Oberer Markt in Unkel Von der Backstube zum Bistro

UNKEL · Große Bauschilder der ausführenden Firmen verdecken zur Zeit noch die breiten Fenster des großen Hauses Frankfurter Straße 24/Höhe Oberer Markt. Dort haben bis Ende 2010 Michael und Luise Knäpper ihre Bäckerei und Konditorei betrieben.

 Das traditionsreiche Gebäude Frankfurter Straße 24 vom Oberen Markt aus gesehen.

Das traditionsreiche Gebäude Frankfurter Straße 24 vom Oberen Markt aus gesehen.

Foto: Küsters

"Wir sind ungemein froh, dass wir für dieses Projekt Licht am Ende des Tunnels vermelden können", so der Vorsitzende der Entwicklungsagentur Unkel, Rex Stephenson, bei einem Pressetermin mit den Besitzern des Gebäudes, den Geschwistern Agnes Justen-Horsten und Heinz Justen. Während der Kaufvertrag für das ehemalige, sanierungsbedürftige Armenhauses in der Lehngasse (der GA berichtete) kurz vor der Unterzeichnung stehe, könne für diese Sanierung bereits ein Zwischenbericht gegeben werden, erklärte er.

"Viele werden sich gewundert haben, warum es so lange gedauert hat, bis die Bauarbeiten endlich im Juni begonnen haben. Aber nach der intensiven Planung mussten das Gelände an zwölf Stellen durch eine sechs bis acht Meter tiefe Pfahlgründung aufwändig gesichert und die Ecke des Schwarzenberger Hofs hinter dem großen Torbogen unterfangen werden", so Heinz Justen.

Aufgrund der langwierigen Vorarbeiten sei klar gewesen, dass eine Totalsanierung bei einem Objekt im Betrieb nicht möglich gewesen sei, erklärte er die Kündigung zum Dezember 2010 nach 30-jähriger Pachtzeit der Café-Bäckerei. "Es handelt sich um unser Elternhaus, in dem schon unser Großvater Hermann Driesch eine Dampf-Bäckerei betrieben hat, für den wir als Kinder noch Brötchen im Ort ausgetragen haben", begründete Justen-Horsten die emotionale Bindung der Geschwister an das Gebäude.

Erworben hatte das Gebäude ihr Urgroßvater Ignaz Hartmann, der in Neuwied eine Spedition betrieb, bevor er seiner großen Liebe, die er in Unkel beim Winzerfest kennen gelernt hatte, in die alte Rotweinstadt gefolgt war.

"Da die Situation für Kleinbäcker nicht gerade rosig ist, haben wir einen Produktionsbetrieb ausgeschlossen, aber für die Belebung des Oberen Marktes im Erdgeschoss einen gastronomischen Betrieb ins Auge gefasst", erklärte Heinz Justen. Im Ersten Obergeschoss sollen Praxisräume für einen Facharzt entstehen. Dieser habe dort dann auch die Möglichkeit, mit den Kollegen in von Stephan Martini geplanten Ärztehaus in unmittelbarer Nähe sowie mit Allgemeinmedizinern der Stadt zu kooperieren.

"Da Reinhard Lahr von der Unteren Denkmalbehörde die Fassade mit dem großen Blumenfenster als typisches Beispiel für die 1960er Jahre erhaltenswert eingestuft hat, haben wir nur den Anbau der früheren Backstube abreißen und als Lager für den gastronomischen Betrieb in wesentlich kleinerem Ausmaß wieder aufbauen lassen", so Justen-Horsten.

Durch diesen erhalte auch die Arztpraxis eine Terrasse, über welche die mächtigen Kiwipflanzen hinter dem Torbogen zum Schwarzenberger Hof hin mit Sonnenlicht versorgt würden.

In diesem Bereich liegt auch der Eingang zum Treppenhaus, das in das Erste Obergeschoss und zu den 75 und 45 Quadratmeter großen Dachgeschosswohnungen führt. Erreichbar sind diese von dem ehemaligen Garten aus, der schon 1986 in einen Parkplatz umgewandelt worden war, auch per Lift und somit wie alle Bereiche des Gebäudes barrierefrei.

"Ohne Entgegenkommen unserer Nachbarn wären diese Arbeiten in der engen und verwinkelten Bebauung gar nicht möglich", bedankten sich die beiden Bauherren, die davon ausgehen, dass die Arbeiten im Mai/Juni 2016 abgeschlossen sind.

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