Rheinbreitbach Sechs-Parteien-Haus hat nur zwei Internetanschlüsse

RHEINBREITBACH · Die Geschichte, die Cornelia Heinen erzählt, klingt wie aus einer anderen Zeit. Doch sie ist hochaktuell. Heinen ist seit gut sechs Jahren Eigentümerin einer Wohnung in einem Sechs-Parteien-Haus am Rheinbreitbacher Maarweg. Als vor zwei Monaten ihr Sohn Matthias Moor dort einzieht, stellt dieser fest: Es gibt in der Wohnung gar keinen Internetanschluss.

 Cornelia Heinen ist überrascht, dass ihre vermietete Wohnung keinen Internetanschluss besitzt.

Cornelia Heinen ist überrascht, dass ihre vermietete Wohnung keinen Internetanschluss besitzt.

Foto: Frank Homann

Den Vertrag mit der Telekom hat er da längst abgeschlossen. Viele Beschwerdeanrufe später erfährt er von einem Telekom-Techniker, dass nur zwei der sechs Wohnungen das Internet aus Kapazitätsgründen nutzen können.

Matthias Moor ist auf Jobsuche - und frustriert. Nicht, weil der gelernte Schlosser so viele Absagen bekommt, sondern weil das Bewerben ohne Internet sehr mühsam ist. Es ist ja so: Stellenausschreibungen stehen heute oft nur im Internet. Der 26-Jährige aber ist seit zwei Monaten offline wider Willen. "Für jede E-Mail fahre ich zu meiner Mutter", klagt er.

Wir gehen der Sache nach. Ein Anruf bei der Telekom. Der Konzern bestätigt den Befund ihres Technikers. Die Hotline, die Moor mehrfach mitteilte, dass es mit dem Internet eigentlich funktionieren müsse, hätte das Problem nicht erkennen können. "Sie sehen nur: Das Haus verfügt über einen Internetanschluss", sagt ein Telekom-Sprecher.

Dass es aber nicht über genügend Kapazität verfüge, könne erst ein Techniker bei einer persönlichen Begutachtung feststellen. Dies sei aber kein alleiniges Problem der Telekom, sondern aller Netzbetreiber. In dem Ortsbereich, in dem Moor nun wohnt, ist der Ausbau der nötigen Glasfaserkabel schlichtweg nicht ausreichend vorhanden.

Ein Ausbau sei derzeit auch aufgrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit nicht geplant. Es gebe einfach zu wenig Anfragen aus diesem Teil Rheinbreitbachs. Außerdem, so der Sprecher, geschehe der Ausbau ohnehin immer in Abstimmung mit der Kommune.

Also rufen wir bei der Verbandsgemeinde (VG) Unkel an. Dort heißt es: Der Netzausbau stehe weit oben auf der Agenda. "Die DSL-Struktur wird im gesamten VG-Gebiet überarbeitet", sagt Büroleiter Jörg Harperath. Er werde nach der Kommunalwahl mit allen Netzbetreibern sprechen.

"Erpel ist beispielsweise top ausgestattet, Rheinbreitbach aber ist unser Stiefkind", sagt Harperath. In einem Teilbereich wurde bereits reagiert: Mit der Sanierung der Rheinblickstraße wird derzeit die Breite Heide mit schnellerem Internet versorgt. Ende März sind die Arbeiten dort erledigt. "Wir arbeiten in den anderen Ortsteilen mit Hochdruck an dem Problem", so der Büroleiter.

Matthias Moor bleibt bis zu diesem Ausbau offline. Seinen Vertrag mit der Telekom hat er bereits gekündigt. Das Bonner Unternehmen hat ihm die beiden Monatsraten, die er schon gezahlt hatte, zurücküberwiesen.

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