Wohnungen und ein Billardclub neben den Gleisen Zug um Zug zum neuen Bahnhof

UNKEL · Die neue Farbe heißt Altrosa. Klingt traditionell, soll aber den Weg in eine neue Zukunft für den Unkeler Bahnhof weisen. Fast zehn Jahre lang fragte man sich in Unkel, ob überhaupt noch etwas wird aus dem architektonisch hübschen Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert (siehe Kasten).

Nachdem die dortige Gaststätte 2006 geschlossen hatte, verkam das Haus immer mehr, bis Investor Jürgen Mertens (Vorteil Center Unkel und Asbach) es erwarb.

Fertigstellung im Frühjahr

Seit März bauen sie nun kräftig um direkt neben den Gleisen. Zwei große Müllschütten stehen davor, entkernt ist schon. Und so können, wenn alles gut geht Ende Dezember die ersten mit Klimaanlage und Wärmepumpe ausgestatteten Wohnräume im Obergeschoss in die Vermarktung gehen.

Bis ins späte Frühjahr soll die gesamte Immobilie Zug um Zug fertiggestellt werden. "Einer der wichtigsten Schritte liegt schon hinter uns mit dem Einbau der Fenster", sagte Mertens. Die dreifach verglasten Durchblicke mit eingelassenem Gas entsprechen laut Investor modernsten Ansprüchen und halten den meisten Lärm ab. Mertens: "Personenzüge hört man gar nicht.

Güterzüge nimmt man höchstens als leises Rauschen wahr." Für das Vorhaben, Wohn- und Arbeitsraum an einer vielbefahrenen Trasse zu schaffen, ist das von entscheidender Bedeutung. Im Gebäude werden in der oberen Etage eine 65-Quadratmeter-Wohnung und eine Wohnung von 150 Quadratmeter, die sich auch für Büroräume eignete, eingerichtet. Möglicherwiese, sagte Mertens, werde auch das Dachgeschoss noch zum Wohnraum ausgebaut.

Im Erdgeschoss sehen die Pläne ein Billardcafé mit rund 70 Quadratmeter Außenterrasse vor. Das Schild: "Club Bahnhof Unkel" hängt bereits. Im Namen schwingt die Idee mit, die Investor und Stadt nach eigenem Bekunden "gemeinsam umsetzen wollen". Der Unkeler Stadtrat hatte vor einem Monat beschlossen, der Deutschen Bahn 50 bis dahin gepachtete Parkplätze am Bahnhof für einen fünfstelligen Betrag abzukaufen, um das Vorhaben des Investors besser flankieren zu können. "Für uns ist das ein echter Glücksgriff", resümierte Stadtbürgermeister Gerhard Hausen. Er fügte hinzu, dass die Bahn aus seiner Sicht ihre Daseinsfürsorge in Unkel vernachlässigt und wenig Interesse an der Neugestaltung gezeigt habe.

Nahe dem Taxistand sind ebenfalls weitere Park & Ride-Parkplätze vorgesehen. Ziel ist es, auf dem Bahnhof, der nach Schätzungen von Jürgen Mertens von mindestens 500 Personen jeden Tag frequentiert wird, noch mehr Bewegung zu erzeugen. Neben dem Billardcafé kann er sich deshalb gut einen Fahrradverleih am Durchgang zu Gleis 1 vorstellen, wo früher das Stellwerk seinen Platz hatte. Von dort könnten künftig Touristen Ausflüge starten. Das verkommene und separate Toilettenhäuschen neben dem Hauptgebäude müsse ganz abgerissen werden.

Eine Art Kiosk und eine öffentlich zugängliche Toilette schweben dem Investor an dieser Stelle vor. Kiosk und Radverleih müssten wahrscheinlich aus einer Hand betrieben werden, damit sich das Geschäft lohnt, so Mertens. Als Entrée für die Bahnreisenden will er das separate Häuschen mit viel Glas ausstatten, "ein bisschen wie ein modernes Stadttor". Der Investitionsbetrag liegt alles in allem bei rund 500 000 Euro, die Videoleinwand für die Fassade bereits in Jürgen Mertens Büro. Sie soll als leuchtendes i-Tüpfelchen auf altrosafarbenem Hintergrund das Bahnhofsgebäude in die Neuzeit überführen.

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