Schulung der Autobahnmeisterei in Bonn Das Unvorhersehbare stets im Hinterkopf

ALFTER-OEDEKOVEN · Rücksichtslose Fahrer auf Autobahnen, zu schmale Fahrstreifen und zu hohe Geschwindigkeit innerhalb von Baustellen: Die Straßenwärter der Autobahnmeisterei üben einen gefährlichen Job aus.

 So klettert man richtig über die Leitplanke: Straßenwärter Sven Stullgies hat beim "Risiko-Parcours" in der Straßenmeisterei Bonn gelernt, gefährliche Situationen richtig einzuschätzen.

So klettert man richtig über die Leitplanke: Straßenwärter Sven Stullgies hat beim "Risiko-Parcours" in der Straßenmeisterei Bonn gelernt, gefährliche Situationen richtig einzuschätzen.

Foto: Wolfgang Henry

Wie sie mit alltäglichen Gefahren bei der Arbeit besser umgehen können, das erfuhren jetzt acht Teilnehmer in einer vierstündigen Schulung der Autobahnmeisterei Bonn in Oedekoven.

In einem "Risiko-Parcours" wurden dazu mögliche Gefahren per Film oder per Experiment simuliert. Die Straßenwärter sollten etwa lernen, mit einem einzigen kurzen Blick in den Rückspiegel den richtigen Zeitpunkt zu erkennen, um aus dem Lkw auszusteigen, wenn dieser auf dem Seitenstreifen parkt und Autos auf der Fahrbahn vorbeirasen.

Die Straßenwärter müssten zum Beispiel nicht nur ein Schlagloch fachgerecht füllen, sondern gleichzeitig auf Warnsignale reagieren und Unvorhersehbares einkalkulieren. Zu lernen, derart gefährliche Situationen besser einschätzen zu können, mache die Arbeit auf der Straße deutlich sicherer. "Schwierig ist stets die Doppel- oder Dreifachbelastung des Straßenwärters. So muss er außer seiner Arbeitsaufgabe die Verkehrssicherheit im Blick haben. Manchmal kommen noch private Probleme dazu. Deshalb kann der Arbeitsschutz nicht hoch genug gewichtet werden", betonte Sebastian Rabe, Trainer für den Parcours beim Landesbetrieb Straßenbau NRW.

"Viele Entscheidungen trifft man aus dem Bauch heraus", erklärte Andreas Franzen, der seit 1976 Straßenwärter im Außendienst bei der Bonner Autobahnmeisterei ist. Mehrere Kollegen hat er in dieser Zeit schon verloren. Leicht verletzt worden sei fast jeder Arbeiter schon einmal. "Routine ist zwar eine gute Sache. Aber Routine darf nicht dazu führen, dass man nachlässig wird", so Franzen. Zum ersten Mal in seiner fast 40-jährigen Berufstätigkeit macht der Bonner eine Sicherheitsschulung mit. Die setzte sich auch mit den körperlichen Belastungen der Arbeiter auseinander. So wurde anhand eines Sprungs von der Lkw-Treppe per Sprungwaage nachgestellt, welchen Belastungen Rücken und Bandscheibe ausgesetzt werden.

Erst seit 2008 wurde das Konzept eines "Risiko-Parcours" für Straßenwärter entwickelt. Die Unfallkasse NRW hat gemeinsam mit dem NRW-Verkehrsministerium, dem Netzwerk Verkehrssicheres NRW, der Bayerischen Unfallkasse sowie dem Landesbetrieb Straßenbau NRW daran gearbeitet. Die Trainer für den "Risiko-Parcours" touren seit 2012 durch das Land. Straßenwärter von 28 Autobahnmeistereien haben bisher dabei mitgemacht. Oedekoven war jetzt die letzte Station. Dem 54-jährigen Franzen und seinem Kollegen Rudi Born hat das Seminar gefallen: "Manches Problem wurde einem bewusster." Bedauerlich fanden die beiden nur, dass es keine Simulationen für die Nachtarbeit gab. "Das wäre zu teuer geworden", so Trainer Rabe. Die Entwicklung der fünf Parcoursstationen kosteten rund 100.000 Euro.

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