Kläranlage Linz-Unkel Schlamm soll besser genutzt werden

UNKEL · Die Kläranlage Linz-Unkel plant, eine in Deutschland noch ungenutzte Technik einzuführen. Die Klärschlämme, die bislang nur als Abfallprodukt gelten und deren Entsorgung die Verbandsgemeinden Unkel und Linz viel Geld kostet, sollen mit dieser neuen Methode verbrannt werden.

 In der Kläranlage Linz-Unkel wird das Schmutzwasser zunächst mechanisch, anschließend biologisch gereinigt.

In der Kläranlage Linz-Unkel wird das Schmutzwasser zunächst mechanisch, anschließend biologisch gereinigt.

Foto: Homann

So könnte die zu entsorgende Menge von 2200 auf 580 Tonnen reduziert werden. Die dadurch anfallenden Kosten in Höhe von derzeit 120.000 Euro könnten somit ebenfalls deutlich reduziert werden.

Die Genehmigungen sind zwar noch nicht erteilt, sollen aber im Februar folgen, heißt es seitens des Zweckverbandes Abwasserbeseitigung Linz-Unkel. Im Juni soll dann bereits mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Zehn bis zwölf Monate später soll die neue Produktionsstätte in Betrieb gehen. Die Kosten für den Kauf der Mineralisierungsanlage und den Bau einer großen Halle werden vom Zweckverband auf 1,4 Millionen Euro geschätzt. Dieser hat bereits Förderanträge beim Land und beim Bund gestellt.

Es ist ein bundesweites Pilotprojekt, das die Betreiber des Abwasserwerkes derzeit vorantreiben. "Der Klärschlamm macht etwa ein Prozent des auf der Kläranlage ankommenden Abwassers aus, verursacht jedoch 30 Prozent der Kosten und 90 Prozent der Kopfschmerzen", hat Karl Imhoff, Bauingenieur und Pionier der Abwassertechnik, einmal gesagt. Eine Aussage, die auch heute noch bei vielen Kläranlagen ihre Berechtigung hat. "Für uns ist der Klärschlamm nicht mehr ein Abfallprodukt, sondern ein Wertstoff", sagt Dagmar Stirba, Werksleiterin des Abwasserwerkes.

Bislang müssen die Landwirte dafür bezahlt werden, dass sie den Klärschlamm auf ihren Äckern als Düngemittel entsorgen. Mit der neuen Technik würde der Großteil des Schlamms bei 500 bis 600 Grad flammenlos verbrannt werden. Zudem kann durch die Mineralisierung Phosphor zurückgewonnen werden.

"Dies könnten wir der Landwirtschaft dann künftig gezielt zuführen", sagt Stirba. Ohnehin stehen auf politischer Ebene Änderungen in der Bewertung des Klärschlamms im Raum: Der Koalitionsvertrag lässt die Verantwortlichen hoffen, dass er künftig als Wertstoff angesehen wird. Die Folgen für den Verbraucher seien deutlich spürbar, erklärt die Werksleiterin: "Wir wollen die Gebühren stabil halten, weil uns die Kosten sonst durch die Decke schießen."

In den vergangenen fünf Jahren seien die Kosten pro Kilowattstunde von 13 auf 17 Cent gestiegen. Den Stromverbrauch konnte die Kläranlage im gleichen Zeitraum von 850.000 Kilowattstunden pro Jahr auf 360.000 verringern. Vor allem deshalb, weil das Werk nicht zum ersten Mal Mut und Ideenreichtum bewies.

Seit Januar 2012 wird in Unkel der Klärschlamm besser genutzt: Das Verfahren wurde auf Schlammfaulung umgestellt; und so eine energetische Optimierung erreicht. Mittlerweile verarbeitet das Werk auch die Klärschlämme der Kläranlage in Vettelschoß. "Unser damaliges Pilotprojekt stieß überall auf sehr gute Resonanz und wird inzwischen von mehreren Anlagen in Deutschland genutzt", berichtet Stirba.

Der Zweckverband betreibt seit 1993 zur Reinigung der anfallenden Abwässer verschiedener Ortsgemeinden der Verbandsgemeinden Linz und Unkel am Rhein eine mechanisch-biologische Kläranlage. Auf eine energetische Nutzung legen die Verantwortlichen Wert: So setzt das Werk auch auf Sonnenenergie. Dank mehrerer Photovoltaikanlagen erzeugt es etwa 40 000 Kilowattstunden pro Jahr für den Eigenbedarf.

So wird aus Abwasser Energie

Das Abwasser von rund 28.800 Einwohnern der Verbandsgemeinden Unkel und Linz fließt durch Rohre zur Kläranlage in Unkel. Dort wird es im ersten Schritt mechanisch gereinigt. "Eine Maschine entnimmt Grobstoffe und befreit das verunreinigte Wasser von Sand und Feststoffen", erklärt Abwassermeister Joachim Kröll.

Es folgt im zweiten Schritt eine biologische Reinigung: Bakterien werden dafür in einem Becken gezüchtet, die Schmutzstoffe aus dem Abwasser eliminieren. Durch diesen Vorgang vermehren sich die Bakterien. Die überschüssigen Bakterien, die bereits Schmutzstoffe aufgenommen haben, werden entwässert - und es entsteht Klärschlamm.

Im dritten Schritt wird aus dem Klärschlamm Strom gewonnen. Dafür wird der Klärschlamm in einem Bottich auf 42 Grad erhitzt und gerührt. Dadurch entstehen Gase, die wiederum abgezogen und in einer Mikrogasturbine verstromt werden. Den gewonnenen Strom nutzt das Klärwerk für den eigenen Gebrauch.

Die neue Technik soll um Schritt vier erweitert werden. Der ausgefaulte Schlamm soll fortan getrocknet und verbrannt werden. Damit will der Zweckverband Abwasserbeseitigung Linz-Unkel vor allem die Nachhaltigkeit verbessern und die Gebühren für den Verbraucher stabil halten.

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