GA-Ferienspaziergang Auf den Spuren der Geschichte von Siegburg durch die Wahner Heide

RHEIN-SIEG-KREIS · Ende des vergangenen Jahres wurde zwischen Cecilienstraße, Zeithstraße und Kleiberg das letzte Stück des Geh- und Radweges auf der Trasse der ehemaligen Aggertalbahn fertig gestellt. Wo bis in die 50er Jahre täglich das sogenannte "Luhmer Grietche" von Siegburg über Lohmar nach Overath und zurück bummelte, dort kann heute ohne Autoverkehr zwischen den Städten gependelt werden.

Die 2,5 Kilometer lange Strecke eignet sich auch ideal als Einstieg für eine Fahrradtour oder eine Wanderroute. Denn der Weg des "Luhmer Grietchens" führt direkt in den Wald im Norden Siegburgs, und von dort ist es nur noch ein Katzensprung in die Wahner Heide, eines der artenreichsten Naturschutzgebiete in NRW.

Als Ziel für eine längere Route bietet sich das Heide-Infoportal "Turmhof" in Rösrath-Brand an - rund 13 Kilometer von Siegburg entfernt. Wer die Strecke wandern möchte, ist gut drei Stunden unterwegs. Mit dem Rad geht es schneller: Eine Stunde dauert die Hinfahrt, Anstiege und Straßenpassagen inbegriffen. Unsere Vorschlagsroute beginnt am Siegburger Bahnhof, von dort geht es rechts vorbei am Kreishaus und der Abtei über die Siegfeldstraße, Alfred-Keller-Straße und Neuenhof bis zum Kreisverkehr an der Zeithstraße.

Dort beginnt der neue Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse. Dass hier einmal ein Zug fuhr, daran erinnern nur noch die Schienen, die bei einigen Straßenüberquerungen aus dem Boden kommen und der Nordbahnhof, der renoviert hinter einem schwarzen Eisenzaun liegt. Die nächste Straße, die überquert wird, ist die Johannesstraße. An ihr liegt der alte Siegburger Friedhof, der einen Besuch wert ist.

Weiter geht es geradeaus über den asphaltierten Radweg in den Wald, wo links neben dem Weg noch die alten Gleise liegen. Die Route unterquert die B56 und führt vorbei an Fischteichen bis kurz vor die A3 bei Lohmar. Der offizielle Trassenweg geht unter der Autobahn durch, vorbei an der Hauptstraße nach Lohmar.

Hannelore und Wilfried Lange fahren viel Rad und testeten die Route über den neuen Radweg. "Bei der Lohmarer Hauptstraße sind wir umgekehrt, am Autoverkehr wollten wir nicht vorbei fahren", sagt der 65-jährige Siegburger. In die Wahner Heide führt der Weg jedoch nicht unter der Autobahn entlang, sondern über die Abzweigung nach links. Zwischen Agger und Autobahn geht es vorbei am Campingplatz Richtung Brückenstraße.

Am Hotel und Restaurant "Zur Alten Fähre" geht es über die K10 und K20 bergauf Richtung Troisdorf-Altenrath. Wanderer können einen der Trampelpfade nehmen, die rechts von der Straße in den Wald führen. Eine Wanderkarte sollte bei den verschwungenen Wegen besser mitgenommen werden. Etappenziel ist das alte Heidedorf "Altenrath".

Es war ursprünglich auch Weberdorf und Töpferdorf, während der Nazi-Zeit wurde es zwangsgeräumt und nach dem Krieg erst wiederbesiedelt - von der spannenden Geschichte des Ortes sind vor allem historische Gebäude übriggeblieben, wie die katholische Kirche Sankt Georg aus dem 12. Jahrhundert. Um zu ihr zu gelangen, geht es quer durch den Ort zum Kreisverkehr am Ende der Straße "Heidegraben" und links auf die Flughafenstraße. Dort gibt es seit 1996 ein Infozentrum zur Wahner Heide. An jedem ersten Sonntag im Monat beginnt davor um 14 Uhr der Heidespaziergang.

Über die Flughafenstraße geht es wieder hinaus aus Altenrath. Kurz vor der Hauptstraße führt die Hasbacherstraße direkt in die Heide. In den Weltkriegen befanden sich dort Truppenübungsplätze, Kriegsgefangenenlager und ein Flugplatz.

Bis 2004 nutzten auch die belgischen Streitkräfte die Heide als Militärgelände. Zahlreiche Warnschilder machen Wanderer und Radler darauf aufmerksam, dass das Verlassen der Wege Lebensgefahr bedeutet. An einer der erlaubten Abzweigungen von der Hasbacherstraße steht der vermutlich älteste Baum der Wahner Heide, die sogenannte tausendjährige Eiche. In Hasbach angekommen, geht es über die Straße "Auf dem Neuen Feld" nach Rösrath-Brand.

An der Brander Straße liegt der alte Schulbauernhof Rösrath. Jugendliche kümmern sich dort in einem Projekt der Diakonie Michaelshoven um die Tiere. Landwirt Stephan Mohr steht den Jugendlichen zur Seite. "Wir bauen gemeinsam den alten Hof wieder auf", erklärt er. Von der Brander Straße geht es links in die Straße Kammerbroich zum Ziel "Turmhof".

Neben der Greifvogelstation gibt es dort auch eine Heidebibliothek und einen Hofladen. Von dort ist der Bahnhof Rösrath-Stümpen nicht weit. Wer noch Ausdauer hat, kann über die Alte Kölner Straße zurück nach Altenrath und nach Troisdorf gelangen. Der Eindruck täuscht aber: Es geht nicht nur bergab.

Weitere Informationen

Anreise: Von der Oberen Sieg sowie aus Richtung Troisdorf fahren S-Bahnen und Regionalzüge. Aus Richtung Sankt Augustin fährt die Straßenbahnlinie 66 den Siegburger Bahnhof an.

Abreise: Vom Bahnhof in Rösrath-Stümpen fährt die Regionalbahn 25 Richtung Köln. Bei der Haltestelle Trimbornstraße besteht eine Umsteigemöglichkeit in die S-Bahnen Richtung Hennef. Vom Rösrather Bahnhof fährt die Buslinie 556 nach Siegburg über Lohmar.

Besichtigungen: Das Infozentrum Wahner Heide an der Flughafenstraße 33 in Altenrath ist jeden Sonn- und Feiertag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Das Infoportal Turmhof in Rösrath, Kammerbroich 67, ist donnerstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist in beiden Stationen frei.

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