Aktionsgruppe Inklusion in Unkel "Wir wollen für das Thema sensibilisieren"

UNKEL · Die Gründung eines Senioren- und Behindertenbeirates ist nur ein Anfang. Jetzt wurde auch eine Aktionsgruppe "Inklusion" ins Leben gerufen. Und die Gründer Detlef Haase, Ruth und Michael Peis, Mitglieder der Unkeler Entwicklungsagentur (EA) um ihren Vorsitzenden Rex Stephenson, sind in ihrem Streben, das Leben in Unkel für ältere und behinderte Bewohner und Besucher zu erleichtern, bereits aktiv geworden.

 Ein Beispiel für Inklusion: Detlef Haase (vorne) und Rex Stephenson auf der Rampe, die den Zugang zum Willy-Brandt-Forum in Unkel barrierefrei macht.

Ein Beispiel für Inklusion: Detlef Haase (vorne) und Rex Stephenson auf der Rampe, die den Zugang zum Willy-Brandt-Forum in Unkel barrierefrei macht.

Foto: Küsters

Haase, der selbst auf einen Rollstuhl angewiesen ist und schon Erfahrungen in der Behindertenarbeit in Berlin gesammelt hat, denkt dabei auch daran, dass die älteren Besucher "ein touristischer Wachstumsmarkt" seien, wie es Stephenson ausdrückt.

Verbesserungsmöglichkeiten stecken im Detail

Leider sei nicht jedem klar, dass für Rollstuhlfahrer oder für auf Rollatoren Angewiesene die Barrierefreiheit und angemessene Toiletten entscheidende Kriterien seien, wenn ein Stadt- oder Restaurantbesuch geplant werde. "Genau an dieser Stelle wollen wir zunächst ansetzen. Um Erfolg zu haben, müssen wir die Bürger erst einmal informieren und für das Thema Inklusion sensibilisieren. Nur so können wir Pforten öffnen, damit in einem zweiten Schritt erfolgversprechend Verbesserungen angegangen werden", erklärt Haase. Ansprechpartner suche man dafür etwa in Handel und Gewerbe.

Dass sich in dieser Hinsicht bereits etwas bewege, zeige die Existenz der behindertengerechten Toilettenanlage an der Rheinpromenade. Mit einem Makel: "So ein Angebot nutzt nichts, wenn es im Winter mit Gartenmobiliar vollgestellt ist." Haase fordert eine ganzjährige und dauerhafte Zugänglichkeit. Statt "großer Luftblasen" zu einzelnen Anlässen und Events spricht er sich für kleinere, dafür aber konstante Verbesserungen aus. Sinnvoll sei etwa der Einbau einer einfachen Aufstehhilfe in Toiletten für Rollator-Nutzer.

"Es wäre ein Fehler, zu früh zu viel anzugehen. Und man muss sich auch eingestehen, dass einiges wegen der baulichen Verhältnisse nicht umgesetzt werden kann", räumt Haase ein. Gerade in der Altstadt müssten die historischen Gegebenheiten berücksichtigt werden. Inklusion bedeute aber auch nicht gleich den Reiz des Stadtbildes zu gefährden. So könnten in die Planung von Straßensanierungen behindertengerechte Umbauten einbezogen werden. "Wir werden zunächst eine Bestandsaufnahme machen, wo was für Behinderte nötig und möglich ist", kündigt Haase das weitere Vorgehen der Aktionsgruppe an.

Inklusion soll im Alltag selbstverständlich werden

Danach könne ein Stadtplan erarbeitet werden, der in verschiedenen Farben die jeweilige Nutzbarkeit von Straßen und Wegen für Behinderte anzeigt. Das Schlagwort "Inklusion" dürfe nicht nur auf die Begriffe "Barrierefreiheit" und "Toiletten" reduziert werden, sondern müsse in den gesamten Alltag integriert werden, fordert Haase.

"Die Frage ist: Was können wir, einschließlich Gastronomie und Geschäftswelt, tun, um in unserer Stadt mehr Inklusion anzubieten, so dass Familien einschließlich älterer und behinderter Mitglieder eine optimierte Lebensqualität vorfinden und in Unkel ein Besuchererlebnis genießen können", so Rex Stephenson. Nur dann lebten ältere Bürger gern in Unkel und kämen Besucher auch gerne wieder.

Mitsprachemöglichkeit in Beirat und Aktionsgruppe

In der Verbandsgemeinde Unkel soll ein Beirat für Senioren und Behinderte gebildet werden, wie es ihn beispielsweise in Linz seit 15 Jahren gibt. Seniorenbeiräte eröffnen älteren Menschen eine politische Mitsprache, heißt es auf der Homepage der Verbandsgemeinde. In Rheinland-Pfalz betrage der Anteil dieser Gruppe an den Mandatsträgern in Gemeinde- oder Stadträten nur zehn Prozent. Die wachsende Anzahl älterer Menschen mache es geradezu notwendig, sich selbst zu engagieren und in einer Interessenvertretung tätig zu werden.

Nach einem Informationsabend der Unkeler Entwicklungsagentur wurde die Aktionsgruppe Inklusion gegründet. Sie will das Leben in Unkel für Ältere und Behinderte einfacher und attraktiver machen.

Kontakt: Detlef Haase ( E-Mail: DHmessage@gmx.de, Tel. 01 51/ 12 19 00 78) oder Rex Stephenson ( E-Mail: rex.stephenson@entwicklungsagentur-unkel.de).

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