Arbeiten an Ostern Ein Lehrrettungsassistent, ein Kantor und eine Gastronomin berichten

RHEIN-SIEG-KREIS · Eier suchen, Osterfeuer, Festtagsbraten - damit verbringen wohl die meisten Menschen im Vorgebirge und in der Voreifel das lange Osterwochenende von Karfreitag bis Ostermontag

 Christian Hoffmann (32) ist Lehrrettungsassistent beim Bornheimer Rettungsdienst der Malteser.

Christian Hoffmann (32) ist Lehrrettungsassistent beim Bornheimer Rettungsdienst der Malteser.

Foto: Roland Kohls

Für die einen ist Ostern das wichtigste christliche Fest im Jahr, für die anderen einfach eine gute Gelegenheit, um auszuspannen und Zeit mit der Familie zu verbringen. Aber was ist mit denen, die genau dann arbeiten müssen? Der General-Anzeiger hat bei drei von ihnen nachgefragt, was für sie Ostern bedeutet.

Christian Hoffmann arbeitet seit 2007 als Lehrrettungsassistent beim Bornheimer Rettungsdienst der Malteser. Da Notfälle auch vor Feiertagen nicht haltmachen, muss die Wache am Bornheimer Rathaus 365 Tage im Jahr rund um die Uhr besetzt sein - auch an Feiertagen. Über Ostern ist der 32-Jährige für Karsamstag und Ostermontag eingeteilt. An diesen Tagen ist er mit sechs anderen Kollegen jeweils zwölf Stunden im Einsatz.

"Erfahrungsgemäß ist es an Ostern eher ruhig, weil die meisten Leute bei ihren Familien sind. So genau weiß man das vorher aber nie", sagt Hoffmann. Im Schnitt gäbe es an Feiertagen etwa fünf bis sechs Einsätze. Natürlich könne er sich etwas Besseres vorstellen, als an Ostern zu arbeiten. Für ihn sei das jedoch selbstverständlich: "Der Beruf bringt es einfach mit sich, dass man manchmal auch an Sonn- und Feiertagen arbeiten muss und das schon mal mit der eigenen Freizeitplanung kollidieren kann." Er sehe das jedoch kollegial: "Ein paar müssen immer dran glauben, bei uns wird das aber ziemlich gerecht verteilt."

Die Rettungsassistenten sorgen in der Container-Wache am Bornheimer Rathaus, wo der Rettungsdienst zurzeit provisorisch untergebracht ist, dann trotzdem für Osterstimmung. So gibt es Schokohasen für die Mitarbeiter, es wird zusammen gekocht oder bei gutem Wetter gegrillt. "Letztes Jahr gab es sogar Lammkeule, da haben wir das so richtig zelebriert." Das Familienprogramm holt Hoffmann an den freien Tagen nach, denn für ihn als Katholiken ist Ostern der höchste christliche Feiertag im Jahr, den er eigentlich mit der Familie feiert.

Kirchenmusiker Bernhard Blitsch (49) ist Kantor in Meckenheim und als Regionalkantor für den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis zuständig. Von Gründonnerstag bis Ostermontag leitet der Organist acht Gottesdienste in Meckenheim, Merl, Wormersdorf und Ersdorf - fünf davon in Begleitung eines Chores. An normalen Wochenenden sind es maximal drei bis vier Gottesdienste. Doch nicht nur wegen der erhöhten Schlagzahl an Auftritten, gehöre ein gewisses Maß an Anspannung an diesem Wochenende dazu, sagt Blitsch.

"An Ostern haben wir natürlich ein anderes musikalisches Programm als sonst. Dementsprechend probe ich mit den Chören schon seit Anfang des Jahres einmal pro Woche für dieses Wochenende." Trotzdem seien die Auftritte für den studierten Kirchenmusiker keine Arbeit im herkömmlichen Sinne, vielmehr erlebe er das höchste Fest der Christen während der Gottesdienste sehr intensiv.

Die Stimmung in der Kirche sei an diesen Tagen ganz anders. "Man merkt es der Gemeinde an. Wenn die klassischen Osterschlager wie ?Erschalle laut, Triumphgesang? angestimmt werden, dann schmettern die Leute in der Kirche so richtig mit. Dabei an der Orgel zu sitzen, ist ein tolles Gefühl." Ein Höhepunkt für ihn sei die Messe in der Nacht auf Ostersonntag, wenn die Osterkerze entzündet und in die dunkle Kirche hereingetragen werde - ein besonders festlicher Augenblick. An Karfreitag bleiben Kirchenorgeln vorschriftsmäßig stumm. Mit dem Einzug der Kerze beginnt offiziell das Osterfest, woraufhin auch der Meckenheimer Organist in die Tasten greift. In der Woche nach Ostermontag nimmt sich Blitsch dann erst einmal frei, um mit der Familie zu entspannen.

Auch für die Gastronomin Nadja Hohmann (31) aus Alfter bedeutet Ostern alles andere als Urlaub. Trotzdem verbringt sie das Wochenende mit ihrer Familie: Gemeinsam mit ihrem Mann Falk (38) und ihren Eltern Dorothee (55) und Wilhelm Unkelbach (61) betreibt sie das Gasthaus "Zur Krone" in Alfter - ein Familienbetrieb in der fünften Generation. An publikumsintensiven Tagen wie Ostern packt selbstverständlich die ganze Familie mit an. Ihr Mann und ihre Mutter bereiten in der Küche Ostergerichte wie Spargel und Osterlamm zu, Nadja Hohmann und ihr Vater sind an der Theke, im Service und an der Hotelrezeption im Einsatz.

"Ostern ist eines unserer umsatzstärksten Wochenenden im Jahr." Deswegen hat das Gasthaus "Zur Krone" am Osterwochenende an allen Tagen außer Karfreitag geöffnet. Ostersonntag und Ostermontag sind über Mittag komplett ausgebucht, und auch die Abende sind schon sehr voll. "Das ist meistens so an Feiertagen. Viele Familien sind dann gemeinsam unterwegs, wollen etwas Schönes unternehmen und nicht selber kochen."

Nadja Hohmann und ihrer Familie mache es allerdings nichts aus, dass sie selbst nicht frei haben. "Das hat etwas mit unserem persönlichen Stellenwert des Osterfestes zu tun, uns ist das nicht so wichtig. Für uns steht an diesem Wochenende das Lokal im Mittelpunkt. Wir machen eventuell am Sonntag ein nettes Osterfrühstück zusammen, aber dann kümmern wir uns wieder darum, dass unsere Gäste ein schönes Fest haben." An Weihnachten sähe das anders aus. Da gönne sich die Familie wenigstens den ersten Weihnachtstag Urlaub, um in der Familie zu feiern, bevor das Gasthaus am zweiten Feiertag wieder öffne.

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