Verspätungen und Ausfälle der Bahn "Ein massives Problem"

RHEIN-SIEG-KREIS/EUSKIRCHEN · Die Bahn bringt die Menschen zusammen - in diesem Fall rund 70 genervte Passagiere am vergangenen Freitag im Euskirchener City-Forum. Doch nicht nur sie, auch viele andere Reisende sind wütend über die aus ihrer Sicht katastrophalen Zustände auf den Zugstrecken im Bereich Euskirchen - also auch auf der S 23, der Voreifelbahn zwischen Bonn und Euskirchen.

Eingeladen hatte der Fahrgastverband Pro Bahn und eine Gruppe erboster Reisender um Pendlerin Gaby Cremer. Während immer mehr Menschen aus der Eifel nach Bonn oder Köln pendelten, würden die Verbindungen seit 2011 zunehmend vernachlässigt, sagte Cremer zu Beginn der Veranstaltung. Sie selbst pendelt seit 2007 beruflich von Blankenheim nach Bonn, nutzt die Voreifelbahn daher regelmäßig und kann von den vielen Problemen - Ausfälle, Verspätungen und zu geringe Platzkapazität - aus eigener Erfahrung berichten.

Bereits im November gründete Cremer die Gruppe "Eifelpendler" im sozialen Netzwerk Facebook, um sich mit anderen Reisenden über die Probleme auszutauschen. Mit 16 Personen fing es an, heute hat die Gruppe rund 1100 Mitglieder. "Einen besseren Beweis, dass es ein massives Problem gibt, gibt es nicht", befand Cremer. "Der Fahrplanwechsel im Dezember hat das Fass zum Überlaufen gebracht", fügte sie hinzu. Seit dem Wechsel seien noch mehr Züge verspätet oder fielen ganz aus.

So machten dann auch am Freitagabend viele Passagiere aus Rheinbach, Euskirchen, Alfter und anderen Orten ihrem Ärger mitunter lautstark Luft: über marode Bahnhöfe, Verspätungen, technische Mängel an den Zügen vom Typ Coradia Lint, die seit etwa einem halben Jahr auf den Strecken fahren, der mangelnden Fahrgastinformation seitens der Bahn, Zugausfälle und der damit verbundenen zu geringen Platzkapazität in den Lints vor allem in den Hauptverkehrszeiten. "Jeder Viehtransport hat mehr Platz als diese Züge", rief eine Frau hörbar sauer. "Die Klimaanlage ist wie ein Kühlschrank", ergänzte eine andere.

Einen schweren Stand hatte daher Dirk Helfert, Leiter der Abteilung Verkehrsbetrieb Rheinland der Deutschen Bahn (DB) Regio NRW, der sich dem Zorn der Passagiere stellte. "Die Kritikpunkte sind vollkommen gerechtfertigt", befand Helfert. Zugleich gestand er ein, dass die DB Regio NRW im Moment nicht das halte, was sie versprochen habe. Das bezieht sich vor allem auf die Lint-Züge des Herstellers Alstom. "Bei den Fahrzeugen gibt es massive Mängel.

Wir stehen in Kontakt mit dem Hersteller", sagte Helfert. Und: "Man sollte davon ausgehen, dass Fahrzeuge, die Millionen kosten, in Ordnung sind. Sie sind es aber nicht." So berichtete er etwa von den Problemen mit der Heizung, von denen er bereits am Freitagvormittag auf einer Pressekonferenz berichtet hatte. Es seien vermehrt Schläuche abgeplatzt, wodurch die Steuerung von Zügen durchnässt worden sei. Die Folge: Die Züge müssten aufwendig getrocknet werden und fielen daher aus. Auch hier müsse der Hersteller schleunigst nachbessern. In Sachen Fahrplan versprach Helfert wiederum, mit den Verantwortlichen beim Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) über Optimierungsmöglichkeiten zu sprechen. Auch wolle er das Thema zur Sprache bringen, möglicherweise gezielt Schnellzüge zwischen Euskirchen und Bonn beziehungsweise Euskirchen und Köln einzusetzen, die dann nicht an jeder Station halten.

Letzteres gehört zu den Forderungen, die die Pendler um Gaby Cremer an diesem Abend erneut formulierten. Ebenso mache man sich für eine Änderung der Umsteigezeiten in Euskirchen, den Einsatz von Doppelstockfahrzeugen, aber auch den durchgängig zweigleisigen Ausbau der Voreifelbahn stark, erläuterte Cremer den Anwesenden. Zugleich räumte sie ein, dass nicht alle Forderungen beziehungsweise Probleme im Verantwortungsbereich der Bahn liegen. So sei die Einrichtung von Schnellverbindungen etwa eine Sache der Politik. Zugleich berichtete sie, dass sie zusammen mit Vertretern von Pro Bahn bald ein Gespräch beim NVR habe. In dessen Auftrag betreibt die Bahn die Zugverbindungen.

In der Facebook-Gruppe dokumentieren Gaby Cremer und andere Reisende seit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2014 zahlreiche Verspätungen und Ausfälle auf den Eifelstrecken und der S 23. Bis Freitagabend seien dabei 84 Komplettausfälle, 33 Teilausfälle und 11 377 Minuten Verspätungen, umgerechnet fast acht Tage, zusammengekommen, erläuterte Cremer. Und bei den Verspätungen fange man erst ab fünf Minuten Verzögerung an zu zählen.

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