Ende des Internats Erzengel Michael verkündet das Aus

NEUNKIRCHEN-SEELSCHEID · Der Abriss des ehemaligen Internatsgebäudes des Antoniuskollegs in Seelscheid läuft. Träger sind jetzt die Malteser.

 Am Haken: Der Erzengel Michael, Dachreiter und Wahrzeichen des Internats, wird vor dem Abbruch des Gebäudes demontiert.

Am Haken: Der Erzengel Michael, Dachreiter und Wahrzeichen des Internats, wird vor dem Abbruch des Gebäudes demontiert.

Foto: Paul Kieras

Symbolträchtig schwebte Erzengel Michael behutsam zur Erde - am Haken eines Krans hängend. Der Dachreiter, das Wahrzeichen des Antoniuskollegs, musste seinen angestammten Platz auf dem kleinen Turm des ehemaligen Internatstrakts verlassen. Ein sicheres Zeichen dafür, dass nun unwiderruflich mit den Abbrucharbeiten am Gebäudekomplex, der nicht mehr saniert werden konnte, begonnen wird.

Sowohl der Erzengel als auch eine Glocke, die früher in dem Türmchen hing, wurden vor den Bauarbeiten in Sicherheit gebracht. Während die Glocke bis zur Entscheidung über einen neuen Standort in der Obhut der Kirchengemeinde bleibt, die sie den Salesianern als Leihgabe überlassen hatte, soll Michael künftig möglicherweise im Foyer der Schule oder auf dem Schulhof aufgestellt werden. Zunächst wird er allerdings gründlich überholt und aufpoliert. Sein derzeitiger Aufenthaltsort wird streng geheim gehalten.

Nachdem eine Entkernung des Gebäudes durch Bauarbeiter stattgefunden hat und schadstoffbelastete Materialien entsorgt wurden, übernimmt nun ein riesiger Bagger, der eigens aus Berlin angefordert wurde, den eigentlichen Abbruch des Gebäudes. Aufgrund des bestehenden baulichen Anschlusses an den historischen Altbau zur linken und an den Sporthallen- und Kapellenkomplex zur rechten Seite muss der Abriss mit viel Fingerspitzengefühl und Augenmaß durchgeführt werden. Für den gesamten Rückbau ist deswegen eine Zeitspanne bis Ende September 2014 vorgesehen.

"Wir hoffen, das meiste noch in den Ferien zu schaffen, um den Schulbetrieb so wenig wie möglich zu stören", erklärte Matthias Sundermeier, Projektleiter der Firma, die mit dem Abriss sowie der Planung und Neugestaltung der freien Fläche beauftragt ist. Er rechnet damit, dass rund 2000 Kubikmeter Schutt anfallen werden. Zum Teil wird dieser "geschreddert" zur Verfugung und Modellierung des neuen, offenen Eingangsbereichs mit Treppenanlage genutzt, zum Teil recycelt und für den Straßenbau verwendet.

Das Erscheinungsbild der Schule wird sich nach dem Abriss des Internatstraktes komplett ändern. Über die neue Treppe sind nach Gesamtfertigstellung der Schulhof und alle auf dem Gelände gelegenen Schulgebäude erreichbar. In den Sommerferien werden zusätzlich Restarbeiten im ersten Bauabschnitt des Klassentraktes durchgeführt, in den die Schüler gemeinsam mit dem Lehrpersonal überwiegend in Eigenregie bereits kurz vor den Sommerferien umgezogen sind.

Gleichzeitig erfolgen derzeit erste Rückbauarbeiten in einem zweiten Bauabschnitt des Klassentraktes, der ebenfalls vor den Sommerferien geräumt wurde. Ab den Herbstferien soll dann mit der Erstellung des neuen Treppenhauses an Sporthalle/Kapelle und mit der Herstellung der neuen Giebelfassade am historischen Altbau begonnen werden. Neben der sichtbaren baulichen Veränderung hat es auch eine "hinter den Kulissen" gegeben: Es gibt einen neuen Träger.

Die Salesianer Don Boscos, die 1956 die Schule übernommen hatten, zwischen 1957 und 1958 das Internatsgebäude errichteten und das Zusammenleben im christlichen Sinne sowie das soziale Miteinander am Antoniuskolleg prägten, übergaben die Trägerschaft zum 1. August an die Malteser. Durch den Rückgang der Zahl der Ordensmitglieder konnten die Salesianer die Leitung und Unterstützung des Kollegs nicht mehr leisten. Erzengel Michael wird an seinem neuen Standort an deren erfolgreiche Arbeit über fast 60 Jahre erinnern.

Das Antoniuskolleg

Als "Höhere Schule für Knaben vom Lande" wurde das Antoniuskolleg in Neunkirchen-Seelscheid 1899 gegründet. Im März 1939 wurde die Schule geschlossen, diente zunächst als Waisenhaus und stand dann leer, bis 1956 die Salesianer Don Boscos den Internatsbetrieb wieder aufnahmen. Zum Schuljahr 1970/71 wurden erstmals Mädchen zugelassen, allerdings nicht im Internat. Letzteres schloss 1998 wegen mangelnder Nachfrage. Der geplante Trägerwechsel zu den Maltesern war seit 2008 bekannt und wurde nun zum 1. August vollzogen.

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