Bornheim Eisenbahn-Amateur-Club Bonn/Sechtem lud zu den Modellbahnfahrtagen

BORNHEIM · Aus den Fenstern der kleinen, mit Vogelsand verputzten Häuschen dringt kein Licht. Auch die Lampe unter dem Andreaskreuz blinkt heute nicht - und die Bahnschranke hat schon seit Stunden kein Auto mehr durchgelassen.

 Ausdruck des Zeitgeschmacks: Jacob betrachtet eine Faller-Bahn aus dem Jahr 1970.

Ausdruck des Zeitgeschmacks: Jacob betrachtet eine Faller-Bahn aus dem Jahr 1970.

Foto: Henry

Die Ortschaft, die unermüdlich von einer historischen Märklin- Eisenbahn umrundet wird, liegt im Dunkeln: Stromausfall. "Der Trafo ist durchgebrannt", sagte Peter Domrös, Vorsitzender der Eisenbahnfreunde Wied-Rhein, der mit seinen "Schätzchen" gestern und am Samstag bei den 24. Modellbahnfahrtagen des Eisenbahn-Amateur-Clubs Bonn/Sechtem (EBAC) in Bornheim vertreten war. "Das war ein Originaltrafo aus den 50er Jahren", erklärte er. "Da kann so etwas schon mal passieren." Die Schienen und das "Rollmaterial" der Märklin H0 stammen aus den Jahren 1949 bis 1952. Die Ortschaft mit den Gebäuden ist wenige Jahre jünger. "Etwas für Liebhaber", meinte Domrös.

Das Forum des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums verwandelt sich seit 2006 einmal jährlich in ein Paradies für Eisenbahnfreunde. "In diesem Jahr sind 15 Zubehörhändler und zehn Aussteller dabei", freute sich Heinz Steinhausen über die rege Beteiligung. Schließlich feiert der Club, der 1948 gegründet wurde, sein 65-jähriges Bestehen.

Rund 300 Besucher kamen, um an den Börsentischen zu stöbern. Kreatives und Kurioses war zu bewundern: Peter und Renate Schwenker präsentierten einen Wohnzimmertisch unter dessen Glasplatte eine H0m Bahn im Maßstab 1:87 wahlweise eine Schauübung der Feuerwehr oder eine Winterlandschaft umkurvte. "Die Platten kann man auswechseln", erläuterte Peter Schwenker seine Kreation. Auch Renate Schwenker wurde erfinderisch. "Meine Idee war, ein Weihnachtsfest darzustellen, bei dem die Kinder eine Eisenbahn geschenkt bekommen haben."

Deshalb tuckert die Bahn durch die liebevoll hergerichtete Puppenstube. Am Tisch nebenan haben es sich zwei Herren mit ihren Laptopkoffern bequem gemacht. Doch wer meint, Klaus Balthasar und Heinz Mettler surfen während der Ausstellung aus Langeweile im Internet, liegt völlig falsch: In den Hartschalen-Koffern befinden sich keine tragbaren Computer, sondern Modelleisenbahnen der Spur N im Mini-Maßstab 1:160. Mettler hat sich für eine Sommerlandschaft entschieden. In Klaus Balthasars Koffer wiederum wird Ski gefahren und gerodelt - das ganze wird durch einen Akku betrieben. "Wir fanden die Idee einfach witzig", erklären die beiden Aussteller aus Vallendar.

Den siebenjährigen Noël interessieren solche Spielereien herzlich wenig. Er ist lieber selbst der Zugführer. Mit Karacho lässt er den Märklin-Güterzug durch den Tunnel sausen. Der Schüler kennt sich aus. "Zu Hause haben wir auch eine Anlage", erzählt er. "Die Spielanlage ist immer der Renner", berichtet Gerd Hoppe, der ein wachsames Auge auf die Anlage wirft. "Kinder wollen nicht nur gucken, sondern auch anfassen. Diese Bahn ist sehr robust, da kann eigentlich nicht viel passieren."

Neben den Modelbahnanlagen, die Hobby-Eisenbahner befreundeter Vereine aus Alfter, Bad Honnef, Bornheim, Pulheim, Rheinbach, Vallendar und Weilerswist aufgebaut hatten, konnten Besucher auf vielen Börsentischen das ein oder andere Gesuchte finden und zu günstigen Preisen erstehen. Neben dem "rollenden" Material wurden Bastelzubehör, Bücher, Zeitschriften und "alte" Schätzchen angeboten. "Das Geschäft läuft ganz gut", zeigte sich Hannelore Freischem aus Euskirchen zufrieden. Rainer Brandt aus Bornheim war gekommen, um sich in Ruhe umzuschauen: "Hier findet man natürlich immer etwas. Es ist aber auch schön, sich zu unterhalten und Kontakte zu pflegen."

Mehr Infos im Internet unter www.ebac-bonn-sechtem.de

65 Jahre Eisenbahn-Amateur-Club Bonn/Sechtem

Der Eisenbahn-Amateur-Club Bonn/Sechtem (EBAC) blickt auf 65 Jahre Vereinsgeschichte zurück. Die Gründung des Vereins erfolgte am 1. April 1948. Damit ist der EBAC einer der ältesten Modelleisenbahnvereine im Rheinland. Nach häufig wechselnden Clubdomizilen fand der Verein im alten Güterschuppen gegenüber dem Sechtemer Bahnhof endlich ein Zuhause. Bei dem 1848 errichteten Gebäude handelt es sich um das einzige und älteste noch übrig gebliebene Hochgebäude aus der Gründerzeit der Bonn-Kölner-Eisenbahn-Gesellschaft. In den Jahren 2005 bis 2007 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten im Außen- und Innenbereich durchgeführt. Seit September 2008 wird das Vereinsheim durch die Plakette der Denkmalschutzbehörde offiziell als Denkmal ausgewiesen. An den Clubabenden im Vereinsheim wird an einer HO-Modulanlage, einer HO-Jugendanlage und einer N-Modulanlage gearbeitet. Der EBAC hat 44 aktive Mitglieder, 10 Jugendliche und 15 Fördermitglieder.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort