Verein Wasteland-Volmershoven Dirtbike-Anlage in Alfter wird am Sonntag offiziell eröffnet

ALFTER-VOLMERSHOVEN · Für Dirtbiker muss das Fahrradfahren auf befestigten Straßen und Radwegen der Inbegriff der Langeweile sein. Geradeaus fahren kann jeder - fliegen ist das, was Spaß macht. Keine Frage: Es sieht beeindruckend aus, wie sie mit ihren Mini-Fahrrädern, stabilen Mountainbikes mit meist kleineren, Zwölf- bis 16-Zoll-Rahmen, über die Dirtbikeanlage in Volmershoven-Heidgen heizen.

 Hoch hinaus: Ein Dirtbike-Fahrer beim Sprung. Die Hügel und Schanzen bauten die Aktiven nach ihren Vorstellungen selbst. Foto: Privat

Hoch hinaus: Ein Dirtbike-Fahrer beim Sprung. Die Hügel und Schanzen bauten die Aktiven nach ihren Vorstellungen selbst. Foto: Privat

Mühelos segeln sie durch die Luft, verzieren ihre waghalsigen Sprünge hier und da mit ein paar Tricks und landen butterweich auf den festgeklopften Erdhügeln. Spaziergänger, die die Jungs auf ihren "Dirtbikes" erblicken, halten staunend inne. Sogar um die Errichtung einer Sitzgelegenheit wurde Helmut Werres, Vorsitzender des Dirtbike-Vereins Wasteland-Volmershoven, schon gebeten.

Dabei stieß die wilde Ansammlung von Hügeln, Schanzen und Steilkurven zunächst auf wenig Verständnis. "Bürgermeister Rolf Schumacher war von Anfang an Feuer und Flamme für unser Anliegen. Der Rat der Gemeinde Alfter dagegen stand dem Projekt eher kritisch gegenüber. Wir mussten viel Überzeugungsarbeit leisten", erinnert sich Helmut Werres. Am Sonntag, 11. Mai, wird die Anlage nach gut zwei Jahren Eigeninitiative offiziell eingeweiht.

Der Anlass, das Unternehmen "Dirtbike-Strecke" in die Hand zu nehmen, war für Werres das Hobby seines Sohnes Aaron. Gemeinsam mit seinen Freunden Tom, Lennart und Björn hatte der Teenager das "Dirtbike" für sich entdeckt. Doch was nützt das tollste Fahrrad, wenn die Rennstrecke fehlt? Mangels Alternative nahmen die Jungs die Schaufeln in die Hand und bauten Hügel im Wald. Doch wo sie sich auch niederließen - immer wieder wurden sie verjagt.

"Diesen Zustand wollten wir beenden. Wir wollten für unsere Kinder und alle, die diesen Sport betreiben, eine Trainingsfläche schaffen", sagt Kassenwart Manuel Fritz-Lafrenz. Auf den Namen "Wasteland-Volmershoven" wurde der Verein getauft, weil die Strecke in der Einöde, so die Übersetzung, auf einer ehemaligen Mülldeponie errichtet wurde.

Bis alles in trockenen Tüchern war, dauerte es zwei Jahre: Eine Baugenehmigung musste erteilt werden, Auflagen des Umweltamtes sowie der Oberen und Unteren Wasserbehörde erfüllt werden. Im Herbst 2013 erfolgte die Bauabnahme. Einzig die Pflanzung von 50 Metern Hecke, die zu den Auflagen des Umweltamtes gehört, steht noch aus. "Es wäre schön, wenn sich ein Gartenbaubetrieb als Sponsor finden würde", hofft Fritz-Lafrenz.

Der Bau der Strecke hat die Gründer und Mitglieder des Vereins - inzwischen sind es 45 - unzählige Arbeitsstunden gekostet. Mehr als 100 Lkw-Ladungen Erde wurden auf das etwa 3000 Quadratmeter große Gelände in unmittelbarer Nachbarschaft zum Fußballplatz des SC Volmershoven-Heidgen gekippt. Die Hügel und Schanzen bauten die Aktiven nach ihren Vorstellungen selbst.

"Der Parcours muss ständig bearbeitet und instand gehalten werden. Die Erde wird festgeklopft - daher haben wir einen enorm hohen Verschleiß an Schaufeln", berichtet der Kassenwart. Die Mitgliedschaft im Verein ist für die Nutzung des Parcours nicht erforderlich, aber wünschenswert. In jedem Fall aber gilt die goldene Regel: Wer fährt, muss auch arbeiten.

Insgesamt entstanden fünf verschiedene Strecken: Eine Anfängerstrecke, auf der auch schon Grundschulkinder Bekanntschaft mit der Sportart machen können. Eine sogenannte Pumptrack-Strecke, die Koordination, Geschicklichkeit und Fahrtechnik schulen soll. Zwei Parcours sind für fortgeschrittene Fahrer geeignet, eine soll den Profis überlassen werden. "Es gibt viele positive Aspekte, die dieser Sport mit sich bringt", findet Helmut Werres. "Zum einen ist es die bunte Altersmischung: Die Kleinen lernen von den Großen. Außerdem müssen alle mit anpacken und Verantwortung übernehmen."

Auch über das Fahren hinaus beschäftigen sich die Jugendlichen mit ihrem Sport. Den Internetauftritt ihres Vereins haben sie selbst gestaltet, Bilder und Videos werden ins Netz gestellt. Christian Derkum ist einer der erfahrensten Biker, der auf der Wasteland-Strecke unterwegs ist. "Sein Wort ist Gesetz: Wenn er entscheidet, dass nicht gefahren werden kann, fährt auch niemand", berichtet der Vorsitzende.

Für den 22-jährigen Maschinenbaustudenten sind es die Vielseitigkeit und die Kreativität, die ihn an seinem Sport faszinieren. Gefährlich findet er das Dirtbike-Fahren nur bedingt: "Die Frage nach dem Risiko kann man in jeder Sportart stellen. Wichtig ist, dass man seine Grenzen kennt und seine Leistung richtig einzuschätzen weiß." Zur Sicherheit sollte man nie alleine auf der Strecke unterwegs sein. Die Mindestanzahl liegt bei drei Personen. "Falls doch einmal etwas passiert, sollte eine Person beim Verletzten bleiben, die andere kann Hilfe holen", erklärt Werres. Schutzausrüstung ist dringend erforderlich und selbstverständlich gilt: Fliegen auf eigene Gefahr.

Die Anlage nahe dem Sportplatz des SC Volmershoven-Heidgen wird am Sonntag, 11. Mai, um 12.30 Uhr offiziell eröffnet. Mehr Informationen zum Verein gibt es auf www.wasteland-volmershoven.de

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