Georg Mollberg Unkeler Diakon setzt sich für mehr Mitbestimmung in der Kirche ein

UNKEL · Das Zölibat, das werde bald kippen, prophezeit einer, der derzeit noch viel dickere Bretter in der Katholischen Kirche bohrt. Georg Mollberg, Diakon aus Unkel, setzt sich aktiv für Demokratie in der Kirche ein und fordert mehr Mitbestimmung bei der Bischofsernennung.

 Der Unkeler Diakon Georg Mollberg strebt eine aus Sicht der Katholischen Kirche radikale Reform an.

Der Unkeler Diakon Georg Mollberg strebt eine aus Sicht der Katholischen Kirche radikale Reform an.

Foto: Frank Homann

Dabei ist die Forderung nach mehr Mitspracherecht unter Katholiken nicht neu, wohl aber deren Intensität: Gemeinsam mit zwei weiteren Diakonen des Bistums Köln hat Mollberg die "Kölner Kircheninitiative" (KKi) gegründet. Und diese schlägt bundesweit hohe Wellen.

Es gäbe wohl kaum einen besseren Tag, Georg Mollberg zu treffen. Der Papst ist an diesem Donnerstag auf den Tag genau ein Jahr im Amt. "Er war für uns der entscheidende Impuls", sagt Mollberg. Während bis heute noch die Kirchenlieder in Rom abgesegnet werden müssen, kündigte das Kirchenoberhaupt kurz nach seiner Wahl an, die Ortskirchen sollen künftig selbstständiger arbeiten dürfen. Ginge es nach Mollberg, würde das heißen, dass sich die Kirche öffnet.

"Viele Priester in der Diözese sind völlig überfordert, manche hatten sogar einen Burn-out", sagt er, "dabei wäre dieses Problem so leicht zu lösen." Mollberg plädiert, die Gemeindeleitung dürfe nicht nur vom Priester ausgehen. Stattdessen müsse jede Gemeinde die vielen guten Talente ihrer Mitglieder nutzen.

"Einer könnte Buch führen, eine andere predigen, ein weiterer Gottesdienste leiten, wieder andere sich um die Gebäude kümmern", schlägt der 66-Jährige vor und resümiert: "Damit hätten wir die Strukturreform, also die Zusammenlegung von Pfarreien, nicht gebraucht." Die Priester sollen nicht in der Verwaltung, sondern am Krankenbett sitzen - und die Last müsse auf mehreren Schultern verteilt werden, sagt er.

Eben diese Veränderungen kann nur der Bischof in die Wege leiten. Und an dessen Wahl, so fordert es die Initiative, sollen alle mitwirken. Frei nach dem Motto: Wer für sein Volk da sein soll, muss auch von ihm gewählt sein. Als Joachim Kardinal Meisner dem Papst sein Rücktrittsgesuch unterbreitete, schrieben die drei Revoluzzer einen Offenen Brief an den Papst und das Domkapitel Köln, in dem sie ihren radikalen Reformvorschlag publik machten. 1750 Katholiken unterstützten diesen.

Das ist in Anbetracht von gut zwei Millionen Katholiken im Bistum Köln nicht viel. Das weiß auch Georg Mollberg. Doch er sagt: "Die Leute sind nicht gewohnt, gefragt zu werden. Zudem haben unseren Brief nur fünf Pfarrer in ihrer Gemeinde beworben." Die Angst vor Versetzung oder Anfeindungen aus der Gemeinde sei unter Priestern und Diakonen groß.

"Auch ich wurde von meinen Mitbrüdern nicht auf unseren Vorstoß angesprochen", wundert sich der Unkeler. Heftigere Reaktionen vernahm sein Mitstreiter Hanno Weinert-Sprisser. Auf Facebook wünschten ihn die Leute auf den Scheiterhaufen. Ein Bekannter, erzählte er mal, habe ihm geraten: "Hanno, lass das, du hast Familie."

Seit Anfang Januar ist der Fragebogen nun im Internet verfügbar. 804 Menschen haben diesen bislang ausgefüllt. Das Ergebnis spiegelt wider, was die Initiative fordert: Auf die Frage, welche Eigenschaften der nächste Kölner Erzbischof unbedingt besitzen solle, antworteten die meisten Menschen mit "Dialogbereitschaft und Dialogfähigkeit" - dicht gefolgt von "Toleranz gegenüber Andersdenkenden".

"Wir müssen wieder miteinander sprechen", sagt Mollberg. Es dürfe nicht sein, dass wie bisher 15 Priester, die Domkapitulare, allein bestimmen, welche drei Kandidaten dem Papst als potenzielle Erzbischöfe vorgeschlagen werden - "wir wollen keine Basisdemokratie. Wir möchten nur beteiligt werden."

Dieser Wunsch geht auch aus den Antworten auf eine weitere Frage hervor: Welche wichtigen Aufgaben soll der kommende Erzbischof vorrangig angehen? 596 Menschen antworteten: Abbau von Machtstrukturen und Angst. "Ein Hirte muss den Stallgeruch seiner Herde an sich haben, kein Parfüm", sagt Mollberg und erinnert sich gerne an den früheren Bischof Franz Kamphaus. Dieser habe einen Bischofsstab aus Holz benutzt und dies mit den Worten erklärt: "Das stammt aus dem Türpfosten meines Elternhauses. Der hatte viel zu tragen."

Auch die weiteren Antworten auf die Frage sind interessant: Die zweitmeiste Zustimmung erhielt "Mehr Verantwortung für Frauen, pastoral und organisatorisch", gefolgt von "Mehr Verantwortung für Gemeindemitglieder und deren stärkere Einbindung in Entscheidungen".

Die Umfrageergebnislisten schickte die KKi nun an das Domkapitel. Dessen Vorsitzender, Norbert Feldhoff, bestätigte den Erhalt. "Er sicherte uns zu", so Georg Mollberg, "diesen Brief mit allen Anlagen den Domkapitularen zuzustellen. Wir wünschen uns jetzt, dass die Vorstellungen der Gläubigen in die Beratungen um die Bischofswahl einbezogen werden." So recht daran glauben mag er nicht, denn: "Die Kirche will nicht freiwillig Macht abgeben."

Die Mission geht auch danach weiter. In Hamburg, Erfurt, Freiburg und anderen Bistümern wird das Bischofsamt bald ebenfalls neu besetzt. Ein Ende ist nicht in Sicht. Ein Ende, sagt er, das er selbst nicht erleben werde.

Info: Weitere Informationen erhalten Sie auf der Internetseite der Initiative: www.koelner-kircheninitiative.de

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