Neue Haltepunkte der Voreifelbahn Fahrplan der S 23 zu eng gestrickt

RHEIN-SIEG-KREIS · Nach Pleiten, Pech und Pannen zum Jahreswechsel hat die Voreifelbahn wieder Boden gut gemacht. Die S 23 ist inzwischen wieder pünktlicher, und die Zahl der Ausfälle ist zurückgegangen.

 Bahnhof in Witterschlick: Nach dem schlechten Start ins Jahr ist die S 23 wieder zuverlässiger geworden.

Bahnhof in Witterschlick: Nach dem schlechten Start ins Jahr ist die S 23 wieder zuverlässiger geworden.

Foto: Roland Kohls

Und doch gab es am Donnerstag in der gemeinsamen Sitzung der Verkehrs- und Planungsausschüsse der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises eine bittere Pille: Der ursprünglich konzipierte Fahrplan zwischen Bonn und Euskirchen wird nie Realität. Bei der Ausschreibung der Strecke war es Bedingung, dass die vier neuen Haltepunkte (Rheinbach-Römerkanal, Impekoven, Helmholtzstraße, Endenich-Nord) ohne Fahrzeitverlust in den Fahrplan integriert werden. Die Praxis hat jedoch gezeigt, dass das nicht einzuhalten ist.

Am Donnerstag waren hochrangige Vertreter von Verkehrsunternehmen und Industrie im Siegburger Kreishaus erschienen, um sich der Kritik der Politiker zu stellen. Der Unmut über Verspätungen, Ausfälle und technische Aussetzer an den neuen Zügen vom Typ Coradia Lint war in den vergangenen Monaten groß. Insofern hatten sich die Gäste - Reiner Latsch (Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für NRW), Dirk Helfert (DB Regio), Heiko Sedlaczek und Norbert Reinkober (beide Geschäftsführer des Zweckverbands Nahverkehr Rheinland) und Martin Lange (Vorstand des Fahrzeugbauers Alstom) - auf einen ungemütlichen Nachmittag eingestellt. Doch die Politiker reagieren inzwischen nur noch konsterniert auf Hiobsbotschaften wie die mit dem Fahrplan, der bei der Ausschreibung zugrunde gelegt wurde und sich als unrealistisch erwiesen hat.

"Wenn wir damit fahren, wird die Strecke für Verspätungen und Ausfälle anfälliger", erklärte Helfert. So gehe man auf Nummer sicher und gestalte einen realistischen Fahrplan, durch den sich die Fahrtzeit "um einige Minuten" gegenüber der Ausschreibung verlängere. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember soll aber wieder ein 15-Minuten-Takt zwischen Rheinbach und Bonn angeboten werden. Zurzeit gilt ein holpriger Takt mit 13- beziehungsweise 17-minütigen Intervallen, die teilweise Anschlüsse erschweren.

Bahn, NVR und Zughersteller machten deutlich, dass sie buchstäblich um jede Sekunde kämpfen, um die Fahrzeit zu reduzieren. Das betrifft in erster Linie die Dauer der Halte, die sich durch die Öffnungs- und Schließzeiten der Türen verlängern. Alstom-Vorstand verwies auf eine neue Sicherheitsnorm, die dabei berücksichtigt werden müsse: Demnach muss der Zug erst zum Stillstand kommen, bevor der Schiebetritt ausfährt und dann erst die Türen freigegeben werden. "Als Fahrgast finde ich das auch nicht optimal", sagte Lange. "Es gab aber 2008/09 diverse Unfälle beim Ein- und Ausstieg, auf die das Eisenbahnbundesamt strikt reagiert hat."

Er geht von einer "deutlichen Reduzierung der Abfertigungszeit aus", weil bis August an allen 56 Zügen die Fahrzeugsteuerung geändert wird. Auch sollen die Klappsitze in den Einstiegsbereichen verschwinden. Lange entschuldigte sich für "Anlaufschwierigkeiten" und "Qualitätsmängel". Auch Latsch leistete Abbitte: "Wir entschuldigen uns bei den Reisenden. Das, was wir angeboten haben, entspricht nicht unseren Erwartungen."

Nach Angaben von DB Regio hat sich die Pünktlichkeit der S 23 inzwischen verbessert. Pünktlich gilt eine Bahn dann, wenn sie nicht mehr als fünf Minuten Verspätung hat. Das ist im Jahr 2015 bislang bei 96,8 Prozent der Fahrten der Fall. Das ist - trotz des schlechten Starts im Januar - etwas besser als der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre (96,6 Prozent). Helfert räumte ein, dass es 2014 mit der Pünktlichkeitsquote bergab ging.

"Es wurde viel Vertrauen in ein bewährtes Produkt verspielt", beklagte die Rheinbacher Kreistagsabgeordnete Ute Krupp (SPD). Die Bahn werde noch viel Arbeit investieren müssen, um das "Negativ-Image" der Strecke aufzubessern. Marcus Kitz (CDU): "Immerhin ist zu erkennen, dass sich seit dem katastrophalen Zustand im Januar einiges bewegt hat."

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