Ortsumgehung L 183 n eröffnet Ein langer Weg für 2,2 Kilometer

ALFTER/BORNHEIM · Dass sie fertig werden soll, wurde häufig verkündet. Dass sich ihre Fertigstellung verschiebt, ebenso häufig. Nun ist die Ortsumgehung Bornheim-Roisdorf L 183 n tatsächlich fertig. Am Montag gab NRW-Minister Michael Groschek die Straße im Beisein zahlreicher Vertreter von Kommunen, Land, Kreis und Politik offiziell für den Verkehr frei.

Die L 183 n sei ein gutes Beispiel für einen dringlichen Neubau, weil von ihr außerordentlich viele Pendler, Anwohner und Unternehmen profitierten, sagte der Verkehrsminister. Eigentlich könne man sie "Juppstraße" taufen, nach seinem Opa Josef Groschek, scherzte er. Denn der habe bis zuletzt nicht geglaubt, dass die Menschen tatsächlich auf dem Mond gelandet seien. Ähnlich gehe es den Bürgern in der Region wohl mit der Vorstellung, dass die L 183 n nun wirklich gebaut ist.

Die Mondlandung hatte schon beim ersten Spatenstich durch den damaligen Minister Lutz Lienenkämper eine Rolle gespielt. Winfried Pudenz, Hauptgeschäftsführer des Landesbetriebs Straßenbau NRW, hatte am 24. Juli 2009 an die Rückkehr von der Mondmission Apollo 11 vor 40 Jahren erinnert. Und auch der gestrige Tag verbinde Bornheim mit der Raumfahrt: Vor 50 Jahren, am 23. März 1965, startete der erste Zwei-Mann-Flug im Gemini-Programm.

Auf der Erde sind bis März 2015 gut fünfeinhalb Jahre seit dem Beginn der Bauarbeiten für die L 183 n vergangen. Geplant und gefordert wurde die 2,2 Kilometer lange Umgehungsstraße, die vor allem die Ortskerne von Bornheim und Roisdorf sowie die südlichen Teile Alfters und den Bonner Norden entlasten soll, seit Jahrzehnten. Die Idee kam bereits 1969 auf. Die konkreten Planungen begannen Ende der 90er. 2004 wurde das Planfeststellungsverfahren eingeleitet, der Planfeststellungsbeschluss stand 2008. Doch nicht nur die ursprünglich auf vier Jahre angesetzte Bauzeit für die Umgehungsstraße, die mit dem Anschluss an die K 12 n auch die Verbindung zwischen der A 555 und der B 56 verbessert und den Gewerbepark Bornheim-Süd/Alfter Nord besser erreichbar macht, verlängerte sich.

Auch die Kosten liegen mit 18,5 Millionen Euro deutlich höher als die geplanten 8,5 Millionen Euro. "Jeder Kilometer kostet hier mehr als neun Millionen Euro", machte Groschek deutlich. Die L 183 n sei eine typische "Mach-mal-Straße": Sie zähle wie etwa die Hälfte aller Landesstraßen zu den Projekten, die bei der Fertigstellung deutlich teurer würden als beim ersten Kostenvoranschlag geschätzt - weil die Politik Druck mache. "Wir müssen in der Politik aufpassen, nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren", mahnte Groschek.

Es gelte, nicht schon Krötentunnel zu planen, ehe man sich vergewissert habe, was nachher auf der Endabrechnung stehe. Damit spielte der Minister auf die Maßnahmen an, die im Zuge des Baus zum Schutz von Wechselkröte und Rebhuhn erforderlich geworden waren. So wurden Kleintiertunnel angelegt und sogenannte Leiteinrichtungen für Amphibien.

Für Radfahrer und Fußgänger führt ein Weg vom Kreisel L 183/K 12 n entlang der neuen Straße bis zur Hohe Straße in Tannenbusch. Von dort ist das Gewerbegebiet über Wirtschaftswege zu erreichen, die laut der Stadt Bornheim teilweise saniert wurden. Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler verwies auf die bessere Erschließung des gemeinsamen Gewerbegebiets mit Alfter durch die L 183 n. "Ich glaube, die Bürger in Bornheim und Roisdorf sind heute froh und glücklich, dass diese neue Straße eröffnet wird", sagte er.

Der Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, Sebastian Schuster, hob die Bedeutung der Umgehungsstraße für die Verkehrsentwicklung in der Region hervor und dass die Region und Bonn sich einig gewesen seien, dass sie das Projekt L 183 n wollten. Auch bei anderen verkehrspolitischen Plänen gelte es, gemeinsam aufzutreten, spielte der Landrat auf das Thema Südtangente an: "Die Region muss sich einig sein, was sie will."

Auch Landtagsabgeordneter Rolf Beu, zugleich Vorsitzender des Bonner Planungs- und Verkehrsausschusses, sagte, dass Neubauprojekte wie die L 183 n nur gelingen könnten, wenn alle Kräfte in der Region an einem Strang zögen. Die L 183 und die K 12 n bildeten nun zwischen Wesseling, Bornheim und dem Stadtbezirk Hardtberg die durchgehende Bonner "Westtangente", die auch die Stadtteile Dransdorf und Lessenich/Meßdorf entlaste.

Kosten

Die Gesamtkosten liegen bei rund 18,5 Millionen Euro. Davon übernimmt das Land NRW 17, 2 Millionen Euro. Die restlichen 1,3 Millionen tragen die Städte Bornheim und Bonn für die Anbindung kommunaler Straßen.

Bornheim beteiligt sich mit 923 000 Euro für den Anschluss des Gewerbeparks Bornheim-Süd, Unterführung Allerstraße, jetzt Robert-Bosch-Straße. Bonn bezahlt 455 000 Euro für den Anschluss Hohe Straße.

Zahlen und Fakten

Die L 183 n ist eine einbahnige Landstraße und circa 2230 Meter lang.

Die Straße unterquert die Bahntrasse in einer Tiefe von acht Metern.

Zwei Rückhalte- und Versickerungsbecken sichern eine umweltgerechte Wasserbehandlung und -reinigung.

Der Landesbetrieb hat auf rund 5,8 Hektar landschaftspflegerische Maßnahmen durchgeführt.

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