Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal Stark machen für Aufnahme des Rheintals bis Bonn

UNKEL · Die Vision der neun Männer auf dem Podium hört sich folgendermaßen an: Das Mittelrheintal von Koblenz bis Bonn soll in die Unesco-Liste der Welterbestätten aufgenommen werden.

Blick über die Burgruine auf dem Drachenfels ins Rheintal und nach Bonn: Auch diese Aussicht soll Weltkulturerbe werden.

Blick über die Burgruine auf dem Drachenfels ins Rheintal und nach Bonn: Auch diese Aussicht soll Weltkulturerbe werden.

Foto: Frank Homann

Schön ist es ja in Unkel am Rhein, wo im Kleinen Schulz, der zum Rheinhotel Schulz gehörenden Gaststube, bei einem Glas Rabenhorst-Saft eine Art Auftaktveranstaltung stattfindet.

"Erholung, Stille, Gesundheit: Dafür steht der Rhein schließlich auch", eröffnet Moderator Dirk Volker Seeling die Gesprächsrunde. Eingeladen sind Vertreter aus Politik, Unternehmen, Verbänden und Bürgerschaft, um ein möglichst breites Bekenntnis abzulegen. Wohlgemerkt geht es, wie es der CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel aus Windhagen formuliert, "vorerst um eine Interessenbekundung". Er, Rüddel, und der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Hönningen, Michael Mahlert (SPD), haben sie losgetreten und damit an einigen Stellen offene Türen eingerannt.

Jörg Haas, Investor am Unternehmerviertel "Bonner Bogen" (unter anderem Kameha Grand Hotel) und Besitzer des Restaurants am Rolandsbogen, spricht von einer "Idee, die eine gute Idee ist", weil, wie er meint, "die Marke Rhein ökonomisch unglaublich wertvoll ist. Eine Marke vor unserer Haustür, die wir geschenkt bekommen haben".

Ähnlich sieht es Gereon Haumann. Der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Rheinland-Pfalz (Dehoga) sagt, man müsse im "europäischen Wettstreit in Regionen denken". Ein bisschen sei die Gegend zwischen Koblenz und Bonn in einen "Dornröschenschlaf gefallen". Es sei an der Zeit, diese Region gemeinsam in Wert zu setzen. "Was das Meeresrauschen für die Nordsee ist, müssen wir durch Qualität erreichen."

Eine Kerbe, in die der Königswinterer Gastronom Hermann Nolden schlägt, der das Restaurant auf dem Drachenfelsplateau und das Insel-Café auf der Bad Honnefer Insel Grafenwerth betreibt: "Was die Gastronomie im Mittelrhein angeht, haben wir sicher noch keine Weltklasse erreicht." Und Roland Kohler, wie Moderator Seeling im Vorstand der Bürgerinitiative Romantischer Rhein, findet, "viele Schätze müssen noch gehoben werden". Er deutet damit an, dass mit einer etwaigen Aufnahme in die Welterbeliste ein wichtiger Schritt getan wäre, um leichter an Fördertöpfe zu gelangen, beispielsweise für die Sanierungen von Denkmälern.

Es sind also eine Menge Meinungen, die da zusammen kommen und die Frage aufwerfen: Wie ließe sich dieses gemeinsame Ziel erreichen? Aus Sicht von Jörg Haas dauere ein solcher Vorgang zehn, vielleicht 15 Jahre, aber man müsse einmal den Anfang machen.

Mahlert und Rüddel gehen davon aus, dass auf lange Sicht eine Geschäftsführung an eine bestehende Verwaltung angegliedert werden müsse, um entsprechende Anträge vorzubereiten. Mahlert: "Wir müssen den ersten Schritt machen. Ich werde immer häufiger gefragt, ob wir nicht Gefahr laufen, von anderen Regionen touristisch abgehängt zu werden."

Von Koblenz bis Bingen zieht sich schließlich das bei Touristen sehr beliebte, bereits zum Welterbe zählende Obere Mittelrheintal (siehe Kasten). Bei der nördlichen Begrenzung spielte seinerzeit auch das dort gelegene Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich eine Rolle. Nach der verkündeten Abkehr vom Atomstrom wird es allerdings sukzessive zurückgebaut. Rüddel wittert dadurch eine neue Chance.

Und Moderator Seeling, der mit seiner Bürgerinitiative gegen den Bau von Windrädern am Asberg in der Verbandsgemeinde Unkel kämpft, ist im Kleinen Schulz dankbar für die Frage aus dem Publikum, was denn all diese Pläne eigentlich für aktuelle Themen wie den Windpark, den zunehmenden Bahnlärm und den Hochwasserschutz bedeuten. Heiner Eckoldt vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege bezieht da eindeutig Position: "Ohne die Einbeziehung der Bürger wird es nicht gehen. Es passt natürlich nicht zusammen, wenn wir uns einerseits für eine Aufnahme stark machen und andererseits die Kulturlandschaft nicht erhalten."

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