfalen, die hohen Niederschläge verhinderten jedoch eine größere Ausbeute. Im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis fiel die Bilanz unterschiedlich aus. Während einige Landwirte die Länge der Saison beklagten, waren andere mit dem Ertrag sehr zufrieden.

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