Nahverkehr im Ländchen Bessere Anbindung soll her

PECH · Die Pecher Ortsvertretung will Busse künftig auch zum Berkumer Einkaufszentrum fahren lassen.

 Die Linie 855 soll künftig einen Schlenker zum Berkumer Einkaufszentrum fahren, so der Wunsch.

Die Linie 855 soll künftig einen Schlenker zum Berkumer Einkaufszentrum fahren, so der Wunsch.

Foto: Axel Vogel

Muss Pech in Sachen öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) besser an Berkum und das dortige Einkaufszentrum (EKZ) angebunden werden? Aus Sicht von Jürgen Kleikamp (CDU), der stellvertretende Vorsitzende der Ortsvertretung, ist es „unerträglich, dass Busse nur über Umwege ins EKZ fahren“. Alle Busse führen von Pech direkt nach Meckenheim-Merl, und der Taxibus „funktioniert nicht“, so Kleikamp. Um da Abhilfe zu schaffen, forderte er auf der jüngsten Sitzung der Ortsvertretung „etwas deutlicher als bislang“, mit der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) zu verhandeln.

Zwischen Pech und Meckenheim verkehrt nach RVK-Auskunft die Linie 855, „die in der Tat keinen Schlenker über Berkum macht“, bestätigte Unternehmenssprecherin Andrea Jahn. Zudem pendelt dort laut Jahn die Taxibuslinie 881 im Stundentakt, Beschwerden seien ihr aber nicht bekannt.

Trotzdem ist die Situation aus Sicht mancher Ortsvertreter unbefriedigend: „Da muss Druck gemacht werden, so kann das auf keinen Fall bleiben“, sagte Jochen Wagner (UWG), der sich intensiv mit dem Projekt eines Bürgerbusses beschäftigt hat. Der könnte als Alternative zu den regulären RVK-Busverbindungen und zum Taxibus zum Einsatz kommen.

Adalbert Wolf, Metzgermeister aus Pech, der die Sitzung als Zuhörer verfolgte, sieht die Forderung nach einer besseren Anbindung Pechs an Berkum freilich kritisch. Die Unternehmen im EKZ führen ihre Gewerbesteuer ohnehin nicht in Wachtberg ab, so Wolf.

Dagegen gebe es in Pech noch einen funktionierenden Einzelhandel. Freilich sei dieser durch die Konkurrenz in Berkum bedroht. Durch das EKZ hatte der Metzgermeister nach eigener Aussage von seinen einst 1500 Kunden rasch rund 300 verloren. Darum müsste aus seiner Sicht die Frage lauten, wie man neue Kunden für Pech akquirieren kann: „Darauf hätte ich gerne eine Antwort“, so Wolf. Schließlich sei seine Metzgerei die letzte von einst acht Betrieben in Wachtberg.

Gleichwohl bleibt aber auch für Jutta Danylow (SPD), neue Vorsitzende der Ortsvertretung, problematisch, „dass viele Leute derzeit nicht in der Lage sind, ins Rathaus nach Berkum zu kommen“. Ein weiterer Zuhörer, der selbst im Rollstuhl sitzt, wusste zu berichten, dass die RVK wohl überlegt, jeden dritten Bus in Richtung Meckenheim einen Umweg über Berkum nehmen zu lassen.

Darüber hinaus setzte sich der Pecher auch für eine bessere Taktung der Busse in Richtung Bad Godesberg ein. Dort verkehrt laut RVK ebenfalls die Linie 855. Diese Forderung unterstützte die Ortsvertretung ebenso wie die Anbindung des EKZ an das Busnetz. Wie RVK-Sprecherin Andrea Jahn auf Anfrage mitteilte, ist in der kommenden Woche ein Gespräch mit Bürgermeisterin Renate Offergeld über genau dieses Thema geplant. Mit Hinweis auf das Gespräch wollte sich Jahn zu möglichen Optimierungen der Busverbindungen auch nicht weiter äußern.

Falls die Verhandlungen mit der RVK nicht zum gewünschten Erfolg führten, könne man in Pech „das Projekt des Bürgerbusses angehen“, ergänzte Wagner. Er steht dem Verein Bürgerbus vor, der sich in Wachtberg intensiv um dieses Projekt bemüht (siehe Kasten).

Die Ortsvertretung Pech griff den Vorstoß auf und wird die Verwaltung bitten, alternativ zu einer Linie der RVK zu prüfen, ob ein Bürgerbus von Pech nach Wachtberg machbar ist. Außerdem hat die UWG Wachtberg im Infrastrukturausschuss des Gemeinderats für den kommenden Dienstag einen Antrag zum Thema Bürgerbus gestellt. Demnach soll die Verwaltung in Kooperation mit dem Rhein-Sieg-Kreis prüfen, auf welchen Linien die Einrichtung von Bürgerbussen überhaupt denkbar wären und wie der Bürgerbusverein organisatorisch und finanziell unterstützt werden könnte.

Das Prinzip des Bürgerbusses

Der Bürgerbus ist ein normaler Linienverkehr auf einer konzessionierten Linie. Während ein Verkehrsunternehmen für die rechtliche und die technische Seite verantwortlich zeichnet, wird der Busbetrieb ausschließlich von Ehrenamtlern betrieben, die sich in einem Bürgerbusverein zusammenschließen. Wie Jochen Wagner, Vorsitzender des im Mai dieses Jahres gegründeten Wachtberger Bürgerbusvereins, erklärt, ist nicht die Beschaffung eines Busses das Problem, sondern die Akquise der Fahrer. "Bisher haben sich sechs Bürger als ehrenamtliche Fahrer auf der Bürgerbuslinie angeboten, benötigt werden 20", sagt Wagner. Infrage kommt laut Wagner bei der Suche nach Personal auch eine Kooperation mit Resozialisierungsprojekten.

Mehr im Internet auf der Seite www.pro-buergerbus-nrw.de.

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