Kommentar zur Wahl in Swisttal Chance und Verpflichtung

Keine Experimente. Mit diesem Slogan hat Konrad Adenauer schon in den 50er Jahren seine Wahlen gewonnen. In diese Richtung mag auch die Mehrheit der Swisttaler Wähler gedacht haben. Sie traute der erfahrenen Verwaltungsfrau und Juristin Petra Kalkbrenner die Chefinnen-Rolle im Rathaus eher zu als Gisela Hein, die als selbstständige Unternehmensberaterin und Volkswirtin frischen Wind von außen mitbringen wollte.

Das relativ knappe Ergebnis - Kalkbrenner holte 401 Stimmen mehr als Hein - nach einem von zwei starken Kandidatinnen engagiert geführten Wahlkampf zeigt auch, dass eine Wahl in Swisttal für die CDU kein Selbstläufer mehr ist, wie das noch vor zehn, 20 oder 30 Jahren der Fall war.

Dies deutete sich schon 2009 an, als Amtsinhaber und CDU-Mann Eckhard Maack mit 53 Prozent der Stimmen nur knapp gegen den in Swisttal bis dahin nahezu unbekannten Wesselinger Rüdiger Kibilka gewann. 2014 büßte die CDU bei der Kommunalwahl gar zehn Prozentpunkte ein und verlor die absolute Mehrheit im Rat. Die Gründung und der Erfolg der BfS, die mit sieben Leuten in den Rat einzog, waren auch das Resultat der Unzufriedenheit vieler Wähler mit der Politik der CDU und/oder der Amtsführung von Bürgermeister Eckhard Maack.

Auch deshalb ist das von den Wählern Petra Kalkbrenner mitgegebene Vertrauen für sie auch eine Verpflichtung, komplexe Sachthemen möglichst transparent und unter Einbeziehung der Bürger zu bearbeiten und sie dem Rat zur Entscheidung vorzulegen. Es ist eine Chance für Kalkbrenner, aus dem Schatten von Maack zu treten und eigene Akzente zu setzen. Sie wird im Rat den Konsens suchen und auch den Mut aufbringen müssen, unbequeme Wahrheiten zu verkünden: Nicht alles, was wünschenswert ist, wird bezahlbar und umsetzbar sein. Finanziell und personell sind der Gemeinde enge Grenzen gesetzt. Deshalb sind mehr denn je kreative Lösungen innerhalb dieser Grenzen gefragt. Auch daran wird die neue Bürgermeisterin gemessen werden.

Trotz der Niederlage geht Gisela Hein gestärkt aus der Wahl hervor. Mit gut 47 Prozent erreichte Sie ein sehr gutes Ergebnis, holte in den großen Orten Heimerzheim und Odendorf sogar mehr Stimmen als ihre Mitbewerberin. Der Zuspruch so vieler Bürger kann sie ermutigen, ihre Positionen im Swisttaler Gemeinderat noch stärker als bisher zur Geltung zu bringen.

Der Wahlkampf hatte zum Schluss einen bemerkenswerten Nebeneffekt: Weil in der Spitze der Unabhängigen Wählervereinigung BfS Uneinigkeit darüber herrschte, ob man eine der beiden Kandidatinnen unterstützen oder neutral bleiben sollte, kam es zum offenen Streit innerhalb der Fraktion. Ob dieser Riss noch zu kitten ist, ist eine spannende Frage, mit der sich die handelnden Personen wohl oder übel auseinandersetzen müssen.

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