Politkabarett in Rheinbreitbach Uli Masuth will kein Nörgler sein

RHEINBREITBACH · Er mache kein Kabarett, das Missstände anprangere, Politiker vorführe und die Welt durch die Brille des Nörglers sehe, versprach Uli Masuth am Sonntag Abend im Spiegelzelt. Im Gegenteil. Er verbreite gute Neuigkeiten.

 Uli Masuth zelebriert Kabarett.

Uli Masuth zelebriert Kabarett.

Foto: Frank Homann

"Und jetzt die gute Nachricht" hat er daher sein Programm betitelt. Das mit der frohen Kunde ist natürlich geflunkert. Wo die Großkopferten keinen Fettnapf auslassen, wo vieles zum Himmel stinkt, dort liegt die Munition für Kabarettisten. Nein, an politischen Zielscheiben kann Uli Masuth nicht vorbei.

Masuth knöpft sich "Flinten-Uschi" von der Leyen vor, Merkel, Putin, Obama oder Uli Hoeneß, "Vater Teresa vom Tegernsee". FDP, AfD, NSA und BND. Eurokrise, Lohndumping, Armenhaus Südeuropa: Mit der Giftspritze geht Masuth über jegliches Unkraut, das in Wirtschaft und Politik sprießt.

Dabei serviert er keine Kracher-Pointen, er hält es mit leiseren Tönen. Dazu spielt er ein gepflegtes Kaffeehaus-Piano, klimpert wohltemperiert zu Sticheleien im Plauderton. Uli Masuth macht Politkabarett zum Schmunzeln, nicht zum Schenkelklopfen. Selten lacht man laut, aber nie unter Niveau.

Der Mann am Klavier ist der Feinfühlige unter den Kabarettisten. Den Krisen in dieser Welt geht er auf den Grund und denkt sie weiter. Und wenn er richtig besinnlich wird, hilft ihm sein Klavier, das Gewicht der Worte zu tragen. Manchmal geraten seine Denkanstöße bei all ihrer Aktualität fast zur Weihnachtsansprache, dabei schildert er nur den alltäglichen Wahnsinn, indem er die Hintergründe beleuchtet und Zusammenhänge herstellt.

Warum braucht der Deutsche gute Nachrichten? Zunächst beginnt Masuth mit der Beschreibung dieses Volkstyps. Die heruntergezogenen Mundwinkel sind für ihn "das deutsche Lächeln", schwarz als typisches Outfit und verschränkte Arme runden das Bild ab. Die Deutschen sind ein Volk von Schwarzmalern, Miesepetern und Katastrophenjunkie.

Die Nationalhymne in Moll gespielt passt doch viel besser zum deutschen Wesen und das Lachen im Publikum wertet er als Zustimmung zu seiner These.

Trotz aller Spannungen in der Welt schließt er einen dritten Weltkrieg aus, denn ohne Deutsche sei der nicht möglich und das Kriegsgerät der Bundeswehr nicht einsatzfähig. Ob eine Nachricht gut oder schlecht ist, kommt eben auf die Betrachtungsweise an.

Breiten Raum in seinem Programm nimmt das Geld ein, denn "das Problem bei den Finanzen ist immer das Geld". Ob Steuerhinterziehung und der Umgang damit - Masuth hat hier eine breite Palette von Zitaten zu Uli Hoeneß - oder die jüngsten Enthüllungen über die Steueroase Luxemburg, Masuth hat genau recherchiert. Würden die Steuern in Höhe von einer Billion Euro, die jährlich in der EU hinterzogen werden, bezahlt, so hätten wir keine Finanzkrise und die Südländer keine erdrückenden Schulden.

Aber die Jobkrise im Süden passt gut zu unserem Fachkräftemangel. So hat er sich schon mal selbst auf dem "Arbeitsmarkt" in Rumänien umgesehen. Denn die Zwanzigjährige, die heute an der Straße steht, ist die Altenpflegerin von morgen. Für Masuth ist eben alles nur eine Frage der Perspektive. Und so lange die Skandale nicht ausgehen, sondern nur die Superlative dazu, wird auch Uli Masuth gute Nachrichten finden.

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