Bande in Bonn vor Gericht 86-Jähriger schildert, wie er von Einbrecher attackiert wurde

RHEIN-SIEG-KREIS/BONN · Als der 86-jährige Gernot S. am Morgen des 22. Juni 2013 von einem klirrenden Geräusch geweckt wurde, ahnte er nichts Böses. "Ich habe gedacht, das sind die Amseln in der Regenrinne", berichtet der pensionierte Bundesbeamte nun als Zeuge vor dem Bonner Landgericht.

Doch was er hörte, war ein Einbrecher, der in sein Haus in Sankt Augustin eingedrungen war. Vor Gericht sieht der 86-Jährige diesen Mann nun wieder.

Denn der 27-Jährige muss sich zusammen mit vier Mitangeklagten wegen einer ganzen Einbruchserie im Rhein-Sieg-Kreis, die sie in wechselnder Besetzung begangen haben sollen, vor der 2. Großen Strafkammer verantworten. Angefangen hat die Serie laut Anklage Silvester 2012 bei Ex-Minister Klaus Kinkel, der zur Tatzeit nicht daheim war - so wie auch die anderen Opfer nicht zu Hause waren. Der 86-jährige Gernot S. aber war zu Hause und allein, und was er damals erlebte, schildert er nun im Zeugenstand. Mit bewundernswerter Fassung.

Als er das Klirren zum zweiten Mal gehört habe, habe er nicht mehr an Amseln geglaubt, sagt er. Er sei aufgestanden - und dem Einbrecher in die Arme gelaufen. Der Mann habe ihn gegen einen Schrank gedrängt, Geld gefordert und sei mit 100 Euro, die er ihm gegeben habe, nicht zufrieden gewesen. "Ich will mehr Geld", habe er gefordert und ihm dabei immer wieder gegen den Oberkörper geschlagen.

Beim Zurückweichen sei er über einen Sessel gefallen und zu Boden gestürzt, sagt der Zeuge. Und fügt hinzu: "Ich bin froh, dass ich mir nichts gebrochen habe." Der Einbrecher habe gedroht: "Ich schlage dich tot." Und er habe ihm geantwortet: "Du siehst aber nicht wie ein Mörder aus." Dann habe er dem jungen Mann von Kriegszeiten erzählt und ihn ins Schlafzimmer geschickt, wo noch 30 Euro lagen. "Ich habe gedacht, das hört nie auf", sagt der 86-Jährige. Aber als er sich gerade überlegt habe, wie er aus der Sache herauskommen könne, sei der Mann aus dem Fenster gesprungen.

Das Ganze habe ihn schon einige Tage aufgewühlt und schlecht schlafen lassen, sagt der 86-Jährige zu. Und erklärt: "Ich bin vorsichtiger geworden." Früher habe er die Haustür nur zugezogen, nun schließe er sie ab. Und: "Ich habe mir jetzt einen Knüppel neben das Bett gestellt, damit ich mich beim nächsten Mal wehren kann." Als der Angeklagte ihn um Entschuldigung bittet, sagt er nur: "Das nehme ich zur Kenntnis."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort