Gesamtschule in Rheinbach Ausbau in abgespeckter Form

RHEINBACH · Statt 15 Millionen Euro fließen 9,5 Millionen in die Expansion der Rheinbacher Gesamtschule. Baubeginn wird wegen der europaweiten Ausschreibung erst 2017 sein.

Eigentlich war das Vorhaben recht riskanter Natur: Ausgerechnet eine sogenannte detailliertere Begehung sollte klären, ob die vom Bonner Architekten Wolfgang Beyß ausgearbeitete Vision zur Expansion der Rheinbacher Gesamtschule auch räumlich realisierbar ist. Das Ergebnis der Exkursion von Verwaltung und Schulleitung fällt verblüffend aus. Anstatt auf kostenträchtige Fallstricke zu stoßen, finden die Teilnehmer der Begehung allerlei Möglichkeiten, in erheblichem Maße Geld einzusparen. Statt 15 Millionen Euro, wie in der Machbarkeitsstudie veranschlagt, sind lediglich 9,5 Millionen vonnöten, wie Beyß während der gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Ausschusses für Schule, Bildung und Sport berichtete.

Hintergrund: Bislang teilt sich die Gesamtschule, bei der im August vergangenen Jahres erstmals die Schulglocke läutete, die Räumlichkeiten am Dederichsgraben mit der auslaufenden Hauptschule.

Allerdings ist es eine Frage der Zeit, bis die aufwachsende Gesamtschule - mit derzeit nur zwei Jahrgangsstufen - aus allen Nähten platzt. Die Studie sieht vor, dass die Schüler von der Jahrgangsstufe fünf bis acht die Räume der auslaufenden Tomburg-Realschule an der Villeneuver Straße besuchen. Dann geht es für die Jahrgangsstufen neun bis 13 an den Dederichsgraben.

Dank der Inaugenscheinnahme an beiden Standorten sei es gelungen, "ein Optimum herauszuholen", schilderte der erste Beigeordnete, Raffael Knauber. Das jetzt erstellte Raumkonzept gehe nicht zu Lasten der Schule. "Wir haben alle beteiligt", so Knauber.

Dass die Kommune, die mit der Gemeinde Alfter bereits in Sachen Gesamtschule kooperiert, fast fünf Millionen Euro weniger aufwenden muss, ist durch Optimierungen bei der Raumzuteilung und der zeitlichen Realisierung von Neubauten erreicht worden. Nicht zuletzt sei die Einsparung einer "anderen Betrachtungsweise" geschuldet, meinte der Beigeordnete.

Beispiel: Eine Erweiterung des naturwissenschaftlichen Traktes am Dederichsgraben wird erst 2021 mit rund 1,24 Millionen Euro spruchreif - vor allem im Hinblick auf etwaige Kooperationen der Gesamtschule, etwa mit dem Städtischen Gymnasium oder der Gemeinde Alfter.

Jörg Meyer (UWG) kritisierte, dass das vorgelegte Konzept Räume für eine mögliche Sechszügigkeit der Schule außer acht lasse. Vor den Sommerferien hatten SPD und UWG eine erneute Ausnahmegenehmigung - also Sechszügigkeit - beantragt. Der Rat lehnte dies mit Blick auf Kosten von rund fünf Millionen Euro mehrheitlich ab. "Sie machen es sich zu einfach", antwortete Bürgermeister Stefan Raetz. "Sie wissen, was der Aufbau weiterer Klassen kostet. Dann sagen Sie, wo im Haushalt gespart werden soll oder wie viel Steuererhöhungen Sie wollen?"

Lob fürs Raumkonzept gab es von Karsten Logemann (FDP). "Wir sind froh, dass die Maßnahme weniger Geld kostet und gleichzeitig ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept gefunden worden ist."

Was den Zeitplan angeht, wagte Architekt Beyß eine konkrete Prognose: Wegen der europaweiten Ausschreibung des Gesamtpakets könne frühestens im September 2017 mit dem Baubeginn gerechnet werden.

Im Herbst 2018 soll dann der Umbau an der Villeneuver Straße abgeschlossen sein, Anfang 2019 am Dederichsgraben. Einstimmig gab es von beiden Ausschüssen grünes Licht.

Gesamtschuldependance hat kaum Chancen

Das Angebot der Stadt Rheinbach, in Swisttal eine Dependance der Gesamtschule Rheinbach einzurichten, findet in Swisttal wenig Resonanz. Wie Raffael Knauber, Erster Beigeordneter der Stadt, während der gemeinsamen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie des Ausschusses für Schule, Bildung und Sport berichtete, habe ein erstes Gespräch beider Kommunen kein Ergebnis gebracht. "Swisttal möchte am Bestand der Sekundarschule festhalten", erklärte er.

Dass vier Mädchen und Jungen aus Rheinbach nach dem jüngsten Anmeldeverfahren keinen Platz an der Schule am Dederichsgraben gefunden haben, ärgerte die Fraktionen im Rheinbacher Stadtrat jedweder Couleur. Grund: Kinder aus Nachbarkommunen mussten bei der Anmeldung berücksichtigt werden, weil dort keine Gesamtschule existiert. Der Rheinbacher Schulausschuss hatte darum im Juni Gespräche angeregt, um mit der Nachbarkommune zu beraten, wie die Situation an der Gesamtschule mit einer Dependance in Swisttal gelöst werden könnte.

Kein Verständnis für die ablehnende Haltung Swisttals hatte Bernd Beißel (CDU): "Es ist unverständlich, dass Swisttaler Kinder nicht zunächst die eigene Sekundarschule besuchen, um dann gegebenenfalls nach der Klasse zehn in die Oberstufe der Gesamtschule zu wechseln, um dort ihr Abitur abzulegen", meinte der Christdemokart. Offene Türen für das Anliegen fand auch Landtagsabgeordnete Ilka von Boeselager (CDU) nicht vor: Sie wandte sich an Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne). Mit Verweis auf das aktuelle Schulgesetz erteilte Löhrmann dem Anliegen eine Absage.

Beißel will die Sache nicht auf sich beruhen lassen: "Wir werden eine Resolution in den Rat einbringen, die unserem Anliegen Nachdruck verleiht," kündigte er an. Auch Folke große Deters (SPD) ärgerte sich über die ablehnende Haltung aus Düsseldorf. "Wir würden eine Gesetzesänderung begrüßen", sagte der Sozialdemokrat.

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