Interview mit Stefan Schumacher "Die Aufgaben werden vielfältiger"

SWISTTAL · Gespräch am Wochenende: Feuerwehrchef Stefan Schumacher spricht über Engpässe und Einsatzfristen.

 Er bleibt für weitere sechs Jahre Chef der Swisttaler Feuerwehr: Stefan Schumacher.

Er bleibt für weitere sechs Jahre Chef der Swisttaler Feuerwehr: Stefan Schumacher.

Foto: Hans-Peter Fuß

Bereits seit 2002 leitet Stefan Schumacher die Swisttaler Feuerwehr mit ihren aktuell 168 Wehrleuten. Der 47-jährige Mieler wurde jetzt vom Swisttaler Gemeinderat für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Mit ihm sprach Hans-Peter Fuß.

Was erwartet Sie in den nächsten sechs Jahren?
Stefan Schumacher: Zunächst einmal danke ich meinen Kameraden, die mich zur Wiederwahl vorgeschlagen haben. Ich bedanke mich insbesondere bei meinem bisherigen Stellvertreter Johannes Greuel für zwölf Jahre gute Zusammenarbeit und freue mich auf die Zusammenarbeit mit meinem neuen Stellvertreter Paul Buhl. Die Wiederwahl ist ein großer Vertrauensbeweis und Verpflichtung zugleich. Uns erwartet in erster Linie die Umsetzung des Brandschutzbedarfsplans.

Was bedeutet das konkret?
Schumacher: Vorgesehen sind neue Fahrzeuge für die Löschgruppen Buschhoven und Miel entsprechend dem auf die Löschbezirke abgestimmten Fahrzeugkonzept. Gesetzliche Vorgaben verpflichten uns zudem, Abgasabsauganlagen in die Gerätehäuser einzubauen. Nach dem Konzept ist hierfür ein Zeitraum von vier Jahren vorgesehen.

Wird die Aufgabe der Feuerwehr immer schwieriger?
Schumacher: Die Aufgaben werden vielfältiger: von der Brandbekämpfung bis zur technischen Hilfe. Der Umgang mit Gefahrenstoffen erfordert beispielsweise eine umfangreiche Ausbildung.

Wie sieht diese Ausbildung denn aus?
Schumacher: Für die Feuerwehrleute werden Lehrgänge auf Gemeindeebene durchgeführt. Die Lehrgänge sind untergliedert in vier Module und gehen insgesamt über 140 Stunden. Darüber hinaus nehmen wir an Lehrgängen auf Kreisebene und am Institut der Feuerwehr in Münster teil. Hinzu kommen die regelmäßigen Übungen in den einzelnen Löschgruppen und gemeinsame Übungen der drei Swisttaler Löschzüge.

Was sind die größten Herausforderungen?
Schumacher: Im Brandfall stellen neue Techniken wie Photovoltaik oder Biogasanlagen spezielle Anforderungen an die Einsatzstrategie.

Erfüllen Ihre Löschgruppen die vorgeschriebenen Einsatzfristen? In spätestens acht Minuten nach dem Alarm sollen Ihre Leute am Einsatzort sein.
Schumacher: Tagsüber ist eine Quote von 100 Prozent nicht erreichbar, weil viele Kameraden auswärtig berufstätig sind. Um dies auszugleichen, alarmieren wir aber tagsüber mehr Einheiten als in den Abendstunden.

Wie sind Sie mit der Ausrüstung zufrieden?
Schumacher: Die Ausrüstung auf den Fahrzeugen entspricht den Erfordernissen, die für den Einsatz notwendig sind. Die Beschaffung der Ausrüstung erfolgt in enger Abstimmung zwischen Feuerwehr und Verwaltung. Trotz schwieriger Haushaltslage stellt der Rat die finanziellen Mittel hierfür zur Verfügung.

In Städten sind Einsatzwege zuweilen zugeparkt. Besteht dieses Problem in einer Landgemeinde auch?
Schumacher: Auch in der Gemeinde Swisttal gibt es Engpässe. Bei Testfahrten haben wir festgestellt, dass es auf der Pützgasse in Heimerzheim und auf der Orbachstraße in Odendorf durch parkende Autos schon mal eng werden kann. Wir sprechen die Anwohner an oder heften Zettel an die Autos. Wir appellieren an die Einsicht der Bürger. Schließlich sind im Ernstfall Menschenleben zu retten.

Sie sind auch für die A 61 zuständig. Wie verkraften Sie und Ihre Kameraden das, was Sie bei schweren Unfällen sehen? Nehmen Sie psychologische Hilfe in Anspruch?
Schumacher: Wir üben die Unfallszenarien, wie sie insbesondere auf der A 61 vorkommen. Dabei üben wir auch den Umgang mit Schwerverletzten am Unfallort. Die Führungskräfte und die Feuerwehrkameraden achten darauf, wenn jemand die Situation an einem Unfallort nur schwer verkraftet. In einem solchen Fall ziehen wir den Feuerwehrmann unverzüglich von der Einsatzstelle ab. Zunächst wird er dann von anderen Kameraden betreut. Gegebenenfalls erfolgt eine weitere Betreuung unter zur Hilfenahme der psychologischen Betreuung, die vom Rhein-Sieg-Kreis vorgehalten wird. Dies ist immer wieder mal der Fall.

Wie viele Einsätze fahren Sie im Jahr?
Schumacher: Im Jahr 2013 waren es 142. Da war alles dabei: Brände, Unfälle, technische Hilfe, Suche nach Personen.

Gab es in jüngster Zeit auch kuriose Einsätze?
Schumacher: In Buschhoven mussten wir eine Katze aus einem Baum holen, die im Geäst aber immer wieder entwischte. Eine andere Katze war in einem gekippten Fenster eingeklemmt.

Wird Ihre Arbeit genügend gewürdigt?
Schumacher: Befragungen und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften zeigen immer wieder, dass Feuerwehrleute in der Bevölkerung besonders anerkannt und angesehen sind. Das erfahren meine Kameraden und ich auch immer wieder von den Swisttaler Bürgern. Manchmal muss man jedoch das Bewusstsein schärfen, dass wir unsere Tätigkeit freiwillig und ehrenamtlich leisten.

Ist es schwierig, Nachwuchs für die Feuerwehr zu finden?
Schumacher: Wir machen seit einigen Jahren Nachwuchswerbung. Wir waren an Schulen, haben an Projektwochen teilgenommen und präsentieren uns auf Schulfesten und öffentlichen Veranstaltungen. Insgesamt ist die Situation jedoch schwierig. Es hilft uns, dass beim Baubetriebshof der Gemeinde zehn Mitarbeiter beschäftigt sind, die Mitglied einer Feuerwehr sind und am Tagesalarm teilnehmen. Sport kann man planen, Feuerwehreinsätze nicht. Da bleibt das Privatleben am Feierabend oder am Wochenende schon mal auf der Strecke.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Schumacher: Dass wir weiter genügend Leute finden, die mit Herz und Seele dabei sind. Meine Kameraden ziehen super mit, so dass wir hoffentlich auch die künftigen Aufgaben bewältigen. Mein ständiger Wunsch ist, dass alle Kameraden immer wohlbehalten von Einsätzen zurückkehren.

Zur Person

Der gebürtige Mieler Stefan Schumacher (47) ist seit 2002 Gemeindebrandinspektor in Swisttal. Der gelernte Schreiner ist seit 1983 aktiver Feuerwehrmann, war von 1985 bis 2002 Chef der Löschgruppe Miel. Er leitet den Bauhof der Gemeinde Swisttal, ist verheiratet und hat einen Sohn.

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