Heimatverein Rheinbreitbach Philipp Oebel und Hermann Hertling bescherten vergnüglichen Abend

RHEINBREITBACH · Die Sorge der Organisatoren vom Heimatverein Rheinbreitbach, der Saal könnte leer bleiben, war unbegründet: "Die kölsche Mundart ist offensichtlich so attraktiv, dass der Saal rappelvoll ist", freute sich Vorstandsmitglied Paul Kuhnert, der die zahlreichen Gäste begrüßte, die aus der ganzen Umgebung in das Burghotel Ad Sion gekommen waren.

 Amüsant: Hermann Hertling (links) und Philipp Oebel unterhalten mit kölscher Mundart.

Amüsant: Hermann Hertling (links) und Philipp Oebel unterhalten mit kölscher Mundart.

Foto: Frank Homann

Und die wurden belohnt. Mit der Liebeserklärung an die Domstadt, das "Colonia Lied", begann Philipp Oebel den Kölner Mundartabend, den er mit dem Krätzjes-Verzäller Hermann Hertling gestaltete.

Oebel war den Rheinbreitbachern von seinem Gastspiel vor einigen Jahren schon bekannt. Aber auch Hertling, ein Ur-Kölner, der 54 Jahre lang "et Kumede-Thiater vun Kölle" leitete, brauchte man Mundartfreunden eigentlich nicht vorzustellen. "Er ist nicht nur Regisseur, Autor und Schauspieler, sondern auch Übersetzer", spielte Kuhnert auf Hertlings "Rommi un Julche" an, wie Shakespeares bekanntes Liebesdrama auf Kölsch heißt, wobei er aus den beiden verfeindeten Familien Veronas die Montejüs un Kappesletts gemacht hat.

"Beim Auftritt der 3 Colonias hier vor einem Jahr hat mich die Christa Scharfenstein mit dem Lasso eingefangen", sagte Hertling. Da en Krätzjes-Verzäller nix behalten könne, habe er sein dickes Buch mitgebracht voller Geschichten von guten Autoren wie Willi Reisdorf, die leider in Vergessenheit geraten seien. "Un he, der Jung met der Schieberkapp, da hat ich dat Verjnöje, den in der Filarmonie als Solist ze senn. Da opzetredde is de höchste Weihe in Kölle", so Hertling über seinen Mitstreiter Oebel.

Der bekannte sofort: "Bevor Se mich frare: Jo, isch bin verwandt mit dä Bäckersleut'. Aber minge Brötche muss ich selver zahle!" Seit fünf Jahren schon verdiene er sein Geld auf die angenehmste Art, beschrieb Philipp Oebel sein Leben als Sänger kölscher Krätzjer, von denen er 111 im Kopf habe. Das Publikum in Rheinbreitbach sei so gut drauf, es singe Lieder mit, die andere gar nicht kennen, hatte er vor seinem Auftritt von den Rheinbreitbacher geschwärmt.

Und er behielt recht: Beim Körnchen-Lied "Eener hamer schon, zwei kräje mer noch, sechs waade noch ze Huss", bewiesen viele im Saal ihre Textsicherheit. Das galt auch für die Fortsetzung des Ostermann-Liedes "Däm Schmitz sing Frau is durchjebrannt!" Nach Gerold Kürten "is die widder doh". Und schon sang fast der ganze Saal: "Dä Schmitz hät sich bahl ömjebraht, jetz hät hä selvs sich dönn jemaht, tralalalala!" Und Hertling setzte einen drauf, indem er den Zuhörern knatschverdötschte Geschichten etwa über die variantenreiche Übersetzung von "adäquat" erzählte.

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