Wirte klagen über Umsatzeinbußen "Die Gemütlichkeit ist weg"

RHEIN-SIEG-KREIS · Gut ein Jahr nach dem Start des Rauchverbots in Gaststätten, Kneipen und Festzelten sind die Meinungen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis geteilt. Wirte beklagen Umsatzverluste. Die Städte und Gemeinden sehen hingegen wenig Probleme. Der General-Anzeiger hat sich bei Ordnungsämtern und in Gaststätten umgehört.

 Die Zigarette in der Kneipe gehört seit einem Jahr der Vergangenheit an. Viele Gastwirte würden das gerne wieder ändern.

Die Zigarette in der Kneipe gehört seit einem Jahr der Vergangenheit an. Viele Gastwirte würden das gerne wieder ändern.

Foto: Moritz Rosenkranz

Kontrollen ja, aber nur dann, wenn es explizite Beschwerden oder Hinweise gibt - so halten es vor allem Bornheim, Swisttal und Alfter, zum Teil auch aus personellen Gründen. "Wir haben ja mit dem Start des Verbots das Personal nicht aufgestockt", sagt Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler. Viele Beschwerden gab es in den drei Kommunen nicht, Verwarn- oder Bußgelder musste niemand zahlen.

"Wir haben nicht mehr als zehn Hinweise bekommen", sagt Wolfgang Henseler. Im Einzelfall habe die Stadt dann das Gespräch mit den Wirten gesucht. "Ich denke, es haben sich alle inzwischen mit dem Rauchverbot zurechtgefunden." Vereinzelte Hinweise seien auch in Alfter eingegangen, sagt Hans Kremer vom Ordnungsamt. Die Gemeinde habe die Wirte dann angeschrieben. In Swisttal hat sich niemand beschwert.

Die Stadt Meckenheim setzt bislang vor allem auf Beratung, erst in einem zweiten Schritt sollen laut Sprecherin Marion Lübbehüsen Kontrollen folgen. "Wir sind zwei Beschwerden nachgegangen und es gab eine anonyme Anzeige. Aber die hat sich nicht bestätigt", so Lübbehüsen.

Einen offensiveren Weg hat die Stadt Rheinbach gewählt, die mehrfach stichprobenartig kontrolliert hat - teilweise auch gemeinsam mit der Polizei im Zusammenhang mit sogenannten Jugendschutzkontrollen. Dabei seien einzelne Personen mündlich verwarnt worden, so Pressesprecher Peter Feuser. "Gegen einen Betreiber haben wir auch ein Bußgeld von 250 Euro verhängt." Das sei aber ein Einzelfall gewesen. Generell habe das Rauchverbot kaum Probleme bereitet.

Das sehen die Gastwirte anders. "Wir haben mit Umsatzeinbußen zu kämpfen", sagt Albert Berg, der in Rheinbach die "Alte Post" führt. Denn die Gäste, darunter viele Skatspieler und Knobler, würden nun viel Zeit vor der Kneipe verbringen und somit weniger trinken. Bei ihm sei es zwar noch nicht ganz so gravierend wie bei Kollegen, aber er merke es schon.

"Außerdem sind wir dadurch zu unmündigen Bürgern geworden. Das kann nicht sein", beklagt er. "Unsere Politiker brauchen ja nicht zu rechnen, daher können sie Gesetze machen, die für den Bürger nicht immer gut sind." Er sei persönlich dafür, dass in Restaurants beim Essen nicht geraucht werde, aber für Kneipen müsse das Verbot nun wieder gelockert werden.

Für eine Lockerung spricht sich auch Ingo Pieper aus. Er betreibt die Kneipe "Beim Piepsch" in Bornheim-Hemmerich. "Ich merke den Umsatzverlust bei mir extrem. Die Menschen wollen einfach nicht auf der Straße rauchen, weil sie gesehen werden könnten." Um 30 bis 40 Prozent sei sein Umsatz gesunken, schätzt er.

Daran hätten auch verschiedene Veranstaltungen wie Halloween- oder Oldie-Partys nichts geändert, die er eigens organisiert habe, um den Verlust zu kompensieren. "Die Nichtraucher ärgern sich außerdem auch, weil sie mit rausgehen müssen, um nichts zu verpassen." Insgesamt sei es extrem schwierig, er habe viele Gäste verloren. "Ich brauche jetzt nur noch eine Aushilfe, vorher waren es zwei bis drei", so Pieper.

Annemarie Reuter vom "Bahnhofsstüffje" in Meckenheim merkt das Rauchverbot hingegen nicht am Umsatz, aber "die Gemütlichkeit ist verloren gegangen, weil die Gäste ständig rausgehen müssen". Als Nichtraucherin steht sie dem Verbot mit gemischten Gefühlen gegenüber. "Für mich ist es schön", sagt sie. Für viele ihrer Gäste hingegen nicht.

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